Verletzlichkeit

22.08.2022

In einer Mannschaft wird sich schnell über die Fehler und Schwächen der einzelnen Mitglieder lustig gemacht.

Ich habe so gelernt meine Fehler nicht zu zeigen und alles dafür zu tun keine Schwäche zu zeigen.

Meine Gespräche sind generell immer sehr oberflächlich geblieben. Ich habe nur selten meine Meinung stark vertreten oder mich sonst unbeliebt gemacht. Ich wollte nirgendwo anecken.

Ich habe nur sehr selten über meine Probleme besprochen und versucht mit allem alleine fertig zu werden. Ich hatte Angst nicht mehr akzeptiert zu werden, wenn klar wird, dass ich nicht "perfekt" bin.

Ich habe meine Maske nie abgelegt oder Gefühle zugelassen. Ich habe alles in mich hinein gefressen.

Ich habe Entscheidungen nur für mich getroffen und niemand anderen mit einbezogen. Ich hatte nie eine böse Absicht, trotzdem habe ich Menschen so verletzt. Es war mir aber überhaupt nicht klar, das meine Entscheidungen sie trotzdem betreffen können. Ich habe nicht gesehen, wie sie auf andere wirken.

Ich wollte niemandem zur Last fallen und habe deshalb alles alleine gemacht. Ich habe es als etwas schlechtes gesehen Hilfe zu brauchen. Ich war stolz darauf, dass ich für andere keine Last war.

Obwohl ich nicht die Gedanken anderer Menschen lesen kann, bin ich davon ausgegangen, dass alle wissen, warum ich etwas tue und dass es nur um mich ging. Es war nie beabsichtig jemandem zu schaden.

Es fällt mir schwer die Gefühle anderer zu interpretieren, zwischen den Zeilen zu lesen oder richtig einzuschätzen, wie ich auf andere wirke.

Es dreht sich immer alles nur im mich. Als wäre ich von allen anderen isoliert und würde meine Entscheidungen in einem Vakuum treffen.

Ich habe erst jetzt erkannt, dass das genau der falsche weg ist.

Indem ich mich anderen öffne und sie wirklich an meinem Leben teilnehmen lasse, knüpfe ich intensive Beziehungen. Ich stelle so eine echte Verbindung her.

Es bringt mich anderen näher und führt nicht dazu, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, wie ich erwartet habe.

Ich habe nicht gesehen, dass es anderen eine Freunde machen kann mir zu helfen. Menschen wollen mich unterstützen, an meinem Leben teilhaben und mir Ratschläge geben.

Indem ich offen mit anderen spreche, können sie mich besser verstehen und ich lerne andere Blickwinkel kennen. Ich kann besser einschätzen, wie ich auf andere wirke. Außerdem fällt es ihnen dann leichter sich selbst zu öffnen.

Es hat sich herausgestellt, dass die meisten gerne tiefgründige Gespräche führen. Es fühlt sich auch für mich viel besser an. Diese Gespräche machen mir Spaß und füllen mich mit Energie.

Die Gespräche, vor denen ich mich am Meisten gedrückt habe, waren oft die wichtigsten und besten. Probleme sind einfach verschwunden, weil wir entdeckt haben, dass wir eigentlich das Gleiche wollen und es keine negativen Absichten gibt.

Ich habe mir Sorgen gemacht und ewig überlegt, wie ich eine Lösung finden kann, dabei gab es gar keinen Grund dafür. Ein Gespräch hat alles geklärt.

Obwohl ich das weiß und es ein paar Mal erlebt habe, drücke ich mich immer noch vor diesen Gesprächen. Es fühlt sich falsch an und mein Kopf schreit mich an es nicht zu tun. Ich sollte aber auf diese negativen Gefühle zugehen. Die Angst davor zeigt anscheinend, dass es wichtig ist.

Vor allem war sie völlig unbegründet. Die Gespräche waren immer sehr angenehm und sie haben mir und der anderen Person eine riesige Last von den Schultern genommen.

Wieso drücken wir uns vor so wichtigen Dingen?

Es kommt wahrscheinlich noch aus der Vorzeit, als ein Ausschluss aus der Gruppe den sicheren Tod bedeutet hat.

Oft sind es einfach nur Missverständnisse. Wir treffen Annahmen über die Intention anderer und nutzen sie für unsere eigenen Entscheidungen. So sind Probleme vorprogrammiert.

Ich habe oft darüber nachgedacht, wie leicht das Leben wäre, wenn wir die Gedanken der anderen lesen könnten.

Es wäre immer klar, was andere vorhaben und warum sie etwas tun.

Tatsächlich können wir so etwas ähnliches schaffen, in dem wir ehrlich und offen mit unseren Mitmenschen kommunizieren. Wenn wir ihn sagen warum wir etwas tun und wie wir uns dabei fühlen, können sie uns viel besser verstehen und entsprechend reagieren.

Wir gehen nicht mehr von falschen Annahmen aus und verhindern Fehleinschätzungen.

Mich verletzlich zu machen ist keine Schwäche, wie ich immer gedacht habe, sondern eine Stärke.

Anstatt mich zurückzuziehen und alleine zu versuchen herauszufinden, wie ich leben möchte, hätte ich mit anderen darüber sprechen können. Ich hätte meine Gedanken, Gefühle und Ideen teilen können.

Ich bin mir mittlerweile sicher, dass ich schneller zu Erkenntnissen gelangt wäre. Durch Gespräche kann ich von den Erfahrungen anderer profitieren und gleichzeitig die Beziehung stärken.

Ich habe mich oft gefragt, warum ich so lange gebraucht habe, um eine Lösung für etwas, im nachhinein so offensichtlichem, zu finden. Andere haben es sofort gesehen.

Ich möchte mich also öffnen, mehr mit Menschen reden und tiefe Beziehungen aufbauen.

Ich möchte andere voll an meinem Leben teilhaben lassen und sie um Rat fragen und Hilfe bitten.

Anstatt zu versuchen alles alleine herauszufinden, möchte ich von der Erfahrung anderer profitieren.

Ich möchte über meine Probleme, Gedanken und Ideen sprechen.

Ich möchte mich nicht mehr als Isoliert von allem betrachten und auch andere in meine Entscheidungen einzubeziehen.

Ich möchte mehr darauf achten, wie meine Handlungen andere betreffen und wie sie wirken.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?