Wie statt Was

05.10.2025

Als ich vor drei Wochen meine Verspannung im Rücken gelöst und ich mich danach sehr gut gefühlt habe, habe ich daraus geschlossen, dass die Lösung war, viel spazieren zu gehen.

Also habe ich das gemacht. Ich habe versucht die Essenz, woran es lag zu, finden und wollte es dann immer weitermachen. Die eine Sache, die alles löst.

Das hat wieder zu Kontrolle, Zwang und Angst geführt.

Dadurch habe ich mich selbst unter Druck gesetzt. Die Verspannungen und Probleme sind zurückgekommen.

Indem ich das, was ich gemacht habe, immer weiter auf das scheinbare Wesentliche reduziert habe, ist das wirklich wichtige verloren gegangen.

Es ging nur noch darum so effizient wie möglich auf meine Zahlen (Schritte, Wiederholungen) zu kommen.

Ich habe das eigentliche Ziel aus den Augen verloren und es auf Kennzahlen reduziert, auf die ich dann optimiert habe.

Dadurch habe ich den Spaß verloren, habe mich verkrampft und die Probleme sind zurückgekommen.

Es ist immer wieder das gleiche Muster.

Ich erkenne es aber immer schneller und kann gegensteuern.

Ich bin nämlich nicht nur spazieren gegangen. Ich habe die Sterne bewundert, mich auf eine Bank gesetzt und den Eichhörnchen zugeguckt. Ich habe dem Rauschen des Baches gelauscht.

Ich habe durchgeatmet. Losgelassen.

Ich habe mich an den kleinen Dingen erfreut und bin wirklich zur Ruhe gekommen.

Es ist mir dadurch gelungen, den Zwang und die Kontrolle abzulegen.

Dadurch haben sich dann auch die Verspannungen gelöst.

Ich konnte den Druck und den Stress ablegen.

Es hat sich so gut angefüllt, dass ich mich immer so fühlen wollte. Ich hatte Angst, dass nicht mehr zu bekommen. Ich habe gesehen, was sein kann und wollte nicht mehr zurück.

Dann habe ich versucht, es mit aller Kraft festzuhalten.

Dadurch habe ich es dann aber wieder vertrieben.

Ich bin dem Gefühl, hinterhergejagt und wollte alles tun, um es wieder zu erleben.

Es sind also nicht nur die Tätigkeiten, die ich ausführen. Es ist viel wichtiger, wie ich es mache und warum.

Es lag nicht nur an den Dehnübungen, sondern daran, dass die Muskeln sich schon vorher gelockert hatten.

Ich konnte dann spüren, was ich machen kann, um es weiter zu verbessern.

Ich habe immer mehr Übungen in meinen Tag integriert und musste mich immer mehr zwingen, auch alles zu machen.

Anstatt die Gegend zu genießen, habe ich schon an die nächste Station gedacht.

Ich habe es übertrieben und mir so selbst die Freude daran genommen.

Mein Verstand hat sich eingeschränkt gefühlt. Ich bin wieder in den Panikmodus gewechselt.

Dadurch habe ich mich immer erschöpfter gefühlt und musste immer mehr Druck aufwenden, um den Plan doch noch durchzuziehen.

Die Zeiten zum Genießen sind kleiner geworden und nach und nach wieder verschwunden und der Effizienz gewichen.

Das sind aber genau die Dinge, die den Unterschied machen.

Es fällt mir aber noch schwer, das zu erkennen.

Ich bin immer auf der Suche nach Dingen, die ich machen kann. Nichts tun fühlt sich noch verkehrt an. Es kann nicht die Lösung sein.

Als müsste alles schwer sein, damit es etwas bringt.

Etwas Gutes zu bekommen, ohne etwas dafür tun zu müssen, widerspricht mir aktuell noch völlig. Das macht in meinem Kopf noch keinen Sinn. Ich verstehe es noch nicht.

Es fühlt sich völlig falsch an.

Ich habe diese Erfahrung aber schon öfter gemacht. Wenn ich zur Ruhe komme, indem ich nichts tue und loslasse, fallen die meisten Probleme von mir ab und das Leben ist viel leichter.

Das "Überflüssige" führt gerade das zu der Lockerheit, nach der ich mich so sehr sehne.

Die dazu führt, dass alles andere einfacher wird.

Plötzlich möchte ich die Dinge tun, die mir guttun und ich muss mich gar nicht mehr zwingen.

Ich weiß, was zu tun ist und mache es einfach. Es fühlt sich natürlich an.

Alles geht mir viel leichter von der Hand. Ich habe wieder Spaß und mache mir nicht so viele Gedanken und Stress.

Es fühlt sich an, als würde ich in diesem Level im Spiel des Lebens gerade feststecken.

Ich kenne die Lösung und das Level mittlerweile ziemlich genau. Ich weiß, wie es abläuft und wie ich reagiere.

Trotzdem gelingt es mir in dem Moment noch nicht entsprechend zu reagieren.

Ich werfe alles über Bord, was ich weiß, und falle auf das alte Muster: höher, schneller, weiter zurück.

Ich habe aber auch das Gefühl, dass die Zeichen deutlicher werden.

Mit jedem Durchlauf erkenne ich sie ein bisschen besser und eher. Ich lerne jedes Mal etwas dazu.

Das gibt mir die Fähigkeiten, die ich brauche, um es schließlich durchzuspielen.

Es zeigt mir auf unterschiedlichen Ebenen, das Erfolg nicht immer darin besteht mehr zu machen.

Dass die Lösung auch weniger oder anders sein kann.

Darauf zu vertrauen, dass am Ende alles gut wird.

Dass es nicht funktioniert, etwas zu erzwingen und Kontrolle eine Illusion ist.

Ich möchte etwas haben, dass ich tun kann, weil es das ist, was ist kenne. Einen Plan, dem ich folge.

Das, was ich immer gemacht habe.

Was ist aber, wenn das gar nicht die eigentliche Herausforderung des Levels ist.

Als ich mich näher mit dem eigentlichen Problem beschäftigt habe, ist mir ein neues Muster aufgefallen.

Ich zwinge mich zu Disziplin, weil mir das Vertrauen fehlt es auf natürlichem Weg zu erreichen.

Ich klammer mich an den Job und die finanzielle Unabhängigkeit, weil ich nicht das Gefühl habe Geld verdienen zu können, wenn ich es brauche.

Ich habe meine Ernährungs- und Trainingspläne, weil ich Angst habe, ohne sie meine Ziele nicht zu werden.

Ich versuche die guten Momente festzuhalten und zu erzwingen, weil ich nicht glaube sie erzeugen zu können.

Weil ich nicht verstanden habe, wie es geht.

Ich gehe mechanisch die Schritte durch, die auch beim letzten Mal funktioniert haben, das Ergebnis ist aber nicht das gleiche.

Ich rede mir ein, dass ich mein ganzes Leben einfach Glück hatte, wenn etwas Gutes passiert ist und ich nichts dazu beigetragen habe.

Dass mir die Kompetenz fehlt das zu erschaffen, was ich mir wünsche oder brauche.

Ich habe versucht die Tätigkeiten auseinanderzunehmen, um sie zu verstehen. Doch damit habe ich die Magie zerstört.

Ich lande also wieder bei meinem Selbstwert.

Vielleicht fehlt mir der Beweis, dass ich für mich selbst sorgen kann.

Wenn ich weiß, dass das der Fall ist, brauche ich die Kontrolle und den Zwang nicht mehr, die zu den Problemen führen.

Mein aktuelles Vorgehen führt aber zu einer Abwärtsspirale. Anstatt Vertrauen aufzubauen, zerstöre ich es.

Mein Versuch etwas zu erzwingen, führ dazu, dass ich es vertreibe.

Ich bin in der Lage zu identifizieren, was ich möchte und wie ich das schaffe. Ich stelle einen Plan auf, der funktioniert und halte mich daran.

Deshalb funktioniert es am Anfang sehr gut. Das baut Selbstvertrauen auf.

Ich will aber immer mehr und übertreibe es schließlich. Ich gerate in den Panikmodus, weil etwas unvorhergesehenes passiert.

Ich komme ins Zweifeln und drücke das Gaspedal noch weiter nach unten. Das führt dann aber zu einem Aufschaukeln.

Es wird immer schwerer mich zu motivieren, ich zwinge mich aber weiterzumachen. Ich raube mir die Freude und den Spaß und möchte es immer weniger tun.

Das geht so lange, bis ich nicht mehr kann.

Das Ziel gleitet mir immer weiter aus den Fingern, bis ich wieder am Anfang stehe, obwohl ich mich so sehr angestrengt habe.

Dieses Verhalten raubt mir das Vertrauen, dass ich es schaffen kann und verstärkt den Glauben, dass ich mich mehr anstrengen und noch mehr kontrollieren muss.

Wodurch dann genau das eintritt, was ich eigentlich verhindern möchte.

Vielleicht ist genau das die eigentliche Aufgabe: Wieder Vertrauen zu lernen – in mich, in meinen Körper, in den Prozess.

Nicht ständig etwas erzwingen zu wollen, sondern zuzulassen, dass sich die Dinge natürlich entwickeln.

Mich wieder mehr treiben zu lassen im Fluss des Lebens, statt gegen die Strömung zu kämpfen.

Das Leben ist kein Problem, das gelöst werden muss, sondern ein Spiel, das gespielt werden darf.

Und ich möchte wieder Freude an diesem Spiel haben – mit all seinen Höhen, Tiefen und Überraschungen.

Es geht weniger darum, was ich erreiche, sondern wer ich dabei werde. Darum, im Moment zu sein, zu spüren, zu leben.

Wir kommen alle nicht lebend aus diesem Spiel heraus – also können wir es genauso gut genießen.

Die Welt ist viel zu schön, um sie im Stress zu übersehen. Am Ende ist ohnehin alles egal – und vielleicht ist genau das die größte Freiheit.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?