Zyklen
Es gibt über all Zyklen des Ab- und Aufschwungs. Sie kommen in der Natur, Wirtschaft, Unternehmen, Investments, Geschichte und im Leben vor.
Es kommt zu einer Phase des Fortschritts, in der alle immer optimistischer werden und irgendwann denken, das der Fortschritt niemals aufhört. Irgendwann ist der Erfolg zu groß und alles bricht zusammen, von wo es wieder aufgebaut werden kann. Dann geht es wieder von vorne los.
Beipiele
Bei Tierpopulationen kann man das gut beobachten. Wenn es mehr Futter gibt, vermehren sich die Tiere. Sie passen ihre Zahl dem verfügbaren Futter an. Irgendwann gibt es aber zu viele Tiere für das Futter und die Tiere verhungern. Das gibt der Nahrungsquelle die Möglichkeit sich zu erholen und sich selbst wieder zu vermehren. Und so beginnt der Kreislauf wieder von vorne.
Viele Kulturen haben versucht dieses Problem zu umgehen, indem es eine Zeit der Maßlosigkeit und/oder Verschwendung gibt. Es werden große Feste gefeiert (z.B. Erntedankfest) oder Resourcen geopfert, obwohl sie die meiste Zeit des Jahres nicht genug haben. Es scheint auf den ersten Blick wie eine schlechte Entscheidung und nicht nachvollziehbar. Es wird aber einen Grund für diese Handlungen geben. Einer könnte sein, diese Zyklen des Auf und Abs zu durchbrechen.
Bei Investments läuft es ähnlich. Die Zeiten sind gut und die Werte steigen. Dadurch werden immer mehr Investments angezogen und der Preis steigt weiter. Alle verdienen viel Geld und es scheint kein Ende zu nehmen. Die Menschen werden immer unvorsichtiger und nehmen ggf. immer mehr Kredite auf. Irgendwann platzt die Blase und die Preise fallen. Dann bekommen alle Panik und verkaufen. Dadurch fallen die Preise noch mehr.
Um von so einem Zyklus zu profitieren, muss ich antizyklisch handeln. Wenn alle kaufen, bleibe ich ruhig, wenn alle Panik bekommen und verkaufen, ist meine Zeit zum Kaufen gekommen. In dieser Phase werden Vermögen geschaffen.
Leider weiß ich vorher nicht, wie es sich entwickelt und wann der Preis zu hoch oder an seinem Tiefpunkt ist. Deshalb kaufe ich jeden Monat mit einem Sparplan meinen ETF zu einem festen Kurs. So komme ich insgesamt auf einen guten Durchschnittseinkaufspreis. Wenn der Preis hoch ist kaufe ich weniger Anteile und wenn der Preis niedrig ist mehr.
Ich sollte wahrscheinlich trotzdem etwas Geld zurücklegen, um bei einem Crash einkaufen zu können. Ich möchte aber nicht mehr Geld als nötig auf meinen Konten haben. Ich möchte so viel Geld wie möglich investiert haben und für mich arbeiten lassen.
Es gibt nur wenige Tage im Jahr, die für den Profit verantwortlich sind. Die möchte ich nicht verpassen. Das Warten auf gute Kurse ist eine Wette, die ich nicht eingehen möchte.
"Time in the Market beats timing the Market"
Leben
Ich habe diese Zyklen auch in meinem eigenen Leben erkannt. Es gibt Phasen an denen ich mich exakt an meinen Tagesablauf und wochenlang meinen Ernährungsplan halte. Ich sehe in der Zeit gute Fortschritte und es funktioniert einfach. Alles wird immer besser. Es fällt mir leicht so zu leben. Ich bin motiviert, zufrieden und es geht mir gut. Oft habe ich in der Zeit auch eine interessante Beschäftigung und die Zeit vergeht wie im Fluge. Das zeigt mir immer wieder, dass meine Art zu leben funktioniert.
Irgendwann fange ich aber an meine Gewohnheiten etwas schleifen zu lassen. Es beginnt immer ganz klein.
"Heute lasse ich das ausnahmsweise mal ausfallen"
"Das habe ich mir verdient"
"Ich brauche mal eine Pause"
Diese Dinge setzen aber eine Kette in gang. Es ist als würde ich den ersten Dominostein in einer langen Reihe umkippen.
Oft geschieht es, wenn ich mit meinem Körper sehr zufrieden bin oder etwas anderes erreicht habe. Es ist als hätte ich deshalb die Erlaubnis den Fuß etwas vom Gas zu nehmen. Am nächsten Tag habe ich dann oft etwas mehr Hunger, bin nicht so motiviert zum Training zu gehen und gebe dem leichter nach als sonst. Auf einmal gibt es die Möglichkeit außerhalb von meinem Ernährungsplan zu essen. Eine Option, die in der Zeit davor einfach nicht vorhanden ist und an die ich nicht denke.
Es fällt mir viel leichter mich komplett an meine Vorgaben zu halten als es nur die meiste Zeit zu tun. Es ist dann als würde ein Schalter in meinem Kopf umgelegt und es fällt mir auf ein Mal schwerer "nein" zu sagen, sobald ich eine Ausnahme gemacht habe.
Meine Handlungen verändern sich dann immer mehr und ich entferne mich immer weiter von meinen Plänen. Dadurch werde ich unzufriedener und es fällt mir noch schwerer mich an sie zu halten und ich entferne mich noch weiter.
Oft habe ich in dieser Phase kleinere Zyklen. Ich stelle zum Beispiel fest, dass ich zu viel gegessen habe und mache am nächsten Tag mehr Sport, in der Hoffnung es auszugleichen. Dadurch habe ich nicht mehr die Möglichkeit mich genug zu erholen, fühle mich erschöpfter und treffe schlechtere Entscheidungen.
Irgendwann erkenne ich diese Abwärtsspirale (nach 1-2 Wochen), meistens an der Waage und im Spiegel. Ich ziehe dann die Reißleine und beschließe mich wieder zusammenzureißen und mich wieder voll auf meine Pläne zu konzentrieren. Dann wird der Schalter in meinem Kopf wieder umgelegt und es fällt mir plötzlich wieder leichter zu "Verzichten".
Dann geht es wieder mit der Aufwärtsspirale los. Es geht mir immer besser, ich fühle mich zufriedener und ich mache wieder Fortschritte.
Insgesamt komme ich so voran, es sind aber immer zwei Schritte vor und einer zurück.
Lösung
Viel besser wäre es natürlich konstantes Wachstum zu haben, ohne diese Zyklen. Ich könnte mir mehr "gönnen" und kleinere Schritte machen. Etwas weniger trainieren, damit die Regeneration leichter wird, etwas weniger arbeiten, mehr "Spaß" haben. Das würde eventuell vieles leichter machen. Schließlich hetzt mich niemand und ich habe Zeit. Ich bin von dieser Vorgehensweise aber (noch) nicht überzeugt. Ich kann nur "an" oder "aus".
Die Lösung ist, wie immer, eine Balance zu finden. Das fällt mir aktuell noch schwer, ich habe aber das Gefühl der Sache näher zu kommen.
Je mehr ich über mich selbst, meine Vorlieben und Ziele herausfinde, desto besser wird mein Leben und es wird einfacher meine Pläne und Struktur länger aufrecht zu halten.
In guten Zeiten ist es leicht die richtige Entscheidung zu treffen.