Probleme
Ich habe bereits festgestellt, dass es in meinem Leben niemals ein Punkt geben wird, an dem ich keine mehr Probleme habe, werde.
Ich habe immer darauf gehofft, dass ich irgendwann für alles eine Lösung habe und mich um nichts mehr kümmern muss.
Ich habe erwartet, dass ich endlich glücklich sein kann, wenn ich alle Probleme gelöst habe.
Dann habe ich aber auch nichts mehr zu tun. Und was soll ich denn den ganzen Tag machen?
Auch wenn es vielleicht paradox wirkt, Probleme zu lösen, macht uns glücklich. Das bedeutet wir brauchen Problem.
Wir sind darauf ausgelegt, Probleme zu finden.
Wenn es keine echten Probleme mehr gibt, wie Lebensgefahr, Hunger, Kälte und so weiter, setzen wir den Schwellenwert unbewusst herab und ändern so unsere Empfindung, was als Problem gilt.
Daher kommen unsere #FirstWorldProblems.
Wir regen uns darüber auf, dass der Nachbar den Rasen nicht gemäht hat, wir fragen uns, was die anderen von uns denken, und bewerten Dinge über.
Es ist, als müssten wir immer X Probleme haben. Die Umgebung, in der wir uns befinden, ist aber egal.
Wahrscheinlich würden wir selbst am Paradies etwas zu meckern haben.
Ich komme immer wieder zu dem Punkt, dass Menschen nicht zum Stillstand gemacht sind.
Wir können nicht einfach jeden Tag am Strand liegen und Cocktails trinken.
Wir brauchen etwas zu tun und eine Aufgabe. Wir gehen ein, wenn wir keine mehr haben.
Deshalb halten wir wohl auch immer die Augen nach Problemen offen und bilden uns, welche ein, wenn wir keine echt mehr finden.
Wir wachsen auch mit unseren Herausforderungen. Je größer das Problem, umso größer die Belohnung, wenn wir es gelöst haben.
Wir können unseren Schwellenwert, was ein Problem ist, zurücksetzen, in dem wir unangenehme oder schwierige, Dinge tun.
Wichtig dabei ist, das ist eine echte Herausforderung. Wichtig dabei ist aber, dass wir nicht wirklich in Gefahr sind. Das wäre kontraproduktiv.
Ich habe die Hoffnung, dass ich damit die bedeutungslosen Probleme nicht mehr als solche wahrnehme.
Ich möchte lockerer an die ganzen Sachen herangehen. Ich mache mir zu viel Sorgen und Gedanken über alles und jeden.
Die vermeintlichen Probleme belasten mich, obwohl sie sich im Nachhinein als bedeutungslos herausstellen.
Hier schließt sich auch ein bisschen der Kreis zu meinem Gedanken zu Herausforderungen.
Ich habe gemerkt, dass wenn ich meinen Verstand beruhigen kann, zufriedener bin. Ich fühle mich nicht so gehetzt und einfach zufrieden.
Wir geraten in den Flow Zustand, wenn wir etwas Schwieriges tun und werden dafür mit positiven Emotionen belohnt.
Wenn es mir dann auch gelingt, die ganzen kleinen Probleme nicht allzu wichtig wahrzunehmen und mir keine Sorgen zu machen, ist mein Geist frei und ich fühle mich nicht so belastet.
Das gelingt mir, in dem ich schwere Sachen mache.
Ich werde dadurch nicht nur glücklicher und besser, sondern auch gelassener.
Ich muss mich nicht mehr über alles und jeden aufregen, sondern kann es einfach akzeptieren und hinnehmen.
Schon die Stoiker haben das entdeckt. Sie haben auf Komfort verzichtet, um ihn dann wieder zu schätzen zu wissen.
Sie haben auf dem Boden geschlafen, nur sehr einfache Speisen gegessen oder gefastet.
Sie haben sich vorgestellt, wie es wäre, wenn sie blind wären und sich dann darüber gefreut, dass sie noch sehen können.
Sie haben sich so selbst beigebracht, sich über die vermeintlich kleinen Dinge zu freuen, und sie wert zu schätzen.
Sie haben sich vor Augen geführt, dass sie sterben werden und dadurch das Leben genossen.
In Japan gibt es ein Ritual, bei dem man sich in kaltem Wasser reinwäscht.
Es gibt dazu eine Legende, dass ein Gott seine Frau aus der Hölle retten wollte und sich dann im eiskalten Wasser gereinigt hat.
Es ist das gleiche Prinzip.
In vielen Regionen gibt es Zeiten des Fastens und es Verzichts.
Es ist ein wiederkehrendes Muster aus allen Bereichen. Irgendetwas muss da dran sein.
Wir nehmen vieles oft als gegeben hin.
Kinder erfreuen sich noch an den kleinsten Dingen. Jedes Blatt und jeder Grashalm sind etwas Neues und Spannendes. Wir übersehen es oft und wissen es nicht mehr zu schätzen.
Ich mag den Winter zum Beispiel überhaupt nicht. Ich denke immer wieder drüber nach zu der Zeit woanders zu leben, wo ist angenehm warm ist.
Durch den Winter weiß ich aber erst den Frühling zu schätzen. Ich freue mich darüber, dass es wärmer wird, die Tage länger werden und alles grün wird.
Wenn immer alles grün ist, ist es nichts Besonderes mehr.
Training, kalt, duschen, etwas Neues lernen, konzentriertes Arbeiten, Intervallfasten sind alles Dinge, die für uns unangenehm sind und uns zu schätzen lernen, was wir haben.
Wir gewöhnen uns an alles und haben dann das Gefühl mehr zu brauchen, egal wie viel oder wenig wir tatsächlich haben.
In der entwickelten Welt scheinen die Menschen immer unglücklicher zu werden. Wir werden immer ungesünder und fühlen uns ständig gestresst.
In ärmeren Ländern scheinen die Menschen glücklicher zu sein. Sie haben zwar weniger, das scheint Ihrer Zufriedenheit aber nicht zu schaden.
Sie sind oft gastfreundlich und hilfsbereit. Sie teilen, was sie haben, ohne etwas dafür zu verlangen.
Das zeigt ja, dass etwas nicht stimmt und wir wahrscheinlich etwas übersehen.
Ich lasse mich von Kleinigkeiten aus der Ruhe bringen, und es verfolgt mich tagelang. Es gelingt mir nicht, mich davon abzubringen.
Alles ist darauf konzentriert, als ob mein Leben davon abhängen würde. Dabei ist es objektiv, betrachtet oft nichts Schlimmes.
Ich möchte also versuchen gelassener zu werden und mich nicht von Kleinigkeiten aus der Ruhe bringen zu lassen.