Balance und Rhythmen
Ich fühle mich durch meine Routine wieder deutlich besser. Den Ersten ist es auch schon aufgefallen und ich wirke wieder anders auf sie. Es fällt mir auch leichter, auf Menschen zu zugehen.
Ich freue mich sehr, dass es funktioniert. Ich merke aber, dass ich noch mehr möchte. Ich überlege mir, wie ich die Routine weiter „optimieren“ kann.
Ich merke, dass die Struktur und die Regeln gut für mich sind und möchte immer mehr einführen, bis ich irgendwann meinen ganzen Tag durchgeplant habe und ihn abarbeite wie eine Maschine.
Ich sehe alles, was die Routine durcheinanderbringen kann als Gefahr und möchte mich deshalb vor äußeren Einflüssen schützen, damit ich immer so weitermachen kann.
Ich stelle mir vor, was ich mit dieser Routine alles erreichen kann. Wie erfolgreich ich sein kann, wenn ich es einen Monat, ein Jahr oder ein Jahrzehnt durchziehen würde.
Ich sehe aber nicht die Nachteile durch die verlorengegangene Flexibilität.
Ich bin wieder auf dem Weg in ein Extrem.
Das gute ist, dass ich mich selbst dabei beobachten kann und es gerade offensichtlich für mich ist.
Ich komme wieder aus der Situation, in der ich weniger Routine und Struktur hatte. Das hat mir gar nicht gefallen und dazu geführt, dass ich mich unzufrieden fühle.
Jetzt gerade bin ich glaube ich in einer guten Balance. Ich merke aber, dass das Pendel weiter schwingen möchte. Ich möchte immer mehr, bis ich wieder an einen Punkt bin, an dem ich es übertreibe und mich unzufrieden fühle.
Es fällt mir schwer, diesen Punkt zu erkennen, weil ich es aktuell erst merke, wenn ich weit darüber hinausgeschossen bin.
Ich ertrage die Situation lange, obwohl sie mir nicht mehr guttut, weil ich weiß, dass sie mir am Anfang geholfen hat. Ich möchte es dann einfach durchziehen.
Das ist aber in diesem Fall nicht das richtige.
Es fällt mir schwer zu erkennen, ob ich einfach keine Lust habe oder ob ich etwas erzwinge, was mir nicht guttut.
Ich weiß es aber scheinbar unbewusst. Ich finde nach und nach Wege die Regeln zu brechen, aus der Struktur zu entkommen und mich frei zu fühlen.
Dann merke ich wieder, wie gut mir das tut und optimiere auf Freiheit, bis ich es auch damit übertreibe und mich wieder unzufrieden fühle. Dann sehne ich mich wieder nach mehr Struktur und Routinen.
Ich glaube, wenn ich das bei jemand anderem beobachten würde, wäre es beim ersten Mal offensichtlich.
Es fällt mir aber sehr schwer, meine eigenen Muster zu erkennen.
Die grundsätzliche Antwort ist mir auch klar. Ich darf es nicht übertreiben.
Es fällt mir aber schwer, eine konkrete Lösung zu finden. Ich möchte einen Plan dafür haben.
Ich möchte eine Struktur für Flexibilität.
Ich möchte Regeln haben, die mir zeigen, wann ich es übertreibe. Ich möchte klare Grenzen haben.
Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass es keine statische Balance gibt. Dass wir sie immer wieder neu finden müssen.
Ich bin auf der Suche nach dem einen Punkt, an dem ich bleiben kann. Den gibt es aber nicht oder nur kurzfristig.
Wie der Seiltänzer, der nie in Balance ist und immer wieder kleine Korrekturen vornehmen muss, damit er nicht stürzt.
Es geht immer wieder darum, aufs Neue unsere Mitte zu finden.
Wir schwanken die ganze Zeit von links nach rechts. Ich habe das Gefühl, dass ich viel zu viel schwanke. Ich möchte eher erkennen, wann Ich aus dem Gleichgewicht komme. Ich möchte die Extreme reduzieren.
Es fällt mir sehr schwer, zu akzeptieren, dass es Rhythmen gibt. Verschiedene Phasen im Leben, in denen bestimmte Bereiche wichtig sind. In denen sich die Prioritäten verändern und damit auch ein neues Gleichgewicht entsteht.
Es fällt mir noch sehr schwer damit umzugehen. Ich merke, dass etwas funktioniert und setze voll darauf.
Ich glaube endlich, die Lösung gefunden zu haben und optimiere immer weiter. Dann funktioniert es plötzlich nicht mehr. Ich fühle mich verloren, finde etwas Neues was funktioniert und stürze mich darauf.
Ich bin auf der Suche nach der einen Lösung, die es nicht gibt.
Ich möchte eine zuverlässige Strategie finden, damit ich das Spiel des Lebens gewinnen kann. Ich möchte kontinuierlich hohe Gewinne in allen Bereichen einfahren, ohne zu verlieren.
Eine Art Allwetter Portfolio für das Leben.
Aber selbst bei diesem Portfolio gibt es nicht nur Gewinner. Insgesamt steigt es kontinuierlich, es gibt aber auch immer Verlierer. Bei einem ETF ist es das Gleiche.
Es ist darauf ausgelegt immer stabile Renditen zu erzielen. Langsam, aber zuverlässig das Geld zu vermehren.
Es geht nicht darum immer nur auf die Gewinner zu setzen, um so schnell wie möglich reich zu werden. Diese Strategie funktioniert nicht.
Wir brauchen Geduld und können uns über eine durchschnittliche Rendite freuen.
Ich finde es ist ein gutes Bild für das Leben. Es geht nicht immer nur in allen Bereichen bergauf. Wir erleiden Rückschläge und Dinge funktionieren nicht so, wie wir das gerne hätten. Wir müssen nicht jetzt alles haben.
Wenn wir unserem Ideal langsam, aber sicher immer näherkommen und unser Bestes geben, werden wir im Spiel des Lebens erfolgreich sein. Das Ziel ist nicht zu gewinnen, sondern weiterzuspielen.
Wir sollten uns nicht von den "Renditen" der anderen verunsichern lassen, sondern darauf vertrauen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir sind genau dort, wo wir sein sollten.
Ich merke es gerade auch beim Fahrradfahren. Ich habe normale, gute und lockere Trainingseinheiten.
Insgesamt werde ich aber schneller. Mein FTP-Wert steigt kontinuierlich an. Nicht jeden Tag aber über einen längeren Zeitraum.
Auf lockerere Tage folgen in der Regel gute Einheiten. Die Kraft baut sich auf und die Erholungsfahrten gehören genauso dazu wie neue Bestleistungen.
Die mittlere Wattzahl steigt über die Wochen. Meine normalen Runden sind mittlerweile bei einer Geschwindigkeit, die am Anfang eine Bestleistung waren.
Das gleiche passiert auch beim Abnehmen. Auch wenn wir jeden Tag genau das gleiche Essen und gleichviel Energie verbrauchen, schwankt unser Gewicht. Wir verbrennen nicht jeden Tag dieselbe Menge an Fett.
Es wirkt fast willkürlich, wie das Gewicht schwankt. Wir nehmen zu, es passiert nichts und plötzlich haben wir einen Durchbruch.
Es ist verwirrend, frustrierend und etwas demotivierend, wenn wir uns nur auf die täglichen Schwankungen konzentrieren und das große Ganze aus dem Blick verlieren.
Es macht scheinbar keinen Sinn und wirkt teilweise unlogisch.
Aber über die Zeit erkennen wir einen klaren Trend.
Es wird nie von einem Tag zu nächsten besser, sondern über einen längeren Zeitraum. Wenn wir weitgenug herauszoomen, wird der Zickzack Kurs zu einer Geraden.
Es ist also die Beständigkeit, die uns Fortschritte bringt. Immer weiter dranzubleiben, besonders wenn es scheint, als würde es nicht weiter gehen.
Time in the market beats Timing the market.
Dieser Spruch aus der Welt des Investments gilt auch für andere Bereiche unseres Lebens.
Auf diese Weise machen beispielsweise Extremsportler das Unmögliche möglich.
Von außen wirkt es, als hätten sie Superkräfte, dabei sind es kleine Schritte über einen langen Zeitraum, die uns dorthin bringen.
Der Erfolg ist kein gradliniger Weg, sondern von Fehlschlägen und Plateaus geprägt. Wir lernen daraus und wachsen.
Wir schrauben uns langsam, aber sicher nach oben.
Wir setzen uns Ziele, scheitern, lernen daraus und kommen so nach und nach weiter. Handeln, Erfahrungen sammeln und anpassen. Immer wieder.
Es gibt von allem ein zu viel und ein zu wenig.
Aktuell tut es mir sehr gut, mich nicht abzulenken und unterhalten zu lassen. Mein Kopf ist voller Ideen und Gedanken, die ich verarbeiten und umsetzen möchte.
Es kommt aber auch wieder eine Phase, in der es gut und richtig ist, mich neuen Ideen und Gedanken auszusetzen. Neues zu lesen, einen Podcast zu hören oder Videos zu gucken.
Es gibt eine Phase, in der ich meinen Kopf mit Ideen und Gedanken fülle und dann auch wieder eine, in der ich sie verarbeitete.
Langfristig ist mein Ziel, diese Phasen zu erkennen und möglichst schnell herauszufinden, wenn ich das Gleichgewicht verliere.
Aktuell habe ich noch nicht das Gefühl, dass ich dazu in der Lage bin. Deshalb möchte ich klare Grenzen haben. Ich möchte wissen, wann ich es übertreibe.
Ich weiß aber nicht genau, wie ich das anstellen soll.
Ich freue mich sehr darüber, dass ich es gemerkt habe. Dass ich mich selbst dabei beobachten kann, wie ich es übertreibe. Es wirkt fast schon lustig auf mich. Es ist so, als würde ich mich selbst mit einigem Abstand beobachten und denken, was für Nonsens ich schon wieder mache.
Wenn es nicht um mich selbst gehen würde, wäre es fast lustig.
Ich möchte versuchen zu akzeptieren, dass es kein statisches Gleichgewicht gibt und ich immer wieder ein neues finden muss.
Ich möchte auch die Rhythmen akzeptieren und lernen Sie zu meinem Vorteil zu nutzen.
Ich möchte nicht so sehr von Regeln und Strukturen abhängig sein, sondern mehr nach Gefühl leben können.