Negative Gefühle
Wir scheinen aus negativen körperlichen Erlebnissen zu lernen. Wenn wir als Kind auf eine heiße Herdplatte fassen, verbrennen wir uns die Hand und lernen daraus, dass wir es nicht nochmal machen sollten.
Wenn wir aber negative Gefühle haben, neigen wir dazu sie zu unterdrücken. Wir lernen, dass sie schlecht sind und uns nichts bringen. Wir wollen uns immer gut fühlen.
Wir sehen sie als Feind, den wir bekämpfen müssen.
Sie zeigen uns aber, dass etwas nicht stimmt und wir etwas ändern sollten. Sie helfen uns ein besseres Leben zu führen und ermöglichen eine Veränderung. Ohne negative Gefühle, würden wir uns nicht entwickeln und wachsen.
Sie sind nichts schlechtes, sondern zeigen uns, genau wie Schmerz, Missstände auf. Sie weisen uns auf Möglichkeiten zur Verbesserung hin. Etwas, das in unserem Leben nicht stimmt.
In der Hinsicht sind sie sogar hilfreicher als positive Gefühle. Wir lernen aus unseren Fehlern. Wir ändern uns nur, wenn wir müssen.
Anstatt vor ihnen wegzulaufen sollten wir auf sie zu gehen.
Wir sollten herausfinden woher diese Gefühle kommen und überprüfen, ob oder was wir etwas anpassen können.
Sie können uns auf den nächsten Schritt hinweisen.
Wenn wir uns vor etwas fürchten, kann es ganau das sein, was wir gerade brauchen.
Die Angst etwas falsches zu tun, kann darauf hindeuten, dass es uns etwas bedeutet. Wenn uns etwas egal ist, fühlen wir auch nichts.
Es ist leichter irgendwen anzusprechen, als die Liebe unseres Lebens. Im ersten Fall steht nichts auf dem Spiel, beim zweiten scheinbar alles.
Wir wollen es nicht vermasseln und versuchen es dashalb oft gar nicht. Wir laufen vor der Angst davon, anstatt sie als Zeichen zu deuten. Aber wenn wir kein Risiko eingehen, können wir auch nichts gewinnen.
Wenn wir unsere Gefühle unterdrücken, werden sie nur noch stärker. Wir müssen immer Angst haben, dass sie in unangebrachten Situationen auftauchen. Wir können leicht getriggert werden und reagieren dann unangemessen.
Ich habe entdeckt, dass ich mich nach Unterhaltung und Ablenkung sehne, wenn ich mich nicht mit meinen Gedanken beschäftigen möchte. Ich möchte dann nicht alleine mit mir meinen Gefühlen und Gedanken sein.
Das ist aber genau der Zeitpunkt, an dem ich es tun sollte.
In der Zeit fällt es mir schwer ohne ein Hörbuch spazierenzugehen und ich habe das Gefühl ständig unterhalten werden zu müssen. Ich brauche immer Input, damit meine Gedanken und Gefühle keine Chance haben sich zu zeigen.
Ich fange an mir mehr YouTube Videos anzugucken und suche vermehrt nach Podcasts.
Ich hoffe eine Antwort zu finden, die von außen meine Probleme löst. Ich suche nach einem Trick oder Hack, der mein Leben einfacher macht und dafür sorgt, dass die Gefühle verschwinden.
Ich werde ihn aber nie finden, weil die Lösung in mir liegt.
Ich denke auch vermehrt darüber nach mir etwas zu kaufen, um mein Leben besser zu machen und das Problem zu lösen. Ich muss auf einmal unbedigt etwas neues haben. Ich möchte alles tun, um mich besser zu fühlen.
Dabei ist der richtige Weg in mich zu gehen und herauszufinden, warum ich mich so fühle. Was möchte mir meinen Körper mitteilen?
Wenn ich die Ursache der Gefühle ergründen kann und sie verarbeite, geht es mir danach viel besser. Nichts Externes kann das langfristig erreichen.
Jede Ablenkung, emotionale Mahlzeit und jeder Kauf sind nur kurzfristige Erleichterungen und danach geht es mir wieder schlechter. Die Gefühle verschwinden nicht, sie werden nur kurzfristig unterdrückt. Ich brauche immer mehr, um den gleichen Effekt zu erzielen. Ich bekämpfe so nur die Symptome und nicht die Ursache.
Das Problem ist, dass ich auf diese Weise immer mehr ansammle, was ich verarbeiten muss. Je größer der Berg wird, desto mehr möchte ich ihn vermeiden. Er erscheint mir immer überwältigender.
Ich habe festgestellt, dass ich am glücklichsten bin, wenn ich mich meinen Gefühlen direkt stelle. Ich fühle mich dann ausgeglichen und zufrieden. Wenn ich sie direkt verarbeite, sind sie auch noch nicht so überwältigend.
Ich brauche dann nur wenige Dinge von außen und bin entspannter.
Das Verlangen nach dem iPad zu greifen verschwindet einfach. Ich kann den Moment genießen und komme zur Ruhe.
Das sind auch die Phasen in denen ich merke, was ich wirklich möchte und brauche.
Ich fange an zu erkennen, dass ich gut genug bin und nicht erst die Welt retten muss. All meine großen Ideen scheinen unnötig zu sein und ich erkenne, was ich eigentlich damit erreichen wollte.
Ich fühle mich nicht mehr so gehetzt und es okay, wenn etwas länger dauert oder nicht optimal verläuft.
Ich bin gelassener und nicht mehr so verkrampft. Ich regen mich weniger auf und es fällt mir leichter Situationen zu akzeptieren.
Alles fühlt sich irgendwie klarer und realer an.
Interessanterweise mache ich in diesen Phasen trotzdem Fortschritte bei meinen Zielen. Ich mache mir selbst nicht so viel Druck, alles fühlt sich einfacher an und läuft leichter.
Ich mache nicht ständig Pläne oder mir Sorgen, sondern kann den Moment genießen.
Es fällt mir leichter die Dinge so zu nehmen wie sie kommen. Und sie kommen auch. Manchmal wirkt es wie eine Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Ich fühle mich dann von bestimmten Handlungen, Orten oder Dingen angezogen. Ich mache Sachen, die ich normalerweise nicht tun würde. Ich denke nicht so viel nach, sondern mache etwas.
Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde ich mich auf dem Fluss des Lebens treiben lassen anstatt gegen die Strömung anzukämpfen.
Ich traue dem Ganzen aber noch nicht so 100-prozentig. Es fühlt sich gut und richtig aber gleichzeitig auch merkwürdig an.
Ich glaube auch, dass sich in diesen Phasen meine Ausstrahlung verändert. Ich werde vermehrt angesprochen und ich wirke scheinbar anders. Die Menschen öffnen sich mir gegenüber.
Das Leben ist dann einfacher und ich fühle mich zufriedener.