Freundschaften

28.06.2022

Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht andere Menschen um aufzublühen.

Beziehungen zu anderen sind der wichtigste Bestandteil des Lebens. Sie haben einen großen Einfluss auf unsere Zufriedenheit.

Ich habe mich aber immer weiter zurückgezogen.

Ich wollte mich so davor schützen verlassen oder enttäuscht zu werden.

Ich habe andere immer weniger an mich herangelassen und das Gefühl vermittelt nichts mit ihnen zu tun haben zu wollen.

Ich habe erkannt, dass ich mir eine riesige Schutzmauer aufgebaut habe, um bloß nicht verletzt werden zu können und niemanden zu nah an mich heranzulassen.

Ich habe sogar meinen Tagesablauf darauf optimiert möglichst wenig Kontakte zu haben.

Ich habe das aber selbst nicht erkannt. Ich dachte ich mache es aus anderen Gründen. Ich habe mir erfolgreich eingeredet, dass es so am besten ist und ich auf diese Weise produktiver und zufriedener bin.

In den letzten Wochen sind mir immer mehr Situationen eingefallen in denen ich verlassen wurde.

Die Erste, an die ich mich erinnern kann war in der Grundschule. Ich wurde von meinem besten Freund aus dem Kindergarten getrennt. Wir sind nicht in die gleiche Klasse gekommen. Das hat mich ziemlich mitgenommen.

Mein nächster bester Freund ist weggezogen und hat mich auf diese Weise verlassen.

Andere haben mich länger begleitet, aber irgendwann kam der Punkt an dem wir uns getrennt haben.

Als Jugendliche sind wir viel bei mir im Wohnzimmer gewesen. Meine Freunde sind einfach immer unangemeldet aufgetaucht. Ich musste mich also im nichts kümmern. Das war immer super.

Ich war nie alleine und hatte immer jemanden um mich.

Ich habe aber nicht gelernt mich um Freundschaften zu kümmern. Ich musste mich nie bei jemandem melden. Alle sind immer zu mir gekommen oder haben sich bei mir gemeldet.

Innerlich habe ich aber gedacht, dass sie nur vorbeikommen, weil sie nichts besseres zu tun hatten. Sobald jemand eine Freundin hatte, war er für diese Zeit verschwunden.

Ich habe dann irgendwann angefangen die Zeichen einer bevorstehenden Trennung zu erkennen und von mir aus die Freundschaft langsam zu beenden.

Ich habe so die Kontrolle behalten und konnte nicht verletzt werden.

Ich habe Menschen immer weniger an mich herangelassen und gelernt, dass sie austauschbar sind.

Weil ich keine tiefen Beziehungen eingegangen bin, war das ohne Problem möglich. Es ging nur darum, das jemand da war.

Es waren immer genug (unterschiedliche) Leute da und deshalb war es kein Problem.

Ich habe damals noch nicht erkannt, wie wichtig tiefe Beziehungen sind. Es sind die richtigen Verbindungen, die zählen, nicht die Anzahl an Freundschaften.

Ich hatte viele Freunde und war überall bekannt/beliebt. Da ich aber nie meine Ecken und Kanten gezeigt und mich nicht wirklich geöffnet habe, sind die Freundschaften immer oberflächlich geblieben.

Ich habe mich in jeder Gruppe immer etwas anders gegeben. Ich wollte von allen gemocht werden.

Ich war stolz darauf mich so gut wie nie zu streiten. Das bedeutet aber auch, dass ich nie eine Seiten ergriffen habe und mich aus allen herausgehalten habe, was potenziell bedeutsam war.

Ich habe mir nie eine eigene Meinung gebildet oder sie ausgesprochen. Ich bin immer mit dem Strom geschwommen, um bloß niemandem einen Grund zu geben mich nicht zu mögen.

Diese Erfahrungen fehlen mir jetzt. Ich glaube dass es ein Grund ist, warum ich mich so unsicher und nicht gut genug fühle. Ich habe es nie geübt für mich einzustehen.

Ich bin Konflikten immer aus dem Weg gegangen und habe alles passieren lassen.

Mir hat mal jemand gesagt, dass er nur einen anderen Menschen kennt, der so gut mit allen klarkommt wie ich.

Ich habe aber gehört, dass es ihm so ähnlich geht wie mir. Er hat sich allerdings nicht zurückgezogen. Alle anderen haben aber mittlerweile andere Prioritäten und nicht mehr so viel Zeit um alle Freundschaften aufrecht zu erhalten.

Das hat zwar dazu geführt, dass ich viele Menschen kennengelernt habe, aber mit niemandem/wenigen wirklich verbunden war.

Das war auch ok. Ich war so sicher, hatte aber immer Menschen um mich. Ich hatte die Kontrolle und konnte nicht verletzt werden, weil ja immer jemand anderes da war, der den Platz einnehmen konnte.

Vermeintlich das beste aus beiden Welten.

Bei der Handballmannschaft war das etwas anders. Wir waren durch den Sport sehr verbunden. Auch wenn wir es nur zum Spaß gemacht haben, haben wir es sehr ernst genommen. Wir waren ein echtes Team und haben zusammen um den Sieg gekämpft. Das hat sich immer sehr gut angefühlt.

Wir konnten uns voll aufeinander verlassen. Wir haben uns gegenseitig unterstützt und geholfen. Jeder hat sich dem Team untergeordnet und für ein größeres Ziel Opfer gebracht.

Das hat sich immer sehr gut angefühlt. Beim Training und den Spielen habe ich mich immer sehr wohl gefühlt.

Leider wurden wir auch hier nach der Jugend getrennt und das Mannschaftsgefühl ist nie wieder so gewesen wie früher.

Es ist stattdessen immer schlechter geworden und war letztlich der Hauptgrund, warum ich keine Lust mehr hatte.

Ich bin ein Teamplayer und brauche eine richtige Mannschaft. Ich brauche das Gefühl, dass alle zusammen etwas erreichen wollen. Wenn das verschwindet, verliere ich auch die Motivation. Ich muss wissen, dass die anderen mindestens genauso engagiert sind wie ich.

Ich wachse mit dem Zusammenhalt und möchte immer mehr geben.

Es fühlt sich gut an etwas beizutragen und mich für das Team zu verbessern. Es gibt mir einen Sinn.

Ich habe mehr trainiert als nötig, um immer besser zu werden.

Außerdem gefällt mir die Unterstützung. Wenn ich einen schlechten Tag habe, springen die anderen ein und unterstützen mich. Ich bin nicht auf mich alleine gestellt. Es ist eine Form von Sicherheit.

Ich finde das beim Football so cool. Der mit dem Ball wird von allen anderen geschützt und sie räumen alle Hindernisse für ihn aus dem Weg. Dieses Vertrauen und Opferbereitschaft gefällt mir sehr gut. Ich brauche das.

Das ist aber, was ich aktuell sehr vermisse.

Dieses Vertrauen ist mir immer mehr verloren gegangen. Erst beim Handball und dann auch im restlichen Leben.

Die Freundeskreise und Gruppen haben sich immer weiter aufgelöst und das Vertrauen ist verloren gegangen. Ich hatte den Eindruck, dass sich jeder mehr um sich selbst gekümmert hat. Es sind neue Menschen mit anderen Ansichten dazugekommen und die Prioritäten haben sich geändert.

Das habe ich besonders im Studium gemerkt. Grade weil klar war, dass wir uns nur bis zum Abschluss sehen, hatten die Freundschaften von vornherein ein Ablaufdatum. Ich habe deshalb selbst auch nicht viel investiert.

Ich habe auch hier viele nette Menschen kennengelernt, die meisten waren aber noch viel austauschbarer. Es war fast egal mit wem ich unterwegs war und ich hatte das Gefühl es ging den anderen auch so. Wichtig war, dass wir nicht alleine waren.

Es war alles noch oberflächlicher und bedingungsloser. Absprachen und Termine wurden leichter abgesagt und nicht eingehalten, als wären es eher Vorschläge.

Ich kannte das so nicht und es hat mich hart getroffen. Wenn zuhause etwas ausgemacht wurde, wurde sich auch daran gehalten.

Es hat sich nicht wirklich wie Freundschaften sondern eher Zweckpartnerschaften angefühlt.

Es war praktisch jemandem zum Feiern oder Lernen zu haben. Es gab aber immer andere, die den Platz einnehmen konnten.

Das habe ich vorher so nicht erfahren und hat das Vertrauen in andere noch weiter verringert. Warum sollte ich mich einbringen, wenn es die anderen auch nicht tun.

Ich habe den Eindruck, dass diese Unverbindlichkeit sich immer weiter verbreitet hat. Das gefällt mir gar nicht.

Ich glaube ein Problem war, dass ich an zwei Orten gelebt habe. In der Woche war ich beim Studium und am Wochenende bin ich immer zum Handballspielen nach hause gefahren.

Ich hatte gar nicht die Möglichkeit mich irgendwo niederzulassen, weil ich direkt wieder gefahren bin.

Dadurch hatte ich nirgendwo ein richtiges zuhause.

Ich habe mich dadurch entwurzelt gefühlt. Ich hatte viele verschiedene Freundeskreise, konnte mich aber bei keinem richtig einbringen.

Dadurch bin ich zu dem austauschbaren Freund geworden.

Das ganze hat die Auflösung der echten Teams und Freundschaften noch weiter beschleunigt.

Das Vertrauen und der Zusammenhalt ist immer weiter geschrumpft. Ich war bei den anderen (zurecht) keine Priorität mehr.

Ich habe auch immer mehr Einladungen abgesagt, weil ich keinen großen Spaß mehr auf Feiern hatte.

Ich habe mich nicht um die Freundschaften gekümmert oder mich gemeldet. Ich habe zu spät erkannt, dass sie auseinanderfallen.

Irgendwann geben die Menschen auf.

Ich habe mein Leben umgestellt und bin vom "Party Animal" zu "Mein Körper ist ein Tempel" gewechselt.

Meine Verhalten und Interessen haben sich komplett geändert.

Als dann noch Kinder auf den Partys aufgetaucht sind, habe ich mich noch mehr fehl am Platz gefühlt.

Es war als ob wir in unterschiedlichen Welten leben würden.

Alle sind erwachsen geworden und ich bin irgendwie auf der Strecke geblieben. Ich fühle mich immer noch wie ein 25 jähriger Student, der sein ganzes Leben noch vor sich hat.

Ich bin völlig unabhängig, halte mir alles offen, habe kaum Verantwortungen und könnte morgen mein Leben wieder komplett ändern.

Die anderen haben sich niedergelassen und Entscheidungen getroffen.

Ich weiß nicht wie mein Leben aussehen soll. Ob und wann ich eine Familie gründen möchte und auch nicht, wie oder wo ich leben möchte.

Ich kann mir fast alles vorstellen. Vom digitalen Nomaden, der um die Welt reist, bis zum Häuslebauer, der voll in seine Umgebung integriert ist, ist alles möglich.

Ich habe aber Angst eine Entscheidung zu treffen. Ich möchte es nachher nicht bereuen. Ich möchte mir nichts verbauen, nur um etwas zu tun.

Bei den Gesprächen ging es immer mehr um die Familie, Häuser bauen und Bäume pflanzen. Ich habe mich dabei nicht wohlgefühlt. Alle schienen ihr Leben in der Reihe zu haben und zu wissen, was sie tun. Nur ich war planlos.

Das es niemand richtig im Griff und keinen Plan hat, ist mir erst später klar geworden.

Sie haben trotz der Unsicherheit gehandelt.

Im Masterstudiengang hatte ich das erste Mal Probleme Anschluss zu finden. Ich hatte einfach keinen Bezug zu meinen Kommilitonen. Dazu kam, dass ich alleine in einer Platte gewohnt habe. Ich war viel alleine, habe viel trainiert und bin nur zu den Vorlesungen an die Uni gefahren. Meist bin ich vom Training gekommen und direkt wieder zur nächsten Einheit gefahren.

Ich habe damit keine Gelegenheit aufkommen lassen Kontakte zu knüpfen.

Selbst beim Unisport habe ich mich nicht wirklich wohl gefühlt.

Ich habe so zwangsweise gelernt alleine zu sein und mich trotzdem wohlzufühlen.

Es war für mich immer unmöglich alleine zu sein. Ich habe es aber zuerst akzeptiert und mich dann alleine immer besser gefühlt. Ich habe mich selbst immer besser kennengelernt.

Ich bin immer unabhängiger geworden und war immer weniger von anderen abhängig.

Die Phase hat mir sehr gut getan und mich enorm weiter gebracht.

Ich bereue aber meine sozialen Kontakte dafür geopfert zu haben.

Eine Balance wäre, wie immer, das richtige gewesen.

Mir gefällt die Unabhängigkeit und Freiheit. Ich kann tun und lassen was ich will.

Ich habe mir eingeredet, dass andere das Leben immer nur komplizierter machen und es eher eine Belastung ist. Alleine bin ich besser dran. Ich muss keine Kompromisse eingehen und kann mein Ding machen.

Ich bin immer unabhängiger geworden und habe mich nur noch auf mich selbst verlassen. Ich habe immer alles alleine gemacht und nicht um Hilfe gebeten.

Ich habe mich immer weiter zurückgezogen.

Deshalb ist mir wahrscheinlich die finanzielle Unabhängigkeit so wichtig. Wenn ich sie erreiche, bin ich völlig frei und brauche niemanden mehr. Dann kann mich niemand mehr verletzen oder im Stich lassen. Die ultimative Unabhängigkeit.

Das ist aber nicht das, was ich möchte. Ich möchte Teil eines Teams sein. Ich möchte für ein gemeinsames Ziel alles geben. Ich möchte mich voll einbringen ohne Netz und doppelten Boden.

Mir fehlt aber das Vertrauen und ich habe das Gefühl die Sicherheit zu brauchen. Ich habe immer das Gefühl jederzeit verlassen werden zu können.

Sobald jemand besseres kommt, bin ich auf dem Abstellgleis und werde zurückgelassen.

Ich frage mich, wie ich das überwinden kann.

Ich weiß nicht was Ursache und was Folge war. Vielleicht hat es sich parallel entwickelt.

Je weniger ich das Gefühl habe, dass es ein Team gibt, umso mehr ziehe ich mich zurück und mache mich zum Absprung bereit. Dadurch beschleunige ist die Auflösung aber selbst. Es wird dann zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.

Der richtige Weg wäre sich dann umso mehr reinzuhängen. Die Frage ist aber wie lange es Sinn macht. Ich möchte mich auch nicht an ein sinkendes Schiff klammern.

Ich brauche wieder eine Mission und ein Team mit dem ich ein Ziel erreichen kann.

Ich möchte wieder das Gefühl haben zu einer Mannschaft zu gehören, die sich voll unterstützt und zusammenhält.

Ich möchte mit anderen zusammen die Welt (ein kleines bisschen) besser machen.

Ich weiß aber nicht wie ich diese Menschen finde.

Es fällt mir leicht neue Leute kennenzulernen, bis jetzt waren aber noch nicht die richtigen dabei.

Ich schaffe es immer öfter mich zu öffnen und anderen zu sagen, womit ich mich beschäftige und was mir wichtig ist. Nur so kann ich Gleichgesinnte finden.

Ich weiß aber nicht, was ich von ihnen erwarte und möchte.

Ich suche Menschen, die sich auch voll auf die Persönlichkeitsentwicklung konzentrieren möchten, die ihr volles Potenzial erreichen und sich gegenseitig unterstützen, inspirieren und motivieren wollen.

Es ist nicht garantiert, dass wir uns gut verstehen, nur weil wir die selben Dinge mögen. Ich möchte akzeptieren, dass ich viele Menschen kennenlernen muss, bis ich meine Gruppe gefunden habe. Die meisten werden nicht dazu passen und das ist ok.

Sie können schließlich nicht alles stehen und liegen lassen und mit mir gemeinsam die Welt retten.

Ich sollte zuerst meinen Tagesablauf anpassen, damit ich zumindest die Möglichkeit habe mehr Menschen kennenzulernen.

Dann sollte ich mehr unternehmen und generell rausgehen.

Ich sollte es zu einer Priorität in meinem Leben machen.

Vielleicht weniger arbeiten und stattdessen einem Verein beitreten oder mir eine Gruppe suchen, die sich mit Themen befassen, die mich interessieren.

Ich habe sehr viele Interessen, habe aber Schwierigkeiten dazu einen Gruppe zu finden. Vielleicht gehe ich die Suche auch einfach völlig falsch an.

Ich kann auch Kurse belegen und mehr Veranstaltungen besuchen. Vielleicht sollte ich mehr Netzwerken.

Meine monatlichen Städtereisen sind auch eine gute Möglichkeit.

Ich sollte nicht sofort aufgeben, wenn etwas beim ersten Mal nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt habe.

Ich habe mir vorgenommen in der Woche wieder mehr zu machen. Aktuell arbeite und trainiere ich im Prinzip nur.

Am Wochenende habe ich es schon besser im Griff. Da ist es aber mein verschobener Tagesablauf, der es schwierig macht mehr Menschen kennenzulernen. Wenn ich mit meinem Tagewerk durch bin, sind die meisten erst mit ihrem Frühstück fertig.

Es hat viele Vorteile, im Fitnessstudio sind alles Geräte frei und es ist generell überall noch wenig los. Ich muss nicht lange warten oder in der Schlange stehen. Es ist angenehm ruhig und entspannend.

Ich kann meine Pflichten schnell und effizient erledigen und habe dann Freizeit, wenn alle anderen starten.

Ich kann mich auch bei anderen melden und muss nicht darauf warten eingeladen zu werden. Wenn ich mich mit jemandem treffen möchte, kann ich es einfach selbst in die Hand nehmen.

Andere Menschen machen zwar wirklich alles komplizierter, aber geben auch allem mehr Bedeutung und zusammen macht alles mehr Spaß. Der Trick ist wohl Personen zu finden, bei denen es sich lohnt.

Ich bin nicht auf der Such nach irgendwem, sondern nach meinem Tribe und einer Mission.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?