Plateaus
Mein Gewicht sinkt nicht kontinuierlich, obwohl ich im Kaloriendefizit bin und alles richtig mache.
Stattdessen springt es hoch und runter. Ich werde leichter, wenn ich denke das ich hätte zunehmen sollen und schwerer, obwohl das eigentlich nicht passieren sollte.
Es scheint keinen Sinn zu machen, und es fühlt sich an, als würde ich auf der Stelle treten, obwohl ich mich so anstrenge. Manchmal wirkt es, als wäre all der Aufwand sinnlos.
Und dann, scheinbar aus dem Nichts geht es einen großen Schritt weiter.
Diese Schwankungen sind völlig normal. Der Weg zum Ziel ist nicht gerade und kein kontinuierlicher, vorhersehbarer Prozess.
Kurz, bevor wirklich etwas passiert, scheint es, am schwersten zu sein. Es ist wie ein letzter Test, ob ich es wirklich möchte. Wenn ich es dann durchziehe, passiert plötzlich richtig was.
Als müsste ich beweisen, dass ich es ernst meine.
Ich komme dann auf eine neue Stufe, um das das Gewicht schwankt, bis es beim nächsten Mal wieder einen großen Schritt vorwärts gibt.
Ich stelle es mir etwas wie eine Ratsche für die Ladungssicherung vor. Es gibt einen sicheren Punkt, auf dem wir bleiben können. Wir müssen Energie aufwenden, um zum nächsten zu kommen. Je enger der Spanngurt wird, umso mehr Energie müssen wir aufwenden, um aufs nächste Level zu kommen.
Auf einem Plateau scheint es, als würde nichts funktionieren und es einfach nur anstrengend und schwierig sein. Es geht einfach nicht voran.
Wir können es uns wie die Arbeit von einem Steinmetz vorstellen. Er schlägt 100-mal auf einen Stein ein und nichts passiert. Beim 101. Mal bricht der Stein aber plötzlich.
Wenn wir genau in diesem Moment vorbeikommen, könnten wir den Eindruck gewinnen, dass die Arbeit sehr einfach ist oder dass der Steinmetz unglaublich stark ist. Wir haben nicht gesehen, wie viele Schläge wirklich notwendig waren.
Obwohl ich das schon oft bemerkt habe, ist es mir jetzt erst so wirklich klar geworden.
Beim Krafttraining passiert scheinbar wochenlang nichts und auf einmal mache ich große Fortschritte, nur um dann wieder zu stagnieren. Obwohl ich es nicht bemerke, passiert aber bei jeder Wiederholung etwas.
Ich bemerke es auch bei der Diät, beim Dehnen, beim Lernen, auf der Arbeit und überall sonst.
Ich entdecke das Muster immer wieder in meinem Leben und habe auch mit anderen darüber gesprochen, die von ähnlichen Erfahrungen berichtet haben. Für einen langen Zeitraum passiert scheinbar nichts und dann geht alles ganz schnell.
Ich habe es aber nicht wirklich wahrgenommen. Es ist, als müsste sich das Muster immer wieder wiederholen, bis ich es endlich verstanden habe.
Es dauert einfach seine Zeit, bis ich Dinge wirklich verinnerlicht habe. Auch hier geht es plötzlich weiter. Es muss erst eine kritische Energie erreicht werden, bevor etwas passiert.
Für den Erfolg brauchen wir Disziplin und vor allem Geduld. Wir müssen auf den Prozess vertrauen und die nötigen Wiederholungen reinstecken.
Wenn es dann richtig schwer wird, können wir es als Zeichen sehen, dass bald etwas passiert.
Vor meiner Fahrprüfung hatte ich zum Beispiel meine schlimmste Fahrstunde. Es wollte mir einfach nichts gelingen. Bei der Prüfung ist dann wieder alles glatt gelaufen.
Ich denke dabei immer an die Homöostase. Es ist die Funktion unseres Körpers, uns in einem Gleichgewicht zu halten.
Erst wenn wir das Gleichgewicht über einen längeren Zeitraum verlassen, ändert sich unser Sollwert und wir kommen zu einem neuen Gleichgewicht.
Unser Körper kann zum Beispiel, mit zu viel aufgenommenen Kalorien umgehen, wenn es nur hin und wieder passiert. Wir bauen nicht direkt Fett auf. Unser Körper versucht uns im Gleichgewicht zu halten.
Erst wenn wir über einen langen Zeitraum immer wieder zu viel essen, nehmen wir wirklich zu.
Genau so funktioniert es auch mit allem anderen.
Es sind eher Stufen als ein gerader Weg. Es kostet viel Energie, um auf die nächste Stufe zu kommen. Wenn wir dort sind, ist es aber auch leichter dort zu bleiben. Dann arbeitet der Mechanismus für uns und nicht mehr gegen uns.
Wir können uns Menschen suchen, die das erreicht haben, was wir erreichen wollen und genau das gleiche machen, was sie getan haben.
Es fällt mir aber sehr schwer, das zu tun. Ich möchte nicht die Methoden von anderen verwenden. Ich habe das Gefühl, das ich eine bessere Lösung finden kann. Ich möchte meinen eigenen Weg gehen. Es fällt mir schwer, das zu tun, was mir andere sagen.
Oft passen die Methoden nicht in meine Komfortzone. Ich müsste mich dafür verändern. Ich versuche einen Weg zu finden, der leichter ist. Ich suche nach einem Cheat-Code, mit dem ich die harte Arbeit überspringen kann.
Dabei ist die Lösung stumpf, das zu machen, was funktioniert.
Wir sollten dann ähnliche Resultate erzielen können. Wir müssen aber dranbleiben. Wir dürfen nicht zu früh aufgeben.
Dann ist der Erfolg irgendwann unausweichlich.
Wenn wir etwas Wertvolles erreichen wollen, ist viel Energie nötig. Es fühlt sich nicht immer nur angenehm und leicht an.
Wenn es einen Weg gäbe, der ohne die harte Arbeit auskommt, hätte ihn jemand gefunden und alle hätten das Ergebnis. Dann wäre es nicht mehr wertvoll.
Nicht ohne Grund gibt es Trainer und Ausbilder. Je erfolgreicher die Menschen sind, umso mehr Unterstützung scheinen sie sich zu suchen. Profisportler haben nicht nur ein, sondern in der Regel gleich mehrere Trainer.
Nur so können Sie auch an ihren Blindenflecken arbeiten und auf ein noch höheres Niveau kommen. Wir brauchen das Feedback von anderen Menschen und deren Unterstützung.
Erst wenn wir den Prozess wirklich verstanden haben, können wir ihn anpassen, damit er besser zu uns passt. Bis dahin sollten wir den von anderen einfach imitieren.
Das ist der Weg zur Meisterschaft.
Es gibt immer erst eine Phase des Lernens und der Ausbildung. Wir machen das, was uns gesagt wird und was andere vor uns gemacht haben, um unser Ziel zu erreichen.
Erst wenn wir das Wissen wirklich verinnerlicht haben und die Regeln kennen, können wir sie brechen oder biegen.
Ich möchte akzeptieren, dass Plateaus einfach dazugehören.
Ich möchte mich darüber freuen, dass es bald weitergehen wird und einfach weitermachen.
Ich möchte dem Prozess vertrauen und nicht so sehr auf die Ergebnisse achten. Die werden sich von selbst einstellen.
Wenn es eine funktionierende Lösung gibt, möchte ich die nutzen und mir keine eigene überlegen, bevor ich sie nicht wirklich verstanden habe.