Das Leben als Computerspiel
Mir gefällt die Sichtweise unser Leben als Computerspiel zu betrachten immer besser.
Ich finde immer mehr Parallelen und Gemeinsamkeiten. Wir können die Mechaniken aus Spielen, die sie so anziehend machen, auf unser Leben übertragen.
Wir stecken viel Zeit und Energie in Computerspiele und verbessern einen virtuellen Avatar. Warum nutzen wir die Ressourcen nicht stattdessen, um unser eigenes Leben auf die gleiche Weise zu verbessern?
Ich habe mich gefragt, ob ich anderen bei ihren (fiktiven) Abenteuern zugucke möchte oder der Held in meinem eigenen Leben sein möchte.
Das kann mindestens genauso viel Spaß machen und lohnt sich deutlich mehr. Wir schaffen uns ein erfülltes Leben, statt einer virtuellen Trophäe.
Als mir das klar geworden ist, haben Computerspiele ihren Reiz für mich verloren.
Leider werden die meisten Spiele irgendwann langweilig. Bei manchen kann es Spaß machen sie mehrfach durchzuspielen, aber auch da verlieren wir irgendwann die Lust. Die Aufgaben und damit die Herausforderungen sind begrenzt. Irgendwo ist ein Ende. Wir verlieren das Interesse, wenn wir zu lange das gleiche machen. Wir gewöhnen uns an alles und brauchen etwas Neues.
Ich habe mir immer ein Spiel ohne Ende gewünscht. Eins, dass mich ständig vor neue Herausforderungen stellt und in dem ich immer neue Abenteuer erleben kann.
Ich wollte nicht immer wieder von vorne anfangen, sondern auf dem aufbauen, was ich bereits geschafft habe.
Ich wollte aber auch nicht immer wieder das gleiche tun. Ich wollte Abwechslung, andere Aufgaben und Spielmechaniken. Neue Gegner und andere Geschichten. Die Welt sollte sich weiterentwickeln. Die Entscheidungen sollten einen Einfluss auf den weiteren Verlauf haben und sich ins Unendliche fortsetzen.
Ich habe erst nicht erkannt, dass es dieses Spiel bereits gibt. Es ist mein Leben. Dort habe ich alles, was ich mir wünsche und noch mehr. Es gibt unendliche Möglichkeiten und Varianten. Es gibt mehr zu tun und zu entdecken, als ich jemals schaffen kann.
Es ist eine Heldenreise nach der anderen. Dabei kann ich all das, was ich gelernt habe, für die nächste nutzen. Jede Erfahrung, die ich bereits gemacht habe, hat mich an den Punkt gebracht, an dem ich gerade bin. Ich kann ändern, was mir nicht gefällt und mein Leben mit der Zeit so gestalten, wie ich es mir wünsche. Ich kann die Richtung meines Lebens beeinflussen und eine Zukunft erschaffen, in der ich leben möchte. Ich kann andere von meinen Ideen begeistern und sie gemeinsam umsetzen. Ich kann mich immer wieder neu erfinden und so neue Fähigkeiten erlernen.
Es gibt immer neue Herausforderungen, die ich meistern kann. Mit jedem überwundenen Hindernis komme ich meinem Ideal ein Stück näher.
Das Spiel geht immer weiter und hat kein Ende. Das ist etwas Gutes. So wird es niemals langweilig und es gibt immer etwas interessantes zu tun. Ich höre nie auf zu lernen und zu wachsen.
Ich sehe etwas ähnliches vor allem auch beim Krafttraining. Bis zu einem gewissen Punkt macht es mir Spaß und ich setzte mir neue Ziele, die ich erreichen möchte. Um Muskeln aufzubauen, müssen wir uns kontinuierlich steigern.
Am Anfang machen wir schnell Fortschritte und das ist sehr motivierend. Leider ändert sich das recht schnell. Wir müssen immer härter trainieren, um überhaupt noch einen Reiz setzen zu können, der zu immer geringeren Fortschritten führt.
Theoretisch könnten wir immer so weitermachen. Ich glaube aber, dass es sinnvoll sein kann ein neues Spiel auszuprobieren.
Wir könnten die aufgebaute Kraft nutzen und etwas anderes damit machen. Wir könnten zum Beispiel Kampfsport betreiben oder unsere Ausdauer trainieren.
Dadurch habe wir wieder die Möglichkeit etwas Neues zu lernen und schnelle Fortschritte durch "Newbie Gains" zu machen, die uns dann wieder motivieren.
Wir müssen nicht mit dem Krafttraining aufhören, können es aber reduzieren, und unsere gewonnene Zeit mit etwas neuem verbringen.
Wir können unsere Fähigkeiten auf diese Weise immer weiter ausbauen und am Ende in allem gut sein.
Wir sind nicht nur stark, sondern auch ausdauernd, beweglich und schnell. Wir sind vielleicht nicht die Stärksten oder die Schnellsten, können aber überall mithalten.
Mir gefällt die Vorstellung besonders beim Sport überall mitmachen zu können und nicht auf einen Bereich festgelegt zu sein. Unseren Körper vollständig zu nutzen und nicht nur einseitig zu trainieren.
Vor allem aber machen wir kontinuierliche Fortschritte und hören nicht auf zu lernen. Wir stellen uns immer wieder vor neue Herausforderungen, die wir meistern können. Das ist der Weg aufzublühen.
Das gilt nicht nur für den Sport, sondern für unser gesamtes Leben.
Wenn wir in einem Bereich auf einem Plateau sind, können wir in einem anderen Fortschritt machen.
Ich halte das für einen besseren Ansatz, anstatt den Fokus auf nur eine Sache setzen.
Wir spielen viele kleine Spiele im großen Spiel des Lebens.
Wir bekommen bei der Geburt unsern Avatar und können ihn im Gegensatz zu den meisten Spielen nicht selbst kreieren. Wir müssen die Karten spielen, die wir bekommen haben. Wir können aber das Beste daraus machen.
Leider gibt es noch kein System, dass uns unsere Attribute und Fähigkeiten anzeigt, wie in einem Computerspiel.
Wir können unsere Stärken und Schwächen aber mit der Zeit kennenlernen.
Persönlichkeitstest können hierbei sehr hilfreich sein.
Wenn wir mehrere unterschiedliche machen, ergibt sich aus den verschiedenen Ergebnissen ein recht klares Bild.
Das können wir dann als Grundlage nehmen und einen Plan für die Zukunft schmieden.
Wir müssen wissen, wo wir starten, damit wir einen Weg zu unserem Ziel finden können.
Wir können zu der Person werden, die wir uns wünschen und unseren Charakter auf diese Weise kreieren.
In einem Computerspiel weist uns die Stärke und Anzahl der Gegner den Weg. Je schwieriger es wird, umso näher kommen wir dem Ziel.
Sobald die Anzahl und Stärke der Gegner steigen, wissen wir, dass wir an einem interessanten Ort sind. Hier geht es weiter.
Wo es keine Gegner gibt, gibt es wahrscheinlich auch nicht viel zu sehen oder erleben.
Unsere Gefühle weisen uns auf ähnliche Weise den Weg.
Wenn wir Angst haben etwas zu tun oder Widerstand spüren, können wir das als Orientierung nutzen.
Es sind unsere „Gegner“. Wenn wir uns ihnen stellen, werden wir dafür belohnt.
Wir sollten nicht davor weglaufen, sondern draufzugehen.
Wenn es schwieriger wird, zeigt es uns das, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Mit jeder abgeschlossenen Quest lernen wir dazu, und brauchen eine neue Herausforderung. Die alten Gegner stellen keine Gefahr mehr für uns dar und es wird langweilig. Deshalb führt uns das Spiel in eine neue Region, in der wir stärkeren Gegnern begegnen.
Die Level stellen die Plateaus im Leben dar. Je höher unser Level, umso mehr Erfahrungspunkte brauchen wir, um weiter aufzusteigen.
Der Weg der Meisterschaft ist keine kontinuierliche Steigerung, sondern geprägt von Sprüngen, plötzlichen starken Verbesserungen und langen Durststrecken, in denen sich scheinbar nichts tut.
Wir sammeln aber trotzdem Erfahrungspunkte. Leider können wir das nicht so klarsehen, wie in einem Computerspiel. Wir müssen auf den Prozess vertrauen.
Wir haben keinen Fortschrittsbalken, der uns motiviert und zeigt, wie lange es noch dauert. Wir haben das Gefühl, dass nichts passiert und geben zu früh auf.
Besonders, da es in der Regel kurz vor einem Sprung nochmal besonders schwierig wird. Ein letzter Test. Als wollte das Universum sicherstellen, dass wir es wirklich wollen.
Das ist dann der Endgegner. Als große Herausforderung zum Abschluss eines Levels.
Wenn wir aber dranbleiben, geht es weiter. Wir durchbrechen die Mauer und steigen auf. Wir finden den nächsten Hinweis, lernen etwas oder treffen Leute, die uns den weiteren Weg weisen.
Die Hauptquest besteht aus sehr vielen kleineren Aufgaben. Zusätzlich gibt es noch Nebenquests, die wir erledigen können, wenn die Hauptquest zu schwierig oder langweilig wird.
Wir haben immer wieder kleine Erfolge und Fortschritte, was uns bei der Stange hält. Die Herausforderungen sind nie zu groß, so dass wir immer das Gefühl haben, sie bewältigen zu können. Sie sind aber auch nicht zu leicht. Wir müssen uns immer etwas strecken. Sie sind immer etwas über unseren aktuellen Fähigkeiten.
Wir werden langsam an immer größere Aufgaben herangeführt. Wir lernen die entsprechenden Fähigkeiten und werden stärker.
Das schrittweise vorgehen überfordert uns nicht und wir haben immer einen Weg voran. Mit den Nebenquest gibt es noch zusätzliche Alternativen. Durch sie werden wir stärker und sammeln Informationen oder Belohnungen, die uns auf unserem weiteren Weg behilflich sein können.
Mit jeder Herausforderung werden neue Gebiete freigeschaltet. Oft wissen wir nicht, was uns dort erwartet. Die Quests helfen uns bei der Orientierung und weisen uns den Weg.
Wir fahren auf Sicht und machen die Aufgaben, die gerade vor uns liegen. Dadurch finden wir Hinweise, die uns weiterführen.
Sobald wir merken, dass wir in einen Trott fallen und uns nicht mehr herausgefordert fühlen, ist das ein Zeichen dafür, dass wir uns auf die Suche nach den nächsten Herausforderungen machen können.
Dabei helfen uns unsere Gefühle. Sie zeigen uns an, ob wir etwas tun sollten oder nicht. Wenn wir uns nervös fühlen, ist das ein gutes Zeichen. Es zeigt uns, dass uns die Sache etwas bedeutet. Es könnte der nächste Schritt sein.
Wir können langsam darauf zugehen und durch Experimente herausfinden, ob es wirklich das richtige für uns ist.
So steigen wir immer weiter auf, lernen und wachsen.
Wir fühlen uns lebendig, haben Abwechslung in unserem Leben und erleben Abenteuer.
Wir können dabei selbst bestimmen, wie weit wir uns ins Ungewisse wagen wollen.
Wir können eine Balance für uns finden. Ein Bein in Sicherheit und den anderen im Ungewissen. Immer am Rand unserer Komfortzone.
Hier findet das Leben statt.
Wir wollen nicht immer nur das gleiche tun und es uns zu bequem machen, wir wollen uns aber auch nicht überfordern.
Es wird niemals einen Punkt geben, an dem wir das Spiel des Lebens durchgespielt haben. Es gibt immer neue Herausforderungen. Ziel ist es aber uns bessere Herausforderungen zu suchen und uns nicht immer nur im Kreis zu drehen.
In einem Computerspiel haben wir volle Kontrolle über unseren Charakter.
Ich könnte mir vorstellen, dass ich in meinem Leben der Avatar bin und mein bestes Selbst den Controller in der Hand hat. Es kann mich aber nicht direkt steuern, sondern nur durch meine innere Stimme mit mir kommunizieren und mir Vorschläge machen.
Unser bestes Selbst ist wie ein Trainer. Es weiß, was das richtige für uns ist, und kann es uns mitteilen. Wir müssen es dann aber ausführen. Wir müssen den Widerstand selbst überwinden und es tatsächlich tun.
Unsere innere Stimme weist uns den Weg. Auch wenn wir Angst davor haben, ihn zu gehen und uns nicht bereit fühlen. Es ist das, was wir tun sollten.
Unserem höchsten Selbst ist klar, was die Aufgabe ist, auch wenn wir es selbst noch nicht wissen. Es gibt uns Tipps und Hinweise und zeigt uns den Weg. Wir müssen nur darauf vertrauen und es zulassen.
Dadurch sammeln wir immer mehr Erfahrungspunkte und steigen im Level auf. Es bieten sich neue Möglichkeiten und das Leben bleibt spannend. Wir wachsen kontinuierlich und können uns auf immer neue Herausforderungen freuen.
Das, was vorher unmöglich schien, wird irgendwann normal und dann langweilig.
Mit den Techniken aus Computerspielen können wir uns motivieren und unseren Weg finden.
Vielleicht sollten wir den Controller niederlegen und uns dem Spiel des Lebens widmen.