Landwirtschaft

15.04.2022

Ich stelle mir oft die Frage, wie man nachhaltig, günstige, lokale und saisonale Lebensmittel produzieren kann.

Es soll für alle Beteiligten vorteilhaft sein. Der Landwirt soll genug verdienen und einen angenehmeren Job haben. Die Tiere und Pflanzen sollen ein gutes Leben haben und die Verbraucher sollen fantastische Lebensmittel bekommen und eine Beziehung mit dem Landwirt aufbauen können. Die Produktion soll insgesamt einen positiven Einfluss auf die Welt haben.

Im besten Fall kann man den größten Teil der Ernährung der Bevölkerung lokal und saisonal produzieren. Die Wertschöpfung würde dann in der Region bleiben und jeder wüsste, wo seine Lebensmittel herkommen. Außerdem gibt das eine gewisse Sicherheit und Unabhängigkeit.

Jeder kann die Produktion der Lebensmittel sehen und verfolgen und hat somit einen Bezug dazu.

Das führt hoffentlich zu einer höheren Wertschätzung der Lebensmittel und damit zu weniger Abfall.

Die Menschen befassen sich dann auch wieder mehr mit der Ernährung und leben so gesünder.

Es gibt es direktes Feedback, man kennt seine Kunden und kann so vertrauen und eine Beziehung zu Ihnen aufbauen.

Aktuell sind die meisten Lebensmittel sehr günstig, weil sie massenhaft und mit viel Technik und relativ wenig Arbeitsaufwand produziert werden.

Alles wird immer zentraler und damit effizienter. Das funktioniert in der Industrie sehr gut. Ich denke, dass das für Tiere und Pflanzen nicht geeignet ist. Schließlich sind es Lebewesen.

Durch die starke Konzentration, kommt es zu Problemen, die bei einer dezentraleren Produktion nicht vorhanden wären (z.B. Krankheiten und Abfälle).

Das Problem sind die hohen Kosten. Alle wollen nachhaltige Lebensmittel, aber nur wenige sind bereit dafür zu bezahlen.

Nachhaltig produzierte Lebensmittel sind zu teuer, weil kleine Mengen mit viel Arbeitsaufwand produziert werden.

Gibt es einen Weg nachhaltige Lebensmittel deutlich günstiger zu produzieren?

Ich halte die Permakultur für einen guten Ansatz.

Der Prozess der Natur ist immer bessere Umstände für das Leben zu kreieren, bis ein Optimum erreicht ist. Bei uns ist das ein Wald. Diese Tatsache müsste man nutzen, um Lebensmittel zu produzieren. Das bedeutet mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten.

Das bedeutet aber auch mehr Handarbeit und damit mehr Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten müssen. Dagegen spricht grundsätzlich nichts. Es gibt (in Amerika) eine Bewegung, dass viele Menschen mit gutbezahlten Jobs kündigen und ein Leben auf dem Bauernhof, als Selbstversorger, führen wollen.

Man kann die meisten Prozesse vertikal integrieren. Das bedeutet man kauft kaum etwas ein und produziert das Meiste selbst. Dadurch kommt man aber nicht an die Effizienz, der spezialisierten Unternehmen, heran. Die erreicht man durch Größe.

Das bedeutet statt nur einer Kultur viele verschiedene Produkte auf dem selben Land zu produzieren.

Durch die hohe Biodiversität entstehen Synergie-Effekte, die man nutzen kann, um die Produktionskosten zu senken. Die verschiedenen Tiere und Pflanzen unterstützen sich gegenseitig.

Das Risiko von Ernteausfällen wir so auch minimiert. Wenn etwas nicht so gut läuft, hat man immer noch viele andere Produkte, die vielleicht durch die Umstände etwas besser laufen.

Das größte Problem ist aber die Arbeitszeit. Selbst wenn man mehr Lebensmittel pro Fläche produzieren kann, benötigt man deutlich mehr Arbeitszeit. Das macht die Produkte so teuer.

Vielleicht ist ein ähnlicher Ansatz wie bei Tesla gut. Zuerst produziert man teure Lebensmittel, um die Forschung und Entwicklung für günstigere Produktionsmethoden zu finanzieren. Durch die Preisreduktionen kann man immer mehr Konsumenten erreichen. Irgendwann sind die Produkte dann für alle erschwinglich.

Leider ist dieser Ansatz nicht so skalierbar wie in der Industrie. Es bedarf also weiterer Einnahmen, um die Produktion zu finanzieren.

Anstatt in die Massenproduktion, muss man in die Effizienzsteigerung und Automation der Produktion investieren. Man braucht optimierte Abläufe und Werkzeuge, um die Arbeit so effizient wie möglich zu gestalten. Roboter könnten irgendwann die Arbeit übernehmen.

Das ist aber nur sehr schwer bis unmöglich von nur einem Bauernhof zu erreichen.

Das bedeutet man braucht viele Bauernhöfe, die gemeinsam an der Verbesserung arbeiten.

Also nutzt man die Einnahmen zuerst um das Angebot des ersten Bauernhofs zu erweitern und baut dann in der Nähe weitere Bauernhöfe auf. Sie schließen sich zusammen, um ihre Produkte weiterzuverarbeiten, Ressourcen zu teilen und neue Geräte und Methoden zu entwickeln.

Alle tauschen ihre Erfahrungen aus, probieren viel aus und steigern so die Effizienz für alle.

Die Infrastruktur sollte flexibel, günstig und mobil sein, um sie besser zu teilen.

Globale Entwicklung und lokale Produktion.

Vielleicht spezialisieren sich die einzelnen Betriebe doch, teilen sich aber das Land, um es optimal zu bewirtschaften. Statt Ackerland in Privatbesitz gibt es eine Allmende, die den Bauernhöfen gemeinsam gehört. Dort werden dann auch die Tiere zusammen gehalten. Eine große Herde statt vieler kleiner. Die Arbeit kann aufgeteilt werden und so die Kosten reduziert werden. Trotzdem kann sich jeder auf einen Teil spezialisieren und die nötige Expertise aufbauen, ohne auf die Synergie-Effekte verzichten zu müssen.

Zusätzlich kann das Land auch der Öffentlichkeit als Erholungsgebiet zur Verfügung gestellt werden. Das dient dem Marketing und kann eventuell zu weiteren Einnahmen führen. Es können Veranstaltungen durchgeführt und Kurse angeboten werden.

Ich stelle mir die Ackerflächen mit Wiesen, Weiden und Bäumen zwischen Reihen von Getreide vor. Es sollen attraktive Flächen sein, die der Natur nach empfunden wurden. Sie werden aber für die Produktion optimiert. Sie sind gleichzeitig Ackerland und Park.

Es gibt Waldgärten zwischen denen Getreide und Gemüse angebaut wird. Zwischen den Bäumen grasen die Tiere hintereinander auf der selben Fläche.

Jedes Lebewesen füllt eine Nische aus. Das kann man auch auf Weiden nutzen. Zuerst fressen die Kühe die oberen Teile des Grases, am nächsten Tag kommen dann Schafe, die den unteren Teil fressen und zum Abschluss Hühner, die hinter den anderen Tieren aufräumen und so Krankheiten verhindern.

An Böschungen können Ziegen gehalten werden, Schweine und Hühner können Reste verwerten. In Teichen und Seen können Fische, Enten und Gänse gehalten werden.

Für jede Art von Land kann man die optimale Produktion herausfinden. Jedes Stück Land kann so genutzt werden.

Die Tiere werden dabei täglich auf ein neues Stück Weide getrieben. Das steigert die Produktivität und die Fruchtbarkeit der Wiese. So wird das Land jedes Jahr etwas fruchtbarer und damit produktiver, was die Kosten weiter senkt.

Man kann die lokalen Rohstoffe besser nutzen. Man könnte nicht verkaufte Lebensmittel und Grünschnitt aus der Umgebung sammeln und daraus (mit der Hilfe von z.B. Hühnern) Kompost gewinnen, den man wieder nutzen oder verkaufen kann.

Auch die Hackschnitzel kann man weiter verwerten. Entweder zum Heizen, als Mulch oder als Kompost.

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten die Abfallstoffe zu nutzen. Man kann zum Beispiel Pilze züchten oder Schweine mit Essensresten mästen.

Durch die hohe Biodiversität, entstehen auch noch weitere Möglichkeiten. Man kann Bienen halten, Kompost produzieren und vieles weitere.

Je mehr Nährstoffkreise man schließen kann, desto effizienter und günstiger kann die Produktion werden. So kann in jedem Dorf eine sich selbst versorgen der Landwirtschaft entstehen, die mit weniger Inputs auskommt.

Kläranlagen könnten auch Energie und Kompost produzieren um so einen weiteren Kreislauf zuschließen.

Man kann die Produkte selbst weiterverarbeiten und so einen größeren Teil der Wertschöpfungskette mitnehmen.

Durch die Direktvermarktung bleiben die Einnahmen im Dorf. Der Vertrieb ist aber aufwändig und kostet Geld.

Den könnte man aber skalieren. Es könnte eine gemeinsame Vertriebsgenossenschaft geben, die allen Produzenten gehört. Die muss nicht mal lokal begrenzt sein. Es könnte einen gemeinsamen Webshop geben.

So werden dann auch gemeinsame Supermärkte oder Lieferdienste realistisch. Dinge, die sich alleine nicht rechnen, wie das Marketing, eine Verwaltungssoftware oder die Buchhaltung, kann man in der Gruppe umsetzen.

Wenn es mehrere dieser Bauernhöfe gibt, kann man Arbeitskraft und Geräte teilen. Das ist aber nur begrenzt lokal möglich.

Die Infrastruktur könnte aber auch in Schiffscontainern untergerbacht sein und so mit LKW transportiert werden. So könnte zum Beispiel ein mobiler Schlachter jeden Tag zu einem anderen Bauernhof fahren und die Tiere Vorort schlachten.

Das würde aber auch dazu führen, dass viele Menschen ihre Ernährungsgewohnheiten ändern müssten.

Vielleicht ist ein Abomodell der richtige Weg. Man bezahlt nicht direkt für die Lebensmittel, sondern für den Service. Dabei bekommt man dann Zutaten für Mahlzeiten statt Lebensmitteln. Dort kann man noch weitere Dinge wie Rezepte und eine Community mitverkaufen.

Man kann auch vom Verkauf von Lebensmitteln zu einem Lieferdienst von Mahlzeiten werden. Man versorgt die Umgebung mit allen Mahlzeiten des Tages, die von einer Ernährungsberatung erstellt werden.

Ich könnte mir auch private Gemüsegärten mit Hühnern und/oder Schweinen zur Verwertung der Essensreste vorstellen, die von einem Bauernhof betreut werden. Ein Teil geht an die Bewohner und alles was übrig ist, kann verkauft werden.

Das sind ein paar meiner Ideen. Ich weiß nicht, wie realistisch sie sind.

So hätte man aber eine schöne, malerische Umgebung und eine gute, regenerative, lokale Lebensmittelproduktion. Es würde viele Arbeitsplätze und Möglichkeiten schaffen und die Produzenten und Konsumenten wieder zusammenbringen.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?