Erster Kunde
Ich habe in der letzten Woche wieder viel über meinen Masterplan nachgedacht. Ich versuche herauszufinden, wie wir unsere Umgebung besser gestalten können und Menschen dabei unterstützen können ihr eigenes Leben zu verbessern.
Die größte Schwierigkeit beim Gründen eines Unternehmens ist genug Umsatz zu machen und die ersten Kunden zu finden.
Amazon löst dieses Problem, indem sie Produkte entwickeln, die sie selbst benötigen und bieten sie dann im zweiten Schritt auch anderen an.
Sie sind also selbst ihr erster und bester Kunde.
So müssen sie nicht erst Kunden suchen und herausfinden, was der Markt möchte. Sie sind von Anfang an profitabel und können ganz andere Entscheidungen treffen.
Sie reduzieren das Risiko, weil sie das Produkt selbst nutzen und die Vermarktung ist nur eine Möglichkeit mehr Umsatz zu erzielen. Sie würden es auch weiter nutzen, wenn es niemand sonst braucht.
Ich glaube, dass wir unsere Umgebung am besten mit einem Bauernhof gestalten können. Ich denke dabei an einen kleinen Permakultur Hof, der Lebensmittel für die unmittelbare Nachbarschaft produziert.
Diese Produktionstechnik ist regenerativ und führt zu einer schönen, erholsamen Landschaft. Überall gibt es Bäume, Wiesen, Teiche und Tiere. Die Natur dient dabei als Vorbild. Der Mensch passt sie nur seinen Bedürfnissen an. Es wird auf Vielfalt gesetzt und die Verhaltensweisen der Tiere und Pflanzen unterstützen sich gegenseitig.
Die so entstehende Landschaft kann gleichzeitig zur Nahrungsmittelproduktion und als Erholungsgebiet genutzt werden. Es macht den Ort lebenswerter und lebendig.
Es ist aber sehr schwer so einen Bauernhof profitabel zu führen. Wir benötigen einen Kundenstamm, der es erlaubt die Landschaft so zu gestalten. Es reicht nicht nur ein paar Hühner zu halten. Es ist viel Arbeit und die Umgestaltung ist teuer.
Außerdem ist das Pflanzen von Bäumen, Anlegen von Wegen und Teichen ein langfristiges Investment und nicht so leicht rückgängig zu machen.
Ich habe mich also gefragt, wie wir diesen Bauernhof starten können ohne ein zu großes Risiko einzugehen mit dem Hintergrund die Umgebung als Erholungsgebiet zu gestalten und die Menschen mit günstiger, lokaler und gesunder Nahrung zu versorgen.
Natürlich können wir mit 10 Hühnern anfangen und ein paar Eier verkaufen und das Angebot dann immer weiter vergrößern. Das dauert aber sehr lange und die Skaleneffekte greifen zu spät. Die Produkte sind zu teuer und nur für manche Personen erschwinglich.
Mir geht es wirklich darum die Landschaft im großen Stil zu gestalten und allen eine gesunde Ernährung zu ermöglichen.
Ich denke dabei immer an das Glacis in Minden. Ich verbringe dort sehr gerne meine Zeit und fühle mich dort sehr wohl.
Der Unterschied wäre, dass dort Nuss- und Obstbäume gepflanzt, Gärten angelegt und Tiere grasen sollen. Die Landschaft soll also bewirtschaftet werden, ohne sie zu zerstören und sie stattdessen immer weiter auszubauen und zu regenerieren. So können wir das Erholungsgebiet finanzieren, immer weiter verbessern und ausweiten.
Ich bin dann auf die Idee mit der gemeinnützigen Stiftung zurückgekommen. Der Zweck könnte eine Art von "Unser Dorf soll schöner werden" sein.
Diese Stiftung könnte sich für die Verbesserung der Lebensumstände in einem Dort oder einer Region einsetzen. Ich finde das Dorf eine schöne Größe, weil es noch recht übersichtlich ist und wir die meisten Menschen kennen können. Dort sind Entscheidungen noch nachvollziehbar und alle können ihre Meinung abgeben.
So gibt es auch einen abgesteckten Bereich und eine begrenzte Zahl von Nutzern. So wird es nicht zu groß und bleibt überschaubar. Anstatt sie immer weiter wachsen zu lassen, können wir eine neue Stiftung in einem anderen Dorf gründen.
So entstehen immer mehr Experimente und wir können uns austauschen, was am besten funktioniert. Es gibt so auch die Möglichkeit in ein Dorf zu ziehen, dass den eigenen Lebensvorstellungen schon recht nah kommt.
Die Stiftung ist der erste Kunde für neue (und alte) Unternehmen und verteilt die Produkte und Dienstleistungen kostenlos oder günstig an die Anwohner. Die Voraussetzung ist, dass die Unternehmen dem Ziel der Stiftung und damit der Gemeinschaft dienen.
Dadurch haben die Unternehmen einen Vorsprung und können ganz anders planen, weil es einen garantierten Abnehmer gibt, der das Überleben sichert.
Die Lebensmittel könnten zum Beispiel an einen Kindergarten, eine Schule oder Haushalte gespendet werden.
Der Bauernhof kann aber zusätzlich weiter wachsen und seine Produkte direkt verkaufen. Der Druck ist aber nicht mehr so groß und es gibt eine Planungssicherheit.
Die Anwohner können durch Spenden an die Stiftung die Arbeit der Unternehmen unterstützen und verbessern so gleichzeitig ihre Umgebung. Es gibt also einen konkretes Eigeninteressen, neben den Steuervorteilen, die Stiftung zu unterstützen.
Je größer das Kapital der Stiftung, desto mehr Produkte und Dienstleistungen können verschenkt werden. Sodass irgendwann alle in den Genuss von kostenlosen Nahrungsmitteln kommen könnten.
Ich habe es dann noch viel weiter gesponnen und meine Idee des Ernährungslieferdienstes mit eingebracht. Es handelt sich um einen Lieferservice für abgewogene Lebensmittel, ähnlich wie "Hello Fresh", es gibt aber eine Ernährungsberatung dazu und die Mahlzeiten sind individuell auf die Person angepasst.
Ich könnte mir sogar eine Art Kantine/Restaurant vorstellen in der ggf. zusammen gegessen werden kann.
Das könnte sich dann zu einem Gesundheitszentrum entwickeln, in dem es Ärzte, Physiotherapeuten, Psychologen und so weiter gibt.
Ziel ist es die Menschen gesund zu halten, ihnen bei ihren Herausforderungen zu helfen und ihr Leben zu planen.
Es wäre ein Begleitung für unser Leben, die uns unterstützt und auffängt.
Zusätzlich könnte die Stiftung als eine Bibliothek für alles dienen. Neben Büchern können wir uns auch Werkzeuge, Gerätschaften und sonstiges ausleihen.
Als weiteren möglichen Service sehe ich Sportstätten, wie ein Fitnessstudio und ein Schwimmbad, Gemeinschaftsräume, Jugendtreffs, Lernorte, Parks, sowie Büroräume und Werkstätten, die alle von den Anwohnern genutzt werden können.
Überall könnten Obst- und Nussbäume gepflanzt werden, die von den Anwohnern geerntet werden können. Es kann öffentliche Gärten geben.
Es könnten auch günstige Wohnungen und Energie (über Genossenschaften) angeboten werden. Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Der Stein muss nur ins Rollen gebracht werden. Es kann dann immer besser werden.
Dadurch entstehen weitere Arbeitsplätze und Gelegenheiten für neue Unternehmen. Die Stiftung könnte auch Ausbildungsplätze und Weiterbildungen anbieten.
Es könnte auch ein Gründerzentrum entstehen, das alles zur Verfügung stellt, was für ein Unternehmen benötigt wird. Neben Informationen und Beratung auch Kontakte zu Dienstleistern, wie Buchhaltern oder Marketing.
So geben wir allen die Möglichkeit ihr Leben zu verbessern und den Lebensstandard zu heben. Wir haben so Kontrolle über unsere Umgebung und unser Leben. Wir können gemeinsam entscheiden, wie wir leben wollen.
Ich habe die Hoffnung, dass das Dorf so näher zusammenrückt und gemeinsam über die Zukunft nachdenkt.
Überall wird eine angemessene Spende zur Nutzung vorgeschlagen, ist aber nicht nötig. So haben alle Zugang. Wer es sich leisten kann, kann mit einer Spende dafür Sorgen, dass es ausgebaut werden kann.
Auf diese Weise werden die Lebenshaltungskosten drastisch reduziert und eine Gemeinschaft kreiert.
Wir müssen uns nicht mehr alles selbst kaufen und vorhalten, sondern teilen es. Dadurch brauchen wir auch nicht mehr so große Wohnungen.
Wir könnten die Besiedlungsdichte erhöhen und näher zusammenziehen. Dadurch andere Dienstleistungen, wie eine bessere Anbindung von öffentliche Verkehrsmitteln, ermöglichen und der Natur mehr Platz geben.
Es entsteht ein Gefühl des Überflusses. Alle habe genug und niemand muss Angst haben zu wenig zu haben.
Vielleicht erkennen wir dann, dass wir nicht viel brauchen und was uns wirklich wichtig ist.
Das hört sich jetzt alles irgendwie nach Kommunismus an, soll es aber nicht sein.
Dadurch dass das Kapital der Stiftung in einen Dividenden ETF investiert wird, sollte es nachhaltig sein.
Es werden nur die Dividenden genutzt, um die Services von normalen Unternehmen zu kaufen und anschließend zu spenden. Dadurch sollte des Status quo auf lange Zeit gehalten werden können und die Stiftung ist nicht auf Spenden angewiesen.
Jede Spende vergrößert die Möglichkeiten und wird nicht zum Unterhalt benötigt. Das bedeutet es geht immer weiter und wir müssen uns keine Sorgen machen, dass uns das Geld ausgeht. Das ist mein größter Kritikpunkt an Dingen, die sich über Spenden finanzieren.
Die Stiftung dient lediglich als Unterstützung der Unternehmen und sollte nicht der einzige Kunde bleiben. Wir wollen die Gesetze des Marktes nicht aushebeln.
Am Anfang wird es wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass wir uns auf begrenzte Plätze für die Dienstleistungen und Produkte bewerben müssen. Je größer das Depot aber wird, desto mehr Plätze und Dienstleistungen können angeboten werden.
Ich denke es ist das beste Haushalten mit geringerem Einkommen und öffentliche Einrichtungen, wie Kindergärten, zu bevorzugen.
Wichtig ist auch, dass alle in die Entscheidungen mit einbezogen werden und nicht nur eine Elite über die Zukunft bestimmt.
Es muss auch nicht unbedingt eine Stiftung sein. Es kann auch ein oder mehrere Unternehmen sein, dass die Funktion des ersten Kunden übernimmt. Ein Community-Supported-Agriculture Programm wäre auch denkbar.
Diese Lösungen gehen dann aber möglicherweise nicht so weit wie eine Stiftung und wir wären auf sie angewiesen.
Gerade gefällt mir die Idee sehr gut. Es fühlt sich für mich sehr rund an. Ich kann so alle meine Interessen und Ziele kombinieren. Trotzdem fällt es mir schwer die Idee und auch meine Vorstellung von so einem Dorf auszuformulieren.
Vielleicht reicht es aber auch die grobe Idee zu präsentieren und es ergeben sich daraus weitere Schritte.
Meine Ideen sind natürlich, wie immer, ziemlich schnell ausgeartet. Wir können aber erstmal mit einem kleinen Schritt anfangen, zum Beispiel Eier für den Kindergarten zu produzieren und von dort aus weitermachen.
Die weiteren Schritte sollten sich organisch ergeben. Es funktioniert in der Regel nicht ein System komplett zu verändern. Dafür sind in der Regel viele kleine Schritte nötig. Trotzdem halte ich es für wichtig zumindest eine Richtung zu haben, in die es gehen könnte.
Es muss nur jemand anfangen, eine mögliche Vision des Dorfes präsentieren und das erste Kapital zur Verfügung stellen.