Bestimmung
Ich finde es sehr schwer herauszufinden, was meine Bestimmung ist. Es macht mir Angst eine Entscheidung zu treffen, die dann den Rest meines Lebens beeinflussen soll. Es fühlt sich zu groß und wichtig an.
Ich finde es generell schwierig herauszufinden. Was mir gefällt und was ich tun möchte. Bei anderen ist es offensichtlich. Bei mir selbst scheine ich einen blinden Fleck zu haben.
Es ist leichter zu wissen, was ich nicht möchte. Mir fallen auf Anhieb sehr viele Dinge ein, wie mein Leben nicht aussehen soll. Als ich darüber nachgedacht habe, habe ich locker eine Seite mit Dingen gefüllt, die ich nicht möchte.
Wenn wir herausfinden wollen, was uns nicht gefällt, wirkt es viel einfacher. Wir sind in die Dinge nicht so investiert und ein Ablehnen hat nichts mit uns zu tun. Es ist nichts Persönliches.
Wir schließen eine Sache nach der anderen aus und am Ende kommen wir bei dem an, was wir wollen. Je mehr wir ausschließen, umso klarer wird das Bild von dem, was wir wollen. Ein weiterer Punkt, wie wichtig es ist Entscheidungen zu treffen und Erfahrungen zu sammeln.
Der lange Zeit Horizont einer Bestimmung ist auch schwierig. Woher sollen wir wissen, wie die Welt in 20 Jahren aussieht und wofür wir uns dann interessieren.
Wir verändern uns kontinuierlich. Eine einzige Sache zu finden, die uns unser Leben lang begeistert wirkt fast unmöglich.
Ich finde es viel leichter mich auf das zu konzentrieren, was mich gerade stört.
Ich beseitige ein Hindernis nach dem anderen. Immer das, was gerade am meisten nervt. Ich gehe immer die nächste Herausforderung an und denke nicht an die nächsten 10 Jahre.
So bauen wir uns nach und nach das gute Leben auf und haben Spaß dabei.
Das nächste Hindernis liegt in unseren Möglichkeiten. Wir müssen uns strecken, es ist aber machbar. Es ist auch nicht zu leicht, so dass wir uns langweilen. Es passt genau zu unseren Fähigkeiten.
Wir lösen unsere eigenen Probleme und verbessern unser Leben dadurch kontinuierlich.
Das ist unsere Bestimmung.
Es gibt nicht die eine Leidenschaft, die wir finden müssen, damit unser Leben einen Sinn hat, sondern wir gehen von einer Herausforderung zur nächsten. Eine Heldenreise nach der anderen.
Mit genug Erfahrung können wir damit auch unser Geld verdienen.
Ein Unternehmen löst die Probleme von anderen Menschen. Wir können selbst unser erster und bester Kunde werden. Wir finden eine Lösung, die uns selbst hilft und kennen dadurch auch unseren idealen Kunden.
Es gibt genug Menschen auf der Welt, die uns ähnlich sind und von unserer Lösung profitieren können.
So werden wir dafür bezahlt unser Leben zu verbessern. Wir tun das, was wir sowieso machen würden. Wir helfen damit aber auch anderen und verdienen gleichzeitig Geld.
Mit jedem gelösten Problem sammeln wir mehr Erfahrung und können unsere Produkte verbessern.
Wir entwickeln uns immer weiter und können größere Herausforderungen meistern.
Wir haben immer mehr Fähigkeiten und dadurch entstehen neue Möglichkeiten.
Als ich das geschrieben habe, ist mir aufgefallen, dass ich genau das schon unbewusst gemacht habe.
Wenn ich Aufgaben bekomme, ist mein erster Gedanke immer, wie ich den Ablauf besser machen kann. Wie mache ich mir das Leben leichter und gestalte die Aufgabe angenehmer.
Im besten Fall eliminiere ich sie oder automatisiere den Ablauf komplett.
Es stört mich immer das gleiche machen zu müssen.
Aus diesem Vorgehen haben sich einige Dinge ergeben.
Ich habe klein angefangen. Ich habe schrittweise kleine Verbesserungen gemacht.
So habe ich mir zum Beispiel das Programmieren beigebracht. Ich habe immer mehr Möglichkeiten gesehen auf diese Weise meine Ziele zu erreichen. Das hat mich dazu motiviert mehr zu lernen.
Für mich ist das Programmieren ein Werkzeug, um meine Probleme zu lösen.
Mir ist klar geworden, dass es mir sehr gut gefällt, meine Aufgaben an eine Maschine abzugeben. Ich betreibe dafür erstaunlich viel Aufwand der verblüffende viel Ähnlichkeit mit Arbeit hat. Es fühlt sich aber anders an. Schließlich helfe ich mir selbst und verbessere mein Leben.
Ich sehe es als Investment in die Zukunft. Je besser ich die Abläufe gestalte, umso leichter werde ich es in der Zukunft haben.
Das hat mich dazu motiviert es zu lernen und nicht aufzuhören. Ich habe aber immer gezielt nach Lösungen und Techniken zu einem konkreten Problem gesucht. Ich hatte Projekte und immer ein klares Ziel für den nächsten Schritt.
Ich konnte so schnell das lernen, was ich gerade brauche, und war dadurch hoch motiviert und konnte es schnell verinnerlichen.
Ich habe mir nicht nur ein Tutorial nach dem anderen angeguckt oder Bücher gelesen. Ich habe das Wissen direkt angewendet. Ich habe viel herumprobiert und auch viel geflucht. Aber irgendwann hat es dann funktioniert und ich habe verstanden, was ich gemacht habe.
Das ist ein sehr effizienter Weg etwas zu lernen und wir haben tatsächlich etwas davon.
Wir müssen es anwenden und im besten Fall profitieren wir direkt davon.
Auf diese Weise habe ich meinen Job gefunden und auch mein Gewerbe gestartet.
Ich bin das angegangen, was mich gerade gestört hat. Ich habe gelernt, was ich dafür brauche und das direkt umgesetzt.
Ich habe einfach angefangen mit dem, was ich wusste, und habe mir beigebracht, was ich benötige.
Immer in kleinen Schritten.
Es war eine Herausforderung, sie war aber nicht zu groß.
Das hat mir ermöglicht immer mehr und größere Probleme zu lösen.
Dabei habe ich ganz von selbst das gemacht, was mir Freude bereitet hat.
Ich habe meine eigenen Probleme gelöst.
Ich habe nach einem besseren Weg gesucht meine Aufgaben zu erledigen. Alles andere hat sich daraus ergeben.
Ich langweile mich, wenn ich immer das gleiche machen muss.
Ineffiziente Abläufe nerven mich. Es fühlt sich an, als würden sie sich über mich lustig machen.
Ich begreife nicht, warum Menschen etwas tun sollten, was Maschinen viel besser können.
Ich glaube, dass unsere Aufgabe darin bestehen sollte uns selbst überflüssig zu machen.
Dann können wir immer neue Probleme lösen und davon gibt es wahrlich genug. Wir müssten uns eigentlich keine Sorgen machen, dass wir nicht mehr genug zu tun haben.
Ich träume von einer Post Scarcity Gesellschaft, in der alle Menschen versuchen die Produktion immer weiter zu automatisieren und Probleme nachhaltig lösen.
Wir sollten uns nicht mehr mit unserer Grundversorgung beschäftigen müssen. Wir sollten dafür sorgen, dass alle genug haben und unseren Lebensstil nachhaltig immer weiter verbessern.
Es gibt unendlich viel zu lernen. Wir haben ein ganzes Universum zu erkunden und vielleicht sogar unendlich viele.
Wir können Leben in den Weltraum bringen.
Warum sollten wir unsere Zeit mit Aufgaben verschwenden, die eine Maschine erledigen kann?
Wir werden niemals nicht genug zu tun haben. Es gibt immer neue Herausforderungen, die einer Lösung bedürfen.
Ich möchte in einer Gesellschaft leben, in der jeder gerne seinen Beitrag leistet, weil es etwas ist, was uns am Herzen liegt.
Ein Wettbewerb der Liebe. Egal wer gewinnt, alle profitieren, weil die Welt zu einem besseren Ort geworden ist.
Ich habe mich immer sehr für die Zukunft und Technologie interessiert. Das Potenzial, was alles möglich sein könnte, hat mich fasziniert.
Ich habe aber den Eindruck, dass wir weit davon entfernt sind, was möglich wäre.
Ich möchte Menschen dazu bringen sich für die Optimierung des Lebens zu begeistern. Das Ziel soll das gute Leben sein.
Ich möchte von Menschen umgeben sein, die mich inspirieren und motivieren. Die spannenden Dinge erleben und tun. Die die Welt wirklich verbessern.
Ich möchte kein 0815. Ich möchte Menschen dazu inspirieren mehr zu tun. Sich höhere Ziele zu stecken und zu erreichen.
Ich möchte wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Die Nachrichten sollen voller positiver Meldungen sein. Jeder soll das Beste für die anderen wollen.
Alle haben genug und sind glücklich. So dass wir vieles nicht benötigen, um uns zu "belohnen". Unser Lebensstil ist unsere Belohnung. Wir führen ein erfülltes Leben, indem wir unsere Stärken zum Wohle aller einsetzen.
Es fühlt sich gut an fit zu sein, sich gesund zu ernähren und gut zu schlafen. Genauso ist es erfüllend Herausforderungen zu meistern und etwas beizutragen.
Viel befriedigender als den ganzen Tag am Handy zu verbringen und sich mit Zucker vollzustopfen.
Diese Gedanken begeistern mich. Ich traue mich aber nicht sie zu veröffentlichen. Ich frage mich, was die anderen darüber denken. Ob mich dann alle für einen naiven Spinner halten.
Das scheint aber das zu sein, was ich wirklich möchte.
Jeder löst seine eigenen Probleme, vermarktet die Lösung und hilft so anderen. So haben wir eine immer bessere Infrastruktur und Wissen für ein erfülltes Leben.
Wir können uns immer weiterentwickeln und neue spannende Aufgaben für uns finden.
Mit der Zeit habe ich das aber vergessen und mir einreden lassen, dass ich die eine Bestimmung finden muss. Das hat mich ausgebremst und überfordert.
Ich wollte plötzlich alles richtig machen und hatte Angst die falsche Entscheidung zu treffen. Ich habe aufgehört mich herauszufordern und meinen Interessen nachzugehen. Statt meiner Neugier zu folgen, wollte ich alles richtig machen.
Ich habe nicht mehr gespielt, um zu gewinnen, sondern um nicht zu verlieren.
Ich habe mich auf die Suche nach dem einen Weg gemacht. Nach jemandem, der mir sagt, was ich tun soll. Ich habe auf eine Anleitung für den nächsten Schritt gehofft, wie es ihn seit dem Kindergarten immer gab. Es war immer klar, was als nächstes ansteht. Nach dem Studium war das aber vorbei. Plötzlich war alles möglich. Ich hatte aber den Eindruck, dass der Rest meines Lebens von meiner nächsten Entscheidung abhängt. Was auch nicht völlig falsch ist.
Jeder muss seinen eigenen Weg gehen. Das bedeutet etwas auszuprobieren und auch Fehler zu machen.
Stattdessen habe ich mich mehr auf das konzentriert, was andere gesagt haben.
Ich wollte die perfekte Lösung.
Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass der Spaß vorbei ist und es ernst wird. Schließlich bin ich erwachsen. Ich muss mein Leben jetzt im Griff haben und darf keine Fehler mehr machen. Ab jetzt zählt es.
Dann habe ich meinen Mut verloren.
Ich habe jede Entscheidung auf die Goldwaage gelegt und dadurch ist es mir schwer gefallen mich auf etwas festzulegen und ins Handeln zu kommen.
Ich möchte wieder so vorgehen wie früher.
Ich möchte die Suche nach der großen Bestimmung aufgeben und mich mit den Dingen beschäftigen, die mich gerade beschäftigen. Ich möchte ein Hindernis nach dem anderen aus dem Weg räumen und dadurch immer weiter lernen.
Ich kann meinen Interessen und meiner Neugier folgen.
Ich kann das tun, wovor ich mich drücke oder was mich gerade stört.
Einen Schritt nach dem anderen.
Ich muss nicht die große Bestimmung finden, die alle meine Probleme löst und das Leben perfekt macht. Die gibt es nicht. Es wird niemals einen Punkt geben, an dem wir keine Probleme mehr haben werden - und das ist etwas Gutes.