Gesprächspartner
Nach der Ausbildung oder dem Studium hatte ich keine Bezugsgröße, was ich in einem Vorstellungsgespräch als Gehalt fordern sollte. Niemand hat über Geld gesprochen.
Es gibt zwar Statistiken und Tarifverträge, die haben aber nur eine bedingte Aussagekraft, besonders wenn wir in kleineren Unternehmen arbeiten wollen.
Ich habe mir deshalb immer vorgenommen offen über Geld zu sprechen. Ich wollte den Menschen sagen, was ich verdiene oder was ich mit meinem Geld mache, wenn es sie interessiert.
Ich finde das Thema sehr spannend und denke, dass Geld ein wichtiger Bereich des Lebens ist. Deshalb sollten wir auch darüber sprechen.
Leider musste ich schnell feststellen, dass die meisten Menschen mit diesen Informationen nicht vernünftig umgehen. Sie wollen nicht wissen was jemand verdient oder wie das Geld verwendet wird, um sich selbst einen Plan zu machen, sondern um etwas zum Erzählen zu haben.
Ich habe mit Schrecken eine Gier in den Augen der anderen wahrgenommen. Deshalb habe ich das Thema dann meistens für mich behalten. Es ging nicht um die Informationen an sich. Viele konnte damit einfach nicht umgehen. Es fehlt die Neutralität.
Zum Glück habe ich ein paar Menschen gefunden, mit denen ich offen über Geld sprechen kann. Ich finde es wirklich interessant, was andere mit ihrem Geld machen und bin immer an neuen Erkenntnissen interessiert.
Selbst wenn vieles für mich nicht in Frage kommt, finde ich die Möglichkeiten spannend.
Ich habe gelernt, dass wir alle völlig verrückt sind und uns die merkwürdigsten Gedanken, Sorgen und Probleme durch den Kopf gehen.
Für mich scheint aktuell der beste Weg damit umzugehen zu sein darüber zu reden, anstatt sie für uns zu behalten.
Je mehr wir sie unterdrücken, desto stärker werden sie. Sobald wir sie ausgesprochen haben verlieren sie ihre Macht über uns.
Bei mir fühlt es sich sehr befreiend an. Es ist eine Last, die mir von den Schultern fällt. Ich muss nicht immer daran denken, nicht über diese eine Sache zu sprechen.
Außerdem verbindet es. Wir erkennen, dass wir nicht die einzigen "Verrückten" sind.
Ich habe mich in den letzten Monaten also auch in anderen Bereichen geöffnet, weil ich erkannt habe, dass ich nur so eine echte Verbindung mit anderen Menschen herstellen kann.
Aber auch hier habe ich gemerkt, dass ich nicht mit allen über jedes Thema reden kann.
Ich bemerke das oft, wenn ich darüber spreche, dass es mir schwer fällt zuzunehmen. Ich habe eine sehr klare Vorstellung davon, wie ich aussehen möchte und kann Abweichungen davon kaum ertragen.
Aktuell versuche ich Muskeln aufzubauen. Damit das gelingt muss ich zunehmen, auch Fett. Das gefällt mir gar nicht. Es ist mir immer sehr schwer gefallen und deshalb habe ich kaum Fortschritte gemacht.
Spätestens nach zwei Wochen habe ich es nicht mehr ausgehalten und habe wieder abgenommen.
In den letzten Wochen ist es etwas besser geworden und ich kann es zumindest tolerieren. Das hat dazu geführt, dass ich mich endlich wieder steigern kann und tatsächlich Muskeln aufgebaut habe.
Trotzdem habe ich immer die Stimme in meinem Hinterkopf, die mir sagt, dass ich zu dick bin und nicht mehr so gut aussehe.
Wenn ich das jemandem erzähle, ist die Antwort in der Regel: "Du bist nicht zu dick" oder "Das interessiert sowieso niemanden".
Mir ist klar, dass ich objektiv nicht zu dick bin und viele zufrieden mit meinem jetzigen Körper wären. Das ändert aber nichts an meinen Gefühlen.
Ich fühle mich dadurch wie ein Aussätziger.
Die Idee meine Schwächen, Sorgen und Gedanken zu teilen kommt daher, dass ich mich dann nicht mehr alleine fühle und erkenne, dass ich nicht der Einzige mit dem Problem bin.
Das führt dazu, dass die Scham darüber nachlässt und es sich nicht mehr so schlimm anfühlt.
Ich möchte mich gehört fühlen und Verständnis erfahren.
Sobald ich etwas ausgesprochen habe, ist es besser geworden. Ich habe mich nicht mehr alleine gefühlt.
Ich musste meine Gedanken dann nicht mehr unterdrücken oder verstecken.
In den meisten Fällen habe ich auch Mitgefühl erfahren und es hat gut geklappt. Oft hat die andere Person mir dann auch etwas anvertraut, dass sie belastet. Das verbindet.
Ich gehe auch davon aus, dass es die Menschen gut mit mir meinen. Sie versuchen mich aufzumuntern oder mir zu zeigen, dass es kein Problem gibt.
Das ist aber genau das Problem dabei. Dadurch, dass meine Gefühle nicht anerkannt, sondern als "falsch" beschrieben werden, entsteht wieder diese Scham und das Gefühl alleine zu sein.
Nur weil etwas für mich normal ist und kein Problem darstellt, heißt es nicht, dass jemand anderes das genauso empfindet.
Ich kann es schon hundert mal gemacht haben und habe vergessen, wie es sich beim ersten Mal angefühlt hat. Wir gewöhnen uns an alles.
Für mich ist es völlig normal ins Fitnessstudio zu gehen. Viele haben aber scheinbar Probleme damit und können sich nicht aufraffen das erste Mal hinzugehen.
Ich kann es dann nicht nachvollziehen und es fällt mir schwer Mitgefühl aufzubringen.
Für den einen ist das Sprechen vor einer Gruppe ganz normal. Für andere ein riesiges Problem.
Wir sollten die Gefühle der anderen Person ernst nehmen und uns freuen, dass sie sie uns anvertrauen.
Ich mache mir immer viele Gedanken und Sorgen bevor ich etwas mache. Wenn ich dann höre, dass ich mir keine Sorgen machen soll und "was soll schon passieren", macht es die Sache nicht besser.
Ich weiß das ja im Prinzip alles. Wenn ich meine Gedanken abstellen könnte, würde ich es tun.
Auch wenn sich fast jedes Mal herausstellt, dass es gar nicht so schlimm war, wie befürchtet, hilft es darüber zu reden und Unterstützung zu erfahren.
Ich kann nachvollziehen und merke es selbst auch immer wieder, dass es schwer und frustrierend ist sich in Situationen hineinzudenken, die einem selbst völlig fremd sind und die wir nicht nachvollziehen können.
Ich möchte versuchen die Gefühle und Sorgen von anderen ernst zu nehmen und sie nicht entkräften in dem ich sage, dass sie "falsch" sind.
Ich möchte versuchen ein Gespür zu entwickeln mit wem ich über bestimmte Themen sprechen kann.