Selbsterkenntnis
Schon über dem Tempel von Delphi waren die Worte "Know thyself" geschrieben.
Bevor wir uns Ziele setzen und uns ein Leben aufbauen, sollten wir uns zuerst selbst kennen lernen.
Wir müssen wissen, was wir wollen, damit wir nicht in die falsche Richtung laufen.
Ich denke oft, dass alles besser wird, wenn ich dies oder das habe oder erreicht, hab. Oder woanders hinziehen oder einen anderen Lebensstil führen würde.
Das alles hilft aber alles nichts. Der gemeinsame Nenner bin immer ich.
Ich nehme meine Probleme mit, egal wohin ich gehe und egal was ich tue.
Die Lösung ist also mich selbst vollkommen zu akzeptieren.
Meine Stärken habe auch meine Schwächen anzunehmen und dazu zu stehen.
Dann brauche ich auch nicht mehr weglaufen.
Es macht alles so viel einfacher, wenn ich weiß, was mir wichtig ist und was ich möchte.
Ich glaube, es gibt zwei Arten, sich selbst kennen zu lernen und wir brauchen beide.
Zum einen ist es im Gespräch mit anderen Menschen. Wenn wir uns öffnen und über unsere Ängste, Gefühle und Gedanken sprechen, bekommen wir ein Feedback von anderen Menschen, dass wir dann nutzen können.
Wir erfahren durch den anderen mehr über uns selbst.
Die zweite Art ist Zeit allein zu verbringen. Wirklich in uns zu spüren und herauszufinden, was wir wollen.
Das gelingt durch die Langeweile. Wenn wir nichts tun, steigen Gedanken und Emotionen in uns auf, die wir dann verarbeiten können.
Der Anfang ist immer am schwersten. Ich habe das Gefühl etwas tun zu müssen. Es fühlt sich unangenehm an und ich möchte weglaufen. Ich habe vermutlich Angst vor meinen eigenen Gedanken und möchte mich selbst vor ihnen schützen.
Nach ein paar Minuten habe ich diese Phase aber überwunden, danach wird es angenehmer. Es macht mir plötzlich nichts mehr aus nichts zu tun.
Wenn ich dann zur Ruhe gekommen bin, steigen Gedanken und Gefühle in mir auf. Manchmal beschleunigt sich mein Herzschlag dadurch und ich atme schwerer. Es fühlt sich teilweise nach Arbeit an meine Gedanken und Gefühle auszuhalten.
Es lohnt sich aber. Ich glaube ich verarbeite sie so und es bringt mich weiter. Danach fühle ich mich oft leichter und freier.
Einige Menschen finden sich selbst auf langen Reisen oder Abenteuern. Sie verbringen sehr viel Zeit mit sich selbst und kommen verändert wieder.
Sie entdecken, was ihnen wichtig ist und finden einen Sinn.
Ich glaube wir müssen für diese Veränderung nicht zwangsläufig in ein Kloster ziehen oder durch die Wildnis streifen. Ich versuche diese Reise in meinen Alltag einzubauen.
Ich bin gespannt, ob es funktioniert.
Die Langeweile und das Nichtstun sind mittlerweile aber ein Relikt der Vergangenheit. Wir haben unser Handy, dass wir bei dem kleinsten Gefühl des Unbehagens aus der Tasche holen können.
Abends auf dem Sofa gucken wir Fernsehen. Wir lenken uns konstant ab.
Unser Gehirn arbeitet in zwei Modi, fokussiert und unkonzentriert.
Im fokussierten Modus beschäftigen wir uns intensiv mit einer Sache. Er ist aktiv, wenn wir eine Aufgabe abarbeiten, Informationen verarbeiten oder auf unser Handy gucken. Alles, bei dem wir uns auf die Außenwelt konzentrieren.
Im diffusen Modus lassen wir unsere Gedanken schweifen. Wir können so Verknüpfungen zwischen aktuellen Herausforderungen und alten Erfahrungen machen.
Wir lernen auf diese Weise und sind kreativer. Es ist auch der Grund, warum wir die besten Ideen unter der Dusche haben.
Der diffuse Modus dient dem Gehirn auch als Erholung. Er baut die Kapazität auf, um besser und konzentrierter im fokussierten Modus arbeiten zu können.
Es gibt Studien, die den konstanten Stress und das Gefühl der Überforderung auf das Fehlen dieser Erholung zurückführen.
Wir wollen uns abends auf dem Sofa vor dem Fernseher erholen. Für unser Gehirn ist es aber harte Arbeit. Es ist die ganze Zeit im fokussierten Modus.
Wir verbringen täglich im Durchschnitt 11 Stunden mit elektronischen Geräten. Da bleibt nur wenig Zeit für den diffusen Modus.
Der nächste Schritt ist dann diese Erkenntnisse auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Wir brauchen die Praxis.
Sie gibt uns wertvolle Informationen, ob uns etwas wirklich gefällt.
Wir sollten möglichst viel ausprobieren, umso unseren Zielen und Wünschen näher zu kommen.
Je mehr wir ausprobieren, umso mehr können wir unsere Wünsche eingrenzen.
Oft gefällt mir nur die Idee von etwas. Erst wenn ich es ausprobiere, fällt mir auf, dass es nichts für mich ist.
Beim ersten Mal ist alles noch neu und aufregend. Ich denke dann die Lösung gefunden zu haben. Es wird dann aber oft langweilig, wenn eine gewisse Routine eintritt und ich merke, dass es nichts für mich ist.
Es fällt mir schwer, vom Denken ins Tun überzugehen. In meiner Vorstellung ist alles angenehm und sicher. Alles funktioniert und es gibt keine Probleme.
Ich spüre einen Widerstand und mir fallen 1000 Gründe ein, warum ich es nicht machen sollte.
Mein Verstand spielt mir vor zu wissen, wie es sich anfühlen wird, ich bräuchte es also nicht mehr versuchen.
Wenn ich in die Welt hinaus gehen und etwas ausprobiere, gibt es immer ein Risiko. Davor scheue ich mich.
Ich möchte dieses Risiko öfter eingehen. In der Regel zahlt es sich aus.
Im schlimmsten Fall habe ich gelernt, was mir nicht gefällt. Dann kann ich eine Sache von der Liste streichen.
Ich habe in den letzten Wochen gemerkt, dass ich die größten Fortschritte mache, wenn ich mich den Dingen stelle, die ich am meisten vermeiden möchte.
Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass das, wovor ich mich am meisten drücke. Mir die größte Zufriedenheit bringt, wenn ich es endlich mache.
Als die Ritter der Tafelrunde nach dem heiligen Gral gesucht haben, hat auch jeder dort angefangen, wo der Wald für ihn am dunkelsten erschienen.
Hier scheint das Potenzial für Wachstum am größten zu sein.
Es ergeben sich auf völlig neue Möglichkeiten, wenn ich es gemacht habe.
Es fühlt sich an, als würde ich auf diese Weise viele Stufen überspringen und direkt ein neues Level erreichen.
Ich muss dafür nur über meinen eigenen Schatten springen.
Wieso fällt es mir so schwer, Dinge zu tun, die mir am Ende so guttun?
Warum schiebe ich die Dinge auf, von denen ich anscheinend in meinem Innersten weiß, dass ich es möchte oder brauche?
Wieso wirkt es so angsteinflößend?
Ich möchte weiter versuchen zu erkennen, wovor ich mich drücke und mich dem dann stellen.
Ich möchte außerdem darauf achten, wann ich extrem reagiere oder mich Kleinigkeiten unverhältnismäßig hart treffen.
Das sind oft Dinge, die mir etwas zeigen an dem ich noch arbeiten kann.
Ich möchte mich weiter immer besser kennenlernen und mich komplett akzeptieren.