Nie Genug
Ein sehr erfolgreicher YouTuber hat angekündigt sich zurückzuziehen. Er hat in den letzten Jahren alles daran gesetzt den Kanal aufzubauen und immer mehr Abonnenten zu gewinnen.
Er hat aber für sich festgestellt, dass er sein Ziel erreicht hat und ihm die Größe des Kanals nicht mehr wichtig ist.
Er hat auch erwähnt, dass er sich diese Einstellung vor ein paar Jahren nicht vorstellen konnte. Er hat jetzt alles erreicht, was er sich vorgenommen hat, und könnte den Kanal noch viel größer machen. Warum sollte er jetzt damit aufhören?
Für ihn ist dieses Kapitel seines Lebens aber abgeschlossen und er widmet sich einer anderen Herausforderung.
Vermutlich hat er verstanden, wie ein YouTube Kanal wächst und so das Interesse verloren. Er hat nach den Regeln von YouTube gespielt und herausgefunden, wie er sein Ziel am besten umsetzen kann. Es ist langweilig geworden.
Er hatte ein recht großes Team, um alles am Laufen zu halten. Alles hat sich nur um den Kanal und die Frage, wie er weiterwachsen kann, gedreht.
Wir stellen uns alle irgendwann die Frage, wann genug ist. Wollen wir immer so weitermachen oder stattdessen etwas anderes ausprobieren?
Er hat sich dazu entschlossen sein altes Ziel hinter sich zu lassen und einen neuen Berg zu besteigen.
Er hat sich vorgenommen ein Video zu veröffentlichen, wenn er wirklich etwas zu erzählen hat, nicht nur, um den Algorithmus glücklich zu machen.
Er möchte sich nicht mehr um die Zahl der Abonnenten kümmern oder darauf achten, wie das Video produziert ist. Es ist ihm jetzt wichtiger, dass sie helfen.
Ich könnte mir vorstellen, dass er dadurch noch deutlich erfolgreicher wird.
Er hat es geschafft loszulassen und kann dadurch lockerer an die Sache herangehen. Er spielt nach seinen eigenen Regeln und macht etwas, dass ihm etwas bedeutet.
Es hat mich darin bestärkt zu glauben, dass wir alle Probleme haben und es niemals aufhören wird. Wir glauben, dass Menschen, die unsere Probleme überwunden haben, sorgenfrei sind und das Leben endlich einfach ist. Sie habe das Ziel erreicht und können sich jetzt auf ihren Lorbeeren ausruhen.
Das ist aber nicht der Fall. Wir können ihre Schwierigkeiten nur nicht wahrnehmen oder sie nicht als solche erkennen.
Für sie fühlt es sich aber genauso an, wie für uns.
Mein erster Gedanke, als ich gehört habe, dass er sich auf seine eigene Entwicklung konzentrieren möchte, war, dass er es machen kann, weil er seine Schafe im Trockenen hat.
Er hat genug Geld und etwas aufgebaut. Er kann es sich erlauben glücklich zu sein und das zu tun, was ihm wichtig ist.
Das hat mir gezeigt, wie sehr ich noch im Mangeldenken stecke.
Ich habe es noch nicht überwunden zu glauben, dass ich glücklich sein kann, wenn ich finanziell unabhängig bin.
Bis dahin muss ich alles daran setzten das Ziel zu erreichen. Ich versuche immer mehr Geld zu verdienen und mehr zu investieren.
Wenn ich das Ziel erreicht habe, kann ich mich um alles andere kümmern.
So funktioniert es aber nicht.
Ich habe mich gefragt, was eine Summe wäre, die für mich genug wäre. Ich bin zu keinem konkreten Ergebnis gekommen.
Mir sind aber immer mehr Dinge eingefallen, für die ich eventuell in der Zukunft Geld brauchen könnte.
Das zeigt mir, dass es kein Ende gibt. Sobald ich einem Ziel näherkomme, finde ich einen Grund, warum es doch noch nicht reicht.
Hin und wieder gelingt es mir die Gedanken an das Geld in den Hintergrund zu rücken.
Ich kann mich dann voll auf meine Aufgaben konzentrieren und habe deutlich mehr Spaß.
Der Druck ist weg und ich kann lockerer an die Sache herangehen.
Ich habe nicht mehr das Gefühl etwas erzwingen zu müssen. Ich habe einen gewissen Abstand, bin aber gleichzeitig auch intensiver involviert.
Ich lege nicht mehr alles auf die Goldwaage, das gibt mir Raum für neue Ideen, aber auch den Mut meine Meinung und Gedanken zu teilen.
Ich möchte versuchen loszulassen und diese Lockerheit jetzt schon in meinem Leben zu finden und gleichzeitig meine Ziele erreichen.
Ich möchte mich auf den Prozess konzentrieren und nicht all meine Hoffnung auf die Erreichung des Ziels legen