Und statt oder

03.12.2024

Ich bin immer auf der Suche nach der einen Lösung. Einem Ablauf, um das perfekte Leben zu führen.

Ich schwanke dadurch zwischen Extremen hin und her. Es fällt mir noch schwer eine Balance zu finden. Es gelingt mir aktuell noch nicht scheinbare Gegensätze miteinander zu vereinen.

Ich setze stattdessen alles auf eine Karte. Am Anfang funktioniert das auch, weil ich mich in Richtung Balance bewege. Ich neige dann aber noch dazu es zu übertreiben und schieße über das Ziel hinaus.

Ich mache immer mehr, weil es ja offensichtlich funktioniert. Dabei vernachlässige ich dann aber die andere Seite.

Plötzlich finde ich mich wieder am gleichen Punkt, an dem ich angefangen habe, allerdings im entgegengesetzten Extrem.

Also beginnt das Spiel wieder von vorne. Dieses Mal aber andersherum.

Ich sehe, dass etwas funktioniert und setze voll darauf. Ich glaube endlich die Lösung gefunden zu haben und fange an zu optimieren.

Dieses hin und her führt zu meinen Stimmungsschwankungen.

Ich bin begeistert, weil ich glaube den Weg gefunden zu haben und dann wieder sehr enttäuscht und verzweifelt, wenn ich es übertrieben habe und es nicht mehr funktioniert.

Wenn ich auf dem Weg zu einer Balance bin, fühle ich mich zufrieden, bis ich es übertreibe und das Gleichgewicht wieder verliere. Es ist wie bei einem Pendel, dass immer hin und her schwingt.

Anstatt mir einen immer größeren Werkzeugkasten aus unterschiedlichen Aktivitäten aufzubauen, die mir gefallen und Freude bereiten, nutze ich ein Werkzeug für alles, auch wenn es nicht das richtige ist, bis es nicht mehr funktioniert. Dann gehe ich wieder in den Baumarkt kaufe mir ein neues und fange wieder von vorne an.

Dieses Vorgehen funktioniert nicht und mir gehen langsam die Ideen und auch die Hoffnung aus.

Das hin und her, dass auf und ab ist anstrengend. Es ist immer wieder das gleiche Muster.

Auf der eine Seite merke ich wie gut mir eine Routine tut. Ich möchte mir keine Gedanken machen müssen, was ich wann mache. Das gibt mir eine Sicherheit und ich habe mehr mentale Energie, wenn ich nicht so viele Entscheidungen treffen muss.

Es sorgt für Klarheit. Ich treffe Entscheidungen nur so oft, wie nötig.

Mein Ziel ist mir eine Struktur für einen Tag aufzubauen, den ich immer wieder durchleben kann und die dazu führt, dass ich immer mehr gute Tage habe.

Unser Leben besteht auf vielen Tagen. Je besser jeder einzelne Tag ist, umso besser ist das ganze Leben.

Das funktioniert grundsätzlich auch gut.

Ich neige aber auch hier dazu es zu übertreiben. Ich eliminiere immer mehr und konzentriere mich auf die Tätigkeiten, die zu dieser Zeit den größten Nutzen bringen.

Auch hier funktioniert es am Anfang sehr gut, ich verpasse aber noch den Zeitpunkt, an dem es kippt. Ich mache immer weiter, weil es im Plan steht, weil es in der Vergangenheit funktioniert hat. Ich übersehe aber, dass es funktioniert hat, weil ich die Sache davor vernachlässigt habe.

Ich konzentriere mich also auf einen Bereich meines Lebens und widme allen anderen immer weniger Zeit, bis es irgendwann nicht mehr geht.

Ich frage mich, was falsch gelaufen ist und falle in ein Loch.

Irgendwann entdecke ich dann etwas Neues und stecke meine Energie in den Bereich und ziehe sie aus allen anderen heraus.

Es ist so, als würde ich eine Zeit nur Kohlenhydrate essen, dann nur Proteine und dann Fette, anstatt mir eine ausgewogene Mahlzeit zuzubereiten, die alles abdeckt, was ich benötige. Die ich dann immer wieder essen könnte.

Es fühlt sich so an, als ob ich aktuell von einem Brand zum nächsten gehe. Ich lösche aber keinen wirklich.

Ich kümmere mich sehr intensiv um einen einzigen Bereich des Gartens und lasse alle anderen verwuchern.

Wenn ich dann zu einem anderen übergehe, merke ich wie schnell ich wieder deutliche Fortschritte machen kann und wie gut es sich anfühlt. Dann verlagere ich meine Aufmerksamkeit immer weiter auf die neue aufregende Aufgabe.

Der scheinbar beste Weg abzunehmen, besteht darin so wenig zu essen wie möglich und so viele Kalorien zu verbrennen, wie es geht.

Das funktioniert aber nicht oder nur sehr kurzfristig, weil wir so den Yo-Yo Effekt herbeiführen. Wir gehen von einem Extrem ins andere. Unser Körper holt sich seine Kalorien, indem wir uns hungrig und schlapp fühlen. Wir haben Heißhungerattacken und können irgendwann nicht mehr widerstehen. Wir essen dann viel zu viel und machen uns dann wieder Vorwürfe, weil das Abnehmen nicht funktioniert.

Auch dauerhaft in einem Kaloriendefizit zu sein funktioniert nicht.

Der richtige Weg ist über einen längeren Zeitraum ein kleines Kaloriendefizit aufrechtzuerhalten und zwischendurch auch Tage zum Auffüllen der Speicher einzubauen.

Wenn wir an einem Tag zu viel gegessen haben, hilft es nicht es am nächsten Tag auszugleichen. Der bessere Ansatz ist, uns trotzdem an den Plan zu halten und einfach weiterzumachen, als wäre nichts passiert. Wir wollen die Extreme vermeiden und eine Balance finden.

So können wir nachhaltig abnehmen und unser Gewicht auch nach der Diät halten.

Nach einer Diätphase braucht der Körper eine Pause, um sich zu erholen, bevor wir weiter abnehmen. Auch wenn wir unser Ziel noch nicht erreicht haben.

Das gleiche gilt auch für alle anderen Bereiche des Lebens.

Anstatt mich komplett zurückzuziehen oder ständig unter Menschen zu sein, kann ich mir Zeit für mich nehmen und Zeit mit anderen verbringen.

Es gibt unendliche viele Variationen zwischen einem Mönch und einem Partygänger. Ich muss nicht der eine oder der andere sein. Es kann eine Kombination aus vielen verschiedenen Fassetten sein.

Ich kann ich selbst sein. Das tun, was für mich richtig ist und Grenzen setzen. Ich muss mich nicht auf nur eine Eigenschaft oder einen Weg festlegen.

Ich kann meinen eigenen schaffen und auch beschreiten.

Anstatt mich zu lange zu verausgaben, um mich dann erholen zu müssen, kann ich Aktivität und Erholung kombinieren.

Beim Militär wird beim Marschieren alle 60 Minuten eine Pause gemacht. Sie ruhen sich aus, bevor sie erschöpft sind.

Was auf den ersten Blick wie eine Zeitverschwendung aussieht, führt dazu, dass sie insgesamt weiterkommen.

Arbeit und Erholung ergänzen sich und das eine führt zum anderen. Es ist ein Rhythmus.

Volle Konzentration, dann aber auch komplette Erholung.

Wenn wir erholt sind, können wir bessere Arbeit leisten. Davon brauchen wir dann aber auch wieder eine Pause, um unsere Speicher aufzufüllen.

Wir brauchen eine Abwechslung zwischen konzentriertem und diffusem Denken, um die besten Ideen zu haben.

Darum haben wir auch die besten Ideen unter der Dusche.

Die Griechen haben 6 unterschiedliche Worte für die Liebe. Sie verteilen die unterschiedlichen Formen auf viele Menschen, anstatt alles von einer Person zu erwarten.

So möchte ich es auch mit meinen Bedürfnissen machen. Anstatt alles auf eine Karte zu setzten und nur das Bedürfnis zu befriedigen, das am lautesten schreit, möchte ich mich allen widmen und keins vernachlässigen.

Ich möchte dabei akzeptieren, dass es keine statische Verteilung ist, sondern sich kontinuierlich verändert.

Ich möchte dann fein nachjustieren, anstatt das Ruder komplett herumzureißen und alles über den Haufen zu werfen.

Ich möchte einen Weg finden eine Balance für mich zu finden und nicht mehr zwischen den Extremen zu schwanken.

Ich möchte mehr auf meine Gefühle hören, spüren, was ich gerade brauche und es nicht erzwingen.

Ich möchte erkennen, wenn ich es übertriebe und mich auf Kosten von allem anderen nur noch auf eine Sache konzentriere.

Es ist nicht nur irgendein Gipfel oder nur der Aufstieg, sondern der Weg zu einem Ziel, das uns etwas bedeutet.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?