Integration

01.06.2025

Wir fangen mit der Selbstoptimierung an, um unsere Lebensqualität zu steigern. Wir wollen uns besser fühlen, mehr erreichen und uns weiterentwickeln.

Eine bessere Ernährung, mehr Bewegung und Schlaf und gesteigerte Produktivität kann genau dazu beitragen.

Gerade am Anfang können wir damit große Fortschritte erzielen. Schon kleine Änderungen haben große Auswirkungen.

Die Selbstoptimierung funktioniert einfach.

Das ist aber auch gleichzeitig das Problem.

Wir lernen, dass unser Leben besser wird, wenn wir mehr tun. Es gibt aber immer noch etwas Neues zu tun, das verspricht unser Leben noch weiter zu verbessern.

Der nächste Produktivitätshack oder die ultimative Ernährung.

Ich bin sehr gut im Optimieren, es bereitet mir Freude und es funktioniert.

Ich merke aber immer deutlicher, dass ich es übertreibe und es meinem Glück im Weg steht.

Ich möchte es aber nicht wahrhaben. Ich kenne nichts anderes und möchte es nicht aufgeben.

Schließlich ist es etwas grundsätzlich Gutes.

Ich denke wieder in Extremen. Entweder ich setze voll auf die Selbstoptimierung oder ich lasse mich komplett gehen.

Es gibt aber auch hier eine gesunde Balance.

Oft wird davon berichtet, dass wenn wir zu 80% die richtige Entscheidung treffen, die übrigen 20% egal sind.

Ich mache aber immer wieder die Erfahrung, dass alles einreißt, sobald ich auch nur einen Millimeter nachgebe.

Nicht sofort, aber mit der Zeit. Aus einer Ausnahme wird ein Dauerzustand.

Vielleicht ist es aber auch nur das Pendel, dass ins andere Extrem schwingt, um sich dann einzupendeln.

Ich habe so lange mit Kontrolle und Zwang regiert, dass ich das ein Teil von mir das Gefühl hat ausbrechen und die Gelegenheit nutzen zu müssen, wenn sie sich bietet.

Wenn wir nicht aufpassen, lassen wir uns in diesen Strudel hineinziehen.

Irgendwann überschreiten wir einen kritischen Punkt und das, was vorher funktioniert hat, wird auf einmal zum Problem.

Wir hören auf die Dinge zu tun, um uns besser zu fühlen, sondern streben nur noch nach immer mehr.

Wir haben die Kennzahlen zu unserem Ziel gemacht. Wir haben den eigentlichen Grund, warum wir angefangen haben, aus den Augen verloren.

Es geht nicht mehr um das erfüllte Leben, sondern nur noch um das Optimieren.

Wir haben gelernt, dass es funktioniert und sobald etwas nicht funktioniert, können wir einfach mehr machen.

Das geht aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Das, was uns hierhergebracht hat, ist nicht zwangsläufig das, was uns weiterbringt.

Die Schwierigkeit ist, dass wir etwas aufgeben müssten, was nachgewiesen funktioniert. Wir haben selbst die Erfahrung gemacht, dass es so ist.

Ab einem gewissen Punkt kann es also richtig sein, weniger zu tun. Das ist genau das Gegenteil von dem, was uns hierhergebracht.

Dafür müssen wir aber das aufgeben, wozu wir geworden sind.

Wir müssen uns die harte Frage stellen, wer wir sind, wenn wir nichts leisten.

Das bedeutet nicht, dass wir mit allem aufhören müssen. Wir können aber wieder versuchen, ein gutes Mittelmaß zu finden.

So viel Optimierung, dass unsere Lebensqualität steigt, aber nicht mehr.

Irgendwann kommt der Punkt, an dem ein mehr schädlich wird.

Wenn wir zu viel trainieren und keine Ruhephase mehr haben, bauen wir Muskel ab, anstatt auf.

Wenn wir zu viel arbeiten und niemals eine Pause machen, sinkt unsere Produktivität.

Alles hat seine Zeit. Scheinbare Gegensätze ergänzen sich.

Wenn es uns gelingt, Rhythmen in unseren Tag und unser Leben zu integrieren, die die Gegensätze integrieren, bekommen wir am Ende viel mehr für weniger.

Wir haben dann wieder Energie für die Dinge, die wirklich wichtig sind. Unser Ziel ist das gute Leben.

Nicht irgendwelche willkürlichen Kennzahlen.

Für mich ist es sehr schwierig, diese Balance zu halten. Sobald ich mich nicht so gut fühle, greife ich zu dem Werkzeug, dass ich kenne: mehr Leistung.

Das funktioniert, aber nicht mehr.

Ich habe das Gefühl, schon alles zu machen und es funktioniert nicht. Irgendetwas fehlt immer. Trotzdem suche ich weiter nach dem einen Trick, der einen Methode, die ich noch nicht kenne.

Dem heiligen Gral, der mich endlich ankommen lässt.

Dabei müsste ich nur stehenbleiben. Das fühlt sich aber unmöglich an. Ich weiß nicht mal wie.

Es wirkt so fremd auf mich, dass ich überhaupt keinen Bezug dazu habe.

Gleichzeitig habe ich Angst, das zu verlieren, was ich habe.

Schließlich funktioniert es grundsätzlich. Ich übertreibe es aber immer wieder. Das ist das Problem.

Ich habe meinen Hammer und sehe somit alle Schwierigkeiten und Herausforderungen als Nagel.

Ich fühle mich, als hätte ich Scheuklappen auf. Als wäre die Lösung offensichtlich. Ich kann sie aber einfach noch nicht erkennen.

Im Grunde läuft es immer wieder auf mein Selbstwert hinaus.

Ich versuche mir die Dinge, die ich brauche, im Außen zu holen. Statt sie mir selbst zu geben.

Die Ratschläge, die ich bekomme, wie Dankbarkeit oder ein Erfolgstagebuch zu führen, scheinen bei mir nicht zu funktionieren. Bei vielem weiß ich auch nicht, was es bedeutet.

In meinem Kopf geht es immer darum, was Ich leisten kann. Ich sehe es als Transaktion. Ich gebe etwas und bekomme etwas zurück.

In den Ratschlägen heißt es immer, dass das nicht nötig ist. Dass ich selbst genug bin. Einfach nur da sein muss.

Es fällt mir unglaublich schwer, diese Konzepte miteinander zu verbinden. Es ist, als wäre es eine völlig fremde Sprache.

Wenn ich mich öffne und über das spreche, was mich wirklich interessiert oder anderen wirklich aufmerksam zuhören, glaube ich, der Sache näher zu kommen.

Dann bin ich aber wieder von anderen abhängig. Das Ziel sollte sein, mir selbst geben zu können, was ich benötige.

Mit mir im Reinen zu sein. Aus dem Mangel zu kommen und das Gefühl, genug zu sein zu spüren. Mich gesehen zu fühlen.

Zu spüren, dass mein authentisches ich gemocht wird.

Das Gefühl zu haben ich selbst sein zu können. Verletzlichkeit zuzulassen. Meine Schwächen zu akzeptieren und anzunehmen.

Wenn wir etwas erzwingen wollen, stoßen wir es weiter von uns weg. Wenn wir etwas vermeiden, schaffen wir unbewusste Situationen, die uns immer wieder diese Gefühle spüren lassen.

Dieser Gedanke fasziniert mich sehr. Es bedeutet, dass ich es selbst in der Hand habe.

Ich schaffe meine eigene Realität. Das bedeutet auch, dass ich mir selbst geben kann, was ich benötige.

Mir ist aber noch nicht klar, was der nächste Schritt ist.

Es ist mir zu vage. Es hört sich gut an, ich weiß aber nicht, wie ich es ändern kann.

Eine Idee ist anderen das zu geben, was ich mir selbst wünsche.

Das bedeutet, anderen Aufmerksamkeit zu schenken und ihn wirklich zuzuhören.

Dann sind wir wieder bei anderen Menschen.

Bei Mangel würde das bedeuten großzügig zu sein. Das wegzugeben, was ich mir wünsche. Das fühlt sich aber nicht richtig an.

Wie kann ich etwas geben, dass ich selbst nicht habe?

Ich kann mit meiner Aufmerksamkeit anfangen. Ich kann Kompliment machen, wenn mir etwas auffällt.

Vielleicht gilt auch das gleiche für mich selbst. Wenn ich mich selbst so behandle, wie einen guten Freund.

Mir selbst Komplimente machen und Aufmerksamkeit schenken. Mehr auf meine innere Stimme hören und nicht nur Entscheidungen mit dem Kopf zu treffen.

Dinge zu tun, die mir Spaß machen, Freude bereiten und Energie verleihen.

Es geht jetzt darum beides zu integrieren. Das zu nutzen, was ich gelernt habe und gleichzeitig etwas Neues aufzubauen.

Das Fundament zu nutzen, statt es einzureißen und etwas komplett Neues zu bauen.

Ich habe noch Schwierigkeiten damit. Ich denke in Gegensetzen. Entweder, oder. Dabei sind es zwei Seiten derselben Medaille.

Statt wieder in ein Extrem zu gehen, geht es um Integration.

Solange alles gut geht, bekomme ich es mittlerweile hin.

Es fühlt sich aber nach einem Kartenhaus an, dass auf Sand gebaut ist. Sobald es ins Schwanken kommt, gerate ich in Panik. In diesem Zustand sehe ich dann nur noch das Leisten als Ausweg. Ich möchte weglaufen und mich zurückziehen.

Dann stelle ich alles in Frage und glaube komplett von vorne anfangen zu müssen. Ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich spüre einen unendlichen Drang besser werden zu müssen.

Dann übertriebe ich es und mache damit alles noch schlimmer, was den Druck zusätzlich erhöht. Ich befinde mich in einem Teufelskreis. Ich greife zu immer drastischeren Maßnahmen, um dem Druck zu entkommen.

Das Verlangen alles hinzuschmeißen und komplett von vorne anzufangen wird immer größer. Ich habe das Gefühl alles falsch gemacht zu haben und mit einem weißen Blatt Papier neu starten zu wollen.

Es fühlt sich an, als würde jemand anderes die Kontrolle übernehmen. Als gäbe es jemand anderes in meinem Kopf, der immer alles überwacht. Sobald ich einen Fehler mache, reißt er die Kontrolle an sich und treibt mich in die Extreme.

Ich stelle es mir vor, als gäbe es in meinem Kopf eine Steuerzentrale, ähnlich wie in einem Raumschiff. Ich sitze zwar auf dem Kapitänsstuhl, bin dort aber nur auf Probe und solange alles gut geht. Solange wir uns in ungefährlichen Gebieten befinden.

Als wäre ich der Lehrling und mein Ausbilder überprüft skeptisch, was ich tue. Er vertraut mir aber nicht. Er guckt mir ständig über die Schulter. Er gibt mir keinen Raum und dadurch fühle ich mich immer angespannt. Es macht alles so viel schwieriger.

Er denkt, dass es ohne ihn nicht funktionieren wird. Ich wäre auf ihn angewiesen, weil ich sowieso versagen werde, und das ist keine Option.

Er muss dann wieder alles in Ordnung bringen. Wir müssen immer perfekt sein und dürfen uns keine Fehler erlauben.

Er ist kein besonders netter Mensch. Er versucht aber die Mission am Laufen zu halten und das Ziel zu erreichen. Er ist davon überzeugt, dass er der Einzige ist, der das erreichen kann. Alle anderen stehen ihm im Weg, er kann aber nicht alles allein machen und ist deshalb darauf angewiesen, dass auch andere mit dabei sind.

Es geht ihm nur um das Ziel. Alles andere ist egal.

Ich stelle ihn mir wie einen grimmigen alten General oder Trainer vor. Er ist hoch dekoriert und hat in der Vergangenheit Ruhm und Ehre erlangt. Er ist davon überzeugt, dass seine alten Methoden auch jetzt noch funktionieren und sie der einzige Weg zum Erfolg sind.

Das ist Härte, Disziplin und harte Arbeit. Für Menschlichkeit ist kein Platz. Es ist nur Peitsche, niemals Zuckerbrot.

Nichts ist gut genug. Die Messlatte ist Perfektion. Alles muss immer tipptopp sein.

Ich habe mit seiner Hilfe auch viel erreicht und dafür bin ich ihm dankbar.

Ich bin jetzt aber an einem Punkt an dem mir andere Dinge wichtiger werden. Wir brauchen jetzt neue Werkzeuge. Einen neuen Weg.

Mir fehlt aktuell ein Gerüst, dass mich in diesen Momenten auffängt. Ein Trigger, der mich aufweckt und daraus holt.

Ich möchte in diesen Situationen durchatmen und einen Schritt zurücktreten. Dadurch kann ich etwas Abstand gewinnen und die Welt wieder klarer sehen.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?