Innerer Konflikt

20.12.2024

Ich lese gerne Geschichten, in denen der Held völlig überlegen ist, aber gleichzeitig einen ausprägten Sinn für Gerechtigkeit hat. Er tut immer das richtige, besonders dann, wenn es die schwierige Entscheidung ist. Er kämpft zwar gegen scheinbar überlegene Gegner, dass macht ihn aber noch viel stärker. Er sammelt immer mehr Vorteile und ist im Grunde unbesiegbar.

Wenn ich von diesen Geschichten träume, bin ich meistens noch viel mächtiger als der Held. Das mächtigste Wesen in der Welt. Ich nutze diese Kraft aber nicht aus, sondern helfe anderen dabei stärker zu werden. Ich kreiere einen sicheren Platz für alle, die stärker werden wollen.

Oft baue ich ein Trainingsgelände auf, dass sich immer weiterentwickelt. Es gibt immer mehr Menschen die Möglichkeit stärker zu werden und sich selbst zu helfen und etwas Eigenes aufzubauen.

Ich möchte mich nicht in Machtkämpfe einmischen, sondern baue einen friedlichen Ort für mich auf, an dem ich mich ungestört weiterentwickeln kann. An dem ich bestimmen kann. An dem mir niemand vorschreibt, was ich tun soll.

Den optimalen Ort zum Leben. Perfekt an die Welt angepasst, der mich dabei unterstützt immer noch stärker und damit unabhängiger zu werden.

Zuerst nur für mich, dann aber auch für andere.

Einen sicheren Hafen, ähnlich wie ein Kloster. Meine Stärke garantiert die Sicherheit. Wir brauchen dadurch keine Mauern oder Verteidigungsanlagen.

Meine Kraft dient dazu unangreifbar zu sein. Nicht zum Angriff, sondern zur Verteidigung.

Sie garantiert mir Sicherheit. Dadurch, dass ich anderen helfe und die Infrastruktur, die ich aufgebaut habe, bin ich unersetzlich und "too big to fail".

Alle haben ein Interesse daran, dass ich noch stärker werde. Niemand hat einen Grund mich anzugreifen. Alle profitieren davon, dass es mich gibt.

Es ist ein Ort zum Aufblühen. Um unser Potenzial zu erreichen und Gutes zu tun.

Er soll aber nicht zu groß werden. Ich möchte den Überblick behalten. Es soll nicht zu Streitigkeiten oder Aufständen kommen.

Stattdessen ermutige ich andere das gleiche zu tun. Der Ort dient dazu stark genug zu werden, um selbst etwas aufzubauen.

So entstehen immer mehr geschützte Zonen, die sicher vor Angriffen sind und immer mehr Menschen können für sich selbst einstehen. Die Welt wird sicherer und besser.

Niemand soll Macht über mich haben. Ich bin unantastbar.

Ich kann tun, was ich für richtig halte, und bin absolut unabhängig.

Ich möchte die Regeln machen und bestimmen, wie ich leben möchte.

Andere können sich mir anschließen, müssen sich aber an diese Regeln halten.

Ich bin zwar ein gütiger, aber dennoch absoluter Herrscher.

Das ist das andere Extrem zu meinem Drang den Erwartungen, von denen ich denke, dass sie andere an mich haben, erfüllen zu müssen.

Ich fühle mich fremdbestimmt und möchte das nicht. Ich möchte mein Leben so gestalten, wie ich es für richtig halte.

Ich möchte mich von den Erwartungen und Meinungen anderer frei machen.

Ich möchte das Selbstvertrauen entwickeln für mich einzustehen und meine Meinung zu vertreten.

Wir alle gehen unseren eigenen Weg. Niemand kann uns sagen, was für uns richtig ist. Das können wir nur selbst.

Ich möchte nicht direkt alles in Frage stellen, wenn jemand anderer Meinung ist. Ich lasse mich zu leicht beeinflussen und plappere das nach, was andere denken.

Es gelingt mir immer besser das zu tun, was ich für richtig halte, ich traue mich aber nur selten darüber zu sprechen.

Ich lasse eher die anderen reden und frage nach ihrem Ansatz für das gute Leben.

Eine Freundin hat mir mal gesagt, dass sie glaubt, dass ich ein völlig anderes Leben führen möchte. Das liegt daran, dass ich nicht für mich, sondern für die Erwartungen anderer lebe.

Seitdem ist es zwar besser geworden, ich habe aber immer noch Angst davor, was die anderen über meine Entscheidungen denken.

Ich weiß, dass ich einen ungewöhnlichen Lebensstil habe. Ich weiß aber auch, dass es für mich funktioniert.

Zumindest so lange, bis andere ihn in Frage stellen. Dann komme ich in Schwanken. Es verunsichert mich.

Ich versuche mich anzupassen und höre dadurch auf das zu tun, was mir guttut.

Ich werde unsicher und suche verzweifelt nach einer Lösung. Eine, die von anderen als gut befunden und akzeptiert wird.

Es entsteht ein innerer Konflikt zwischen dem, was ich möchte und was andere darüber denken.

Das macht es mir schwer mich zu öffnen. Ich glaube, dass es einfacher ist, eine „Black Box“ für andere zu sein, die auf magische Weise ihre Aufgaben erfüllt.

Das ist aber nicht das, was ich möchte.

Ich möchte nicht über oder unter den Dingen stehen. Ich möchte mich auch nicht zurückziehen oder weglaufen. Ich möchte mittendrin sein.

Ich möchte mich sicher fühlen und ich selbst sein.

Das Zurückziehen dient dazu mich zu schützen. Es ist aber auch gleichzeitig ein Gefängnis.

Die Lösung ist Selbstvertrauen aufzubauen, damit ich mit Kritik umgehen kann. Zu akzeptieren, dass ich es niemals allen recht machen kann.

Zu lernen, dass jeder seinen eigenen Weg geht und dass das ok ist. Auch für mich.

Niemand weiß, was wirklich richtig ist. Es gibt nicht die eine Lösung für alle.

Wenn überhaupt, finden wir es erst am Ende unseres Lebens heraus.

Sterbende bereuen am meisten, dass sie ihr Leben nicht so gelebt haben, wie sie das wollten, sondern nach den Erwartungen von anderen.

Menschen, die einen schweren Schicksalsschlag erlitten haben, ändern ihr Leben oft drastisch, weil sie erkannt haben, wie kostbar das Leben ist.

Sie folgen ihren Herzen und höre auf das zu tun, was andere für richtig halten.

Wir versuchen alle das Beste aus unserem Leben zu machen.

Ich habe mir irgendwann eingeredet, dass ich keine Probleme mehr habe, wenn ich nur gut genug bin. Wenn ich alles richtig mache. Wenn ich perfekt bin.

Ich habe Angst zu Versagen und andere zu enttäuschen. Ich fürchte nicht mehr gebraucht zu werden. Durch Bessere ersetzt zu werden und überflüssig zu sein.

Ich möchte niemandem zur Last fallen und keine Schwierigkeiten machen. Ich möchte das Boot nicht ins Wanken bringen.

Ich habe das Gefühl mich immer anpassen zu müssen und dass meine Meinung nicht so viel zählt wie die von anderen.

Wenn mich etwas stört oder ich etwas möchte tobt in mir ein Kampf. Zum einen mein Wunsch etwas zu ändern und zum anderen der Drang nicht aus der Reihe zu tanzen. Niemanden zu verärgern.

Es ist mir sehr wichtig, dass alle gut von mir denken.

Ich möchte niemandem widersprechen oder Ideen in Frage stellen. Ich nehme vieles hin, obwohl es mich stört.

Ich schätze die Meinung von anderen mehr als meine eigene.

Bloß nichts tun, was anderen nicht gefallen könnte. Machen, was von mir erwartet wird. Versuchen immer alle anderen zufrieden zu stellen.

Immer verfügbar sein und versuchen die Erwartungen von allen zu erfüllen.

Ich möchte niemanden enttäuschen.

Ich stelle meine eigenen Bedürfnisse und Wünsche zurück, um anderen gerecht zu werden.

Ich möchte immer als der gute Junge gesehen werden.

Ich mache mir selbst immer mehr Druck, unter dem ich irgendwann zusammenbreche.

Ich kämpfe einen Kampf mit mir selbst, den ich nicht gewinnen kann. Ich kann den Konflikt nicht allein lösen.

Ich ziehe mich zurück und trage den Konflikt mit mir selbst aus, anstatt ihm nach außen zu tragen, wo er tatsächlich gelöst werden kann.

Obwohl ich weiß, dass ich eine Lösung finden werde, wenn ich etwas Abstand gewinne, habe ich das Gefühl es mir nicht leisten zu können. Ich glaube jetzt eine Lösung finden zu müssen. Ich möchte sie erzwingen, was nur selten funktioniert.

Das belastet mich immer mehr und kostet viel Kraft.

Seit ich mit Zwift trainiere, habe ich konkrete Daten, die mir das Zeigen. Jedes Training hat einen durchschnittlichen Wert für die Leistung in Watt.

Das ist ein objektiver Wert, um die Intensität des Trainings festzustellen.

An Tagen, an denen ich mich belastet fühle, sinkt der Wert stark ab. Ich kann dann nicht auf meine Kraft zugreifen. Ich fahre deutlich langsamer und mir fehlt die Energie.

Ich muss mich anstrengen, um in der zweiten Zone zu fahren. In der Zone sollten wir ewig fahren können.

Sobald ich aber den Konflikt in mir löse, steigt auch die Leistung beim Training. Teilweise ist es sogar während eines Trainings der Fall. Es reicht in der Regel schon aus dem nächsten Schritt zu erkennen.

Ich möchte mich dem aber nicht stellen und handle erst wenn ich es nicht mehr aushalte. Dann versuche ich es mit einem Befreiungsschlag. In der Regel muss ich dazu mit jemandem sprechen.

Sobald ich den Entschluss gefasst habe, fällt sofort eine riesige Last von mir ab.

Ich fahre dann mit gefühlt gleichem Aufwand in der vierten Zone. Es ist unglaublich, was das ausmacht.

Die Welt sieht wieder ganz anders aus und ich habe völlig unterschiedliche Gedanken. Es geht nicht mehr nur ums "Überleben", sondern ich habe wieder Ideen für die Zukunft und freue mich darauf.

Ich habe von einer Sekunde auf die andere wieder mehr Energie. Es ist, als wäre ich ein anderer Mensch. Als wäre ein Schalter in meinem Kopf umgelegt worden.

Normalerweise ist es auch alles kein Problem oder ein Missverständnis. Ich habe mich in etwas hineingesteigert und mir umsonst Sorgen gemacht.

Selbst wenn es zu einem schwierigen Gespräch kommt, gibt es danach mehr Klarheit. Es ist immer die richtige Entscheidung über etwas zu sprechen, was unklar ist.

Meine Meinung zählt auch. Ich kann und möchte sie aussprechen und teilen.

Ich glaube meine Eltern bekommen die aufgestaute Wut und Verzweiflung ab. Ich sage meine Meinung und widerspreche. Dabei neige ich aber dazu es zu übertreiben.

Sie „müssen“ mich schließlich akzeptieren und ich brauche keine Angst haben verstoßen zu werden.

Tief in mir weiß ich das, möchte es aber nicht wahrhaben. Ich mag diese Seite an mir nicht und damit sie nicht rauskommt meide ich den Kontakt und ziehe mich zurück.

Wenn ich mich besser und damit selbstbewusster fühle, fange ich an meine Meinung zu vertreten.

Ich erzähle von meinen Ideen und trete dafür ein, was ich möchte.

Es staut sich keine Verzweiflung oder Wut an. Ich kämpfe nicht mit mir selbst.

Ich habe weniger Angst auszusprechen, was ich denke, und höre auf mich selbst zu zensieren.

Dadurch fühle ich mich ausgeglichener und vor allem zufriedener.

Andere profitieren von meinem Input, meiner Sichtweise, meinen Ideen und Gedanken.

Ich komme zur Ruhe und bin mit mir selbst im Reinen. Ich kann einfach sein.

Alle gewinnen.

Ich möchte immer eher erkennen, wann ich weglaufen möchte und mich etwas belastet.

Anstatt verzweifelt etwas zu tun, möchte ich Abstand gewinnen und mir einen Überblick verschaffen.

Das gelingt mir, indem ich mir Zeit für mich nehme und etwas zur Ruhe komme.

Dann kann ich mich mit dem Problem befassen. Ich kann darüberschreiben oder es aufmalen.

Das hilft mir, um das große Ganze zu sehen. Wenn ich das Problem verstehe, fällt es mir leichter eine Lösung zu finden.

Mit dem Abstand kann ich auch auf andere Lösungswege zugreifen. Ich möchte nicht einen erzwingen, sondern suche und finde einen besseren Weg.

Ich möchte mir einen Plan machen und den dann ausführen. Das sorgt dafür, dass die Last verschwindet und ich mich wieder freier fühle.

Ich möchte mich meinen Ängsten stellen und sie überwinden.

Ich möchte mein Leben führen, wie ich es für richtig halte, mich aber auch gleichzeitig offen für die Ideen und Meinungen anderer sein, ohne meine eigenen Entscheidungen direkt zu hinterfragen.

Ich möchte meinen Panzer ablegen und mich authentisch verhalten.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?