Fantasie
Ich habe unendlich viele Ideen und es fällt mir leicht sie immer weiter auszubauen. Ich fange mit einer Kleinigkeit an und am Ende verändert es die Welt.
Es macht mir viel Spaß darüber nachzudenken und es motiviert mich sehr - zumindest am Anfang.
Irgendwann wird das Projekt so groß, dass ich nicht mehr weiß, wo ich anfangen soll. Ich überfordere mich selbst und nehme mir die Möglichkeit klein anzufangen. Es wird schnell unrealistisch bis unmöglich. Ich versuche alle Eventualitäten zu berücksichtigen und nichts falsch zu machen. Ich möchte den perfekten Plan.
Ich überlege mir schon länger, wie ich ein Haus für mich gestalten würde. Am Anfang ist es noch nicht besonders ausgefallen. Ich habe ein paar Ideen, die mir wichtig sind. Es ist aber noch im Rahmen.
Das Haus soll sehr gut isoliert sein. Mir gefällt die Idee eines Strohballenhauses. Das ist so gut isoliert, dass wir keine Heizung brauchen. Es wirkt auch unkompliziert. Wir können die Strohballen gleichzeitig als Wände nutzen. Die werden dann mit Lehm verputzt und wir haben ein super Raumklima.
Dazu kommen dann noch eine Wärmepumpe und eine Solaranlage, wahrscheinlich mit Speicher.
Ich möchte eine große, lichtdurchflutete Wohnküche mit viel Glas im Erdgeschoss. Im ersten Stock ein Schlafzimmer mit angeschlossenem Bad und einem großen Balkon.
Das war es schon.
Es gefällt mir zumindest theoretisch energieautark zu sein. Ich möchte das Haus so gestalten, dass die laufenden Kosten und der Aufwand zur Wartung möglichst gering sind. Ich möchte es bauen (lassen) und mich dann nicht mehr darum kümmern müssen.
Ich brauche aber eigentlich noch ein Arbeitszimmer und ein Fitnessstudio, damit ich zuhause arbeiten und trainieren kann.
Eine Schwimmbahn wäre auch sehr praktisch. Dort müsste dann aber auch eine Dusche sein. Ich möchte nicht das ganze Haus unter Wasser setzen, wenn ich schwimmen war. Das könnte ich dann mit dem Fitnessraum verbinden.
Dann möchte ich mich aber auch direkt wieder anziehen können, also muss auch noch ein Kleiderschrank her.
Da wir gerade davon sprechen, möchte ich auch eine Kleiderrutsche haben. Damit ich die getragenen Klamotten nicht zur Waschmaschine bringen muss.
Das Badezimmer sollte unter dem aus dem ersten Stock sein, damit die Verlegung der Rohre leichter ist. Passt das alles noch auf eine Ebene oder brauche ich mittlerweile mehr Stockwerke?
Ein Raum aus Glas zum Entspannen über allem anderen wäre auch cool. Dort könnte ich zur Ruhe kommen.
Es soll auch nicht nur irgendein Arbeitszimmer sein. Es gibt das Konzept der Eudaimonia Maschine. Dort wird das Büro in mehrere Bereiche aufgeteilt:
- Hall of Fame
- Café
- Konzepte und Ideen erarbeiten (Whiteboard)
- Bibliothek
- Konzentriertes Arbeiten
- Nachdenken / Ruhe / Kontemplation
Am besten ist alles so aufgebaut, dass ich von einem Raum in den nächsten gehen kann und dadurch meine Routine abgebildet ist. Mein Tagesablauf folgt der Umgebung.
Was passiert aber, wenn sich etwas ändert? Also muss alles so flexibel gestaltet werden, dass es sich an die Routine anpassen kann.
Ich möchte einen Bereich pro Tätigkeit und nicht unnötig durch andere Räume gehen.
Es gefällt mir auch beim Nachdenken spazieren zu gehen. Daher wäre eine überdachte Laufbahn noch sehr gut. Dann bin ich unabhängig vom Wetter. Ich möchte aber nicht hin und her laufen, sondern Runden drehen können. Deshalb müsste es ein Kreis um das Haus werden.
Gleichzeitig gefällt mir aber auch eine U-Form sehr gut. Wenn das Haus nach Süden ausgerichtet ist, habe ich so möglichst viel Sonneneinstrahlung. Ich könnte dann das Dach nach innen fallen lassen und mit Solarpanelen bestücken. Dadurch hätte ich dann auch sehr hohe Decken, was mir gut gefällt.
Die Laufbahn passt da dann aber nicht mehr so gut hinein.
Das Dach soll etwas überstehen, damit die Sonne im Sommer nicht durch die Fenster fällt, aber die tieferstehende Wintersonne das Haus mit Licht und Wärme versorgen kann.
Natürlich muss auch alles automatisiert werden.
Da es nicht gut für uns ist abends noch blaues Licht abzubekommen, brauche ich auch dafür eine Lösung. Ich möchte aber keine Brille tragen, sondern die Beleuchtung sollte sich anpassen. Am besten wäre es, wenn das Licht nicht mehr von der Decke kommt, sondern unter Augenhöhe platziert ist.
Ich möchte die Einkäufe aus der Garage direkt in die Küche bzw. den Lagerraum bringen können. Dafür brauche ich dann einen Eingang in der Garage, der direkt dorthin führt.
Aber auch hier gibt es Überschneidungen mit dem Rundweg. Ich brauche also eine neue Form für das ganze Haus.
Dann sind wir schnell an dem Punkt, an dem es keinen Sinn mehr macht, das Gebäude nur für mich allein zu bauen. Also brauche ich noch weitere Wohneinheiten.
Das sind sicherlich alles Herausforderungen, die lösbar sind, es werden aber immer mehr. Ich kann nicht mehr alles gleichzeitig im Kopf behalten und fühle mich überfordert. Es gibt zu viel zu bedenken und ich möchte mich mit etwas anderem beschäftigen.
So geht es mir in allen Bereichen. Ich starte mit einem kleinen Haus und am Ende habe ich einen Gebäudekomplex. Ich verliere völlig den Überblick und weiß nicht mehr, wo ich anfangen soll.
Anstatt mich auf den ersten Schritt zu konzentrieren, plane ich Schritt Nummer 73 und denke über Eventualitäten nach, die im aktuellen Kontext völlig irrelevant sind.
Irgendwann habe ich dann aber doch noch einen Einfall, wie ich es alles verbinden könnte und mache dort weiter, wo ich aufgehört habe. Mir fallen immer mehr neue Dinge ein, die ich "unbedingt" brauche. Immer mehr Dinge, die ich beachten sollte.
Ich mache mir selbst immer größeren Druck, bis ich darunter zusammenbreche.
Die Lösung ist mir zu überlegen, was davon überhaupt realistisch ist und mir dann einen Plan zu machen. Das große Ziel in viele kleine Schritte aufteilen und klein anzufangen. Anstatt mich auf das Endresultat zu konzentrieren, kann ich eine Aufgabe nach der anderen erledigen. Die kleinen Schritte wirken nicht so beängstigend und ich kann jeden einzeln angehen.
Wenn ich merke, dass er doch zu groß ist, kann ich ihn noch weiter aufteilen.
Genau dafür gibt es die WOOP-Methode. Es ist ein wissenschaftlich fundierter Weg unsere Ziele zu erreichen.
Es steht für Wunsch, Ergebnis, Hindernis, Plan.
Im ersten Schritt bin ich sehr gut. Hier überlegen wir uns, was wir wollen. Wir nehmen uns einen Zauberstab und erschaffen, was wir wollen.
Danach stellen wir uns vor, was das Schöne an der Erfüllung unseres Wunsches ist. Welche Vorteile ergeben sich und was haben wir davon?
Der dritte Schritt holt uns dann auf den Boden der Tatsachen zurück. Wir überlegen uns, was uns davon abhalten könnte das Ergebnis zu erreichen. Wir unterziehen dem Projekt einen Realitätscheck.
Im letzten Schritt machen wir einen Plan, was wir tun können, um Hindernisse zu überwinden, die wir vorher herausgearbeitet haben.
Dieses Vorgehen habe ich leider noch nicht verinnerlicht.
Wenn mir ein klares Ziel fehlt, schweifen meine Gedanken ab, und meine Fantasie gerät außer Kontrolle.
Die Ideen werden immer größer und beängstigender.
Ich weiß nicht mehr, wo ich anfangen soll, und fühle mich überfordert. Mir fehlt der Überblick, und dadurch fühle ich mich gelähmt.
Ich brauche klare Ziele und Prioritäten. Ich brauche etwas, auf das ich mich konzentrieren kann, sonst gerate ich in Panik und es fällt mir schwer, mich auf den nächsten Schritt zu konzentrieren.
Deshalb ist es so wichtig, dass ich den nächsten Tag plane und auch zumindest grob weiß, was ich in der nächsten Woche vorhabe.
Ich brauche eine Struktur und einen Plan. Wichtig ist der nächste Schritt.
Genau deshalb möchte ich eine Software haben, die mich durch den Tag führt. Damit ist klar, was ich wann mache. Ich muss es nur ausführen. Ich trenne das Planen und das Handeln.
Es gibt klare Abläufe, meine Gedanken sind fokussiert. Sie schweifen nicht ab und ich mache mir keine Sorgen oder stelle immer höhere Ansprüche an mich selbst.
Ich muss mir selbst Grenzen setzen, weil ich sonst nicht ins Handeln komme. Ich verliere mich in meinen Gedanken und Fantasien.
Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll und bleibe stecken.
Mir fallen immer mehr Dinge ein, die ich tun könnte. Immer mehr Sachen, die ich verbessern kann. Ich sehe überall Potenzial und Möglichkeiten. Ich möchte alles tun und das jetzt.
Dadurch bin ich in meinem Kopf gefangen und komme nicht ins Handeln.
Das Gefühl, alle diese Sachen machen zu müssen ist eine riesige Last auf meinen Schultern.
Das führt zu dem Gefühl der Überforderung. Ich möchte weglaufen und mich irgendwo verkriechen. Es wirkt alles viel zu viel und ich weiß nicht, wie ich alles schaffen soll.
Es sind zu viele Puzzleteile, die ich nicht mehr im Kopf zusammensetzen kann.
Ich kann mich zumindest kurzfristig für fast alles begeistern. Ich kann mich davon überzeugen, dass diese Idee das ist, was ich wirklich möchte. Ich fange immer mehr Baustellen an, verlasse sie, aber sobald ich merke, dass es mir doch nicht gefällt.
Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich vorher meine Erwartungen so hoch angesetzt und sie bei weitem nicht erfüllt habe.
Das lähmt mich zusätzlich.
Ich fühle mich immer erschöpfter und müde und kann nicht mehr auf meine Energie zugreifen. Es ist, als wollte mein Körper mich ausbremsen, damit ich zur Ruhe komme und wieder Prioritäten setze.
Dadurch würde es nicht so ausarteten und ich von einem Projekt zum anderen springen, sondern konzentriert eine Sache nach der anderen angehen.
Ich möchte mich um jeden Preis besser fühlen. Ich lenke mich ab, möchte mehr essen und mich unterhalten lassen. Ich möchte mich nicht mit den Gedanken und der Unsicherheit beschäftigen. Ich fürchte mich davor.
Es macht mir Angst, kein Ziel zu haben und meine Leistung nicht zu bringen. Von einer Idee zur nächsten zu Springen und keine wirklichen Fortschritte zu machen.
Das Gefühl, mich zurückzuziehen und abzuschalten zeigt mir, dass ich nicht weiß, wie es weitergeht und einen Plan brauche.
Ich habe die wildesten Ideen und Fantasien, um Fortschritte zu machen. Das macht die Sache nur noch schlimmer.
Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich keinen Plan habe. Ich tauche zu weit in das Unbekannte, das Chaos ein. Ich möchte so schnell wie möglich daraus verschwinden zurück zu einem sicheren Hafen.
Ich möchte wissen, wie es weitergeht. Es fühlt sich unangenehm an, einfach nur in den Tag zu leben. Nicht zu wissen, was ich tun soll.
Und schon sind wir wieder bei meinem Selbstwert angelangt.
Ich glaube noch immer, etwas tun zu müssen. Immer beschäftigt zu sein und Fortschritte zu erzielen.
Wenn ich das nicht tue, setzt die Verzweiflung ein, und ich generiere eine Idee nach der andern, damit ich bloß nicht stehenbleibe.
Ich gerade in Panik und mache das Erstbeste, was mir einfällt.
Obwohl ich damit oft mehr kaputtmache als ich aufbaue.
Der richtige Schritt in dem Moment ist Abstand zu gewinnen und mir zu überlegen, was ich wirklich tun möchte. Was der sinnvolle nächste Schritt ist. Durchzuatmen und mich zu beruhigen.
Die Ideen wirken in dem Moment immer sinnvoll. Im Nachhinein stellt es sich aber oft heraus, dass es Nonsens war.
Ich brauche etwas zu tun. Etwas, um meinen Wert zu beweisen. Eine Daseinsberechtigung.
Ich brauche eine Aufgabe und ein Projekt. Etwas, auf das ich mich konzentrieren kann. Einen klaren Plan und einen konkreten nächsten Schritt, den ich umsetzen kann.
Es fühlt sich an, als wenn ich eine Mauer aufbauen würde, hinter der sich immer mehr Ideen anstauen. Immer Dinge, die ich tun kann.
Dadurch baue ich immer mehr Druck auf.
Wenn ich den Abstand gewinne und mir einen Plan mache, bricht diese Mauer und all die aufgestaute Energie, die Ideen und die Gedanken überflutet mich.
Ich fühle mich motiviert und möchte das umsetzen, was ich mir vorgenommen habe.
Ich strotze vor Kraft und Energie. Es geht in allen Bereichen voran.
Ich habe das Gefühl, alles schaffen zu können.
Dann übertreibe ich es aber und kann das Tempo nicht mehr aufrechterhalten.
Dadurch mache ich weniger Fortschritte und höre am Anfang damit auf die Pläne zu machen, meine Tage vorzubereiten und mir zu überlegen, was ich in der nächsten Woche machen möchte. Das Tun hat in dieser Phase absoluten Vorrang.
Ich komme aber ins Schwimmen, sobald ich nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll. Mir fehlt jetzt der Plan, der nächste Schritt.
Dadurch gerade ich wieder in den Panikmodus und setzte mich selbst immer mehr unter Druck.
Ich flüchte in meine Fantasien und das Spiel beginnt von vorne.
Sobald ich wieder einen Plan habe, ist es, als würde ein Schalter in meinem Kopf umgelegt. Die Welt sieht wieder anders aus. Ich habe wieder Kraft und Energie.
Ich kann von einem Moment auf der anderen wieder vollen Leistung bringen.
Alles nur, weil ich mich selbst so unter Druck setze und nicht weiß, was ich tun soll. Weil ich kein klares Ziel habe. Weil ich von einer Sache zur nächsten springe.
Vielleicht hängt das auch mit meinen Verspannungen zusammen.
Sie werden schlimmer, wenn ich mit all meinen Ideen anfange. Dann habe ich das Gefühl, sie auch zu Ende bringen zu müssen. Auch wenn es wahrscheinlich nicht das ist, was ich wirklich möchte. Ohne Ziel mache ich das erstbeste, was mir einfällt. Das führt dann zu noch zu viel mehr Druck.
Wenn ich mich dann aber sortiere, alles aufschreibe und mir einen Plan mache, verschwindet dieser Druck und diese Last. Es ist klar, was ich als Nächstes tun kann und kann es dann auch umsetzen.
Deshalb ist es so wichtig für mich, alles aufzuschreiben und mir einen Plan zu machen. Durch diese Klarheit und Priorisierung fällt mir die Last von den Schultern. Es fällt mir dann, leichter anzufangen. Ich habe Lust, mich damit zu beschäftigen.
Es fällt mir plötzlich leichter anzufangen.
Es ist aber auch wichtig, den Plan, nicht aus den Augen zu verlieren und immer wieder anzupassen.
Ich habe mich gefragt, ob es wirklich etwas Schlechtes sein muss. Vielleicht ist es ein Zeichen, dass ich vor einem Durchbruch stehe und mein Unterbewusstsein hart am Arbeiten ist.
In einer Rede hat Abraham Maslow erzählt, dass es ihm immer sehr schlecht ging, wenn er an einer Idee gearbeitet hat. Er hatte Probleme zu schlafen, Schweißausbrüche, Schwierigkeiten mit der Verdauung und einiges mehr.
Seine Frau hat ihm in diesen Situationen gesagt, dass etwas Wichtiges in ihm zu brodeln scheint.
Wenn ich ein Ziel erreicht habe, brauche ich ein neues. Ich muss meine Aufmerksamkeit auf etwas fokussieren. Sonst laufen meine Gedanken Amok.
Ich fühle mich zufrieden, wenn in meinem Kopf Ruhe einkehrt.
Das gelingt mir, wenn ich mich auf klare Ziele konzentriere und weiß, wie es weiter geht.
Ich fühle mich dann entspannt und gut. Es kehrt eine Lockerheit ein und ich fühle mich nicht so gehetzt.
Ich möchte Dinge tun und habe nicht das Gefühl sie tun zu müssen. Ich erzwinge keine Ergebnisse, sondern konzentriere mich auf den Prozess.
Die Welt sieht völlig anders aus. Ich sehe Möglichkeiten anstatt Gefahren.
Ich habe mehr Zeit und kann alles etwas lockerer angehen.
Der Zwang und die Kontrolle haben nicht mehr oberste Priorität.
Ich habe Spaß und erreiche meine Ziele trotzdem und leichter.