Schutzmauer

08.06.2025

Letzte Woche ist ein Nachbar gestorben. Meine Eltern hat das ziemlich mitgenommen. Ich konnte das nicht wirklich nachvollziehen.

Als ich dann weiter über den Tod nachgedacht habe, ist mir klar geworden, wie weit ich mich von allen entfernt habe.

Ich habe so dicke Mauern aufgebaut, dass ich den Bezug verloren habe.

Es fühlt sich an, als würde ich die Welt aus meiner Burg verfolgen und nicht wirklich dabei sein.

Als würde ich in einer Blase leben.

Getrennt von allem anderen.

Wie der Vater vom zukünftigen Buddha versucht hat seinen Sohn vor allem Schlechten zu schützen, indem er ihm alles, was er sich gewünscht hat innerhalb des Palastes bekommen hat.

Alles, damit er nicht mit der echten Welt in Kontakt kommt.

Eine falsche Realität in der es nur Friede, Freude und Eierkuchen gibt.

Das raubt uns aber die Fähigkeit mit allem anderen umzugehen.

Zu einem vollständigen Leben gehören alle Gefühle.

"Freude ist die Matriarchin der Emotionen und sie besucht uns nur, wenn alle ihre Kinder willkommen sind." - Joe Hudson

Wir können so keine echten Beziehungen eingehen. Wenn wir uns nicht öffnen, fehlt ein Teil.

Ich bitte nicht um Hilfe und Unterstützung. Ich möchte nicht schwach wirken.

Dabei ist anderen zu helfen etwas, dass uns glücklich machen kann. Ich beraube anderen dieser Gelegenheit.

Es hat nichts Heldenhaftes alles allein machen zu wollen und niemals Hilfe zu benötigen.

Ich lasse gerne die anderen reden und höre ihnen zu. Ich schenke anderen gerne meine Aufmerksamkeit.

Ich rede aber nicht sehr viel über mich. Ich schäme mich und glaube, nichts Wertvolles zu erzählen zu haben.

Gleichzeitig teile ich Gedanken wie diese öffentlich im Internet. Vielleicht ist das für mich einfacher, weil es unpersönlicher ist.

Es gibt mir ein Ventil, ohne das Gefühl zu haben in Gefahr zu sein. Bewertet zu werden. Einen Ort an dem ich ehrlich sein kann. Aber wahrscheinlich nur so lange, bis ich negatives Feedback bekomme.

Der Gedanke, dass jemand tatsächlich diese Texte liest, macht mir Angst. Gleichzeitig möchte ich aber auch meine Gedanken und Ideen teilen.

Ich möchte darüber sprechen und diskutieren. Ich möchte wissen, wie andere damit umgehen und ihre Meinung hören.

Ich möchte die andere Person damit nicht belastet und so vergraulen.

Ich fasse mich so kurz wie möglich und lenke das Gespräch schnell wieder auf die andere Person.

Diese Texte sind oft lang und drehen sich im Kreis. Es geht immer um ähnliche Themen. Ich wiederhole mich oft. Ich versuche denselben Punkt auf viele unterschiedliche Weisen zu machen.

Ich glaube es mit diesen Texten machen zu können, weil ich damit niemanden nerve. Ich stehle niemandem Zeit.

Ich möchte, dass sich die andere Person wichtig und gesehen fühlt. Ich möchte einen Raum geben, in der die andere Person sie selbst sein kann und sich wohlfühlt.

Dabei vernachlässige ich mich aber selbst. Ich schenke der anderen Person zwar meine volle Aufmerksamkeit, öffne mich aber nicht wirklich.

Es ist aber das, was ich mir wünsche. Mich verstanden zu fühlen, gesehen werden. Echte Verbindungen.

Wenn ich es versuche und teile, was mich gerade beschäftigt, bekomme ich nicht die Unterstützung, die ich mir wünsche. Es fällt mir schwer zu formulieren, was mich beschäftigt und was ich möchte.

Ich weiß es meistens selbst nicht.

Das bestätigt meinen Glaubenssatz es allein schaffen zu müssen weiter.

Meine Schwierigkeiten scheinen im Vergleich zu anderen auch bedeutungslos zu sein. #FirstWorldProblems

Wenn mir jemand von "echten" Schwierigkeiten erzählt, fällt es mir schwer über meine zu reden.

Auch wenn es sich für mich genauso schlimm anfühlt.

Nicht mal meine Probleme sind "gut genug".

Durch meine Abschottung und das Gefühl alles allein machen zu müssen entsteht das Bedürfnis nach vielen Ressourcen und dadurch der Mangel.

Ich fühle mich nicht gut genug. Weil ich noch nicht perfekt bin. Weil es immer neue Herausforderungen gibt, für die ich noch keine Lösung habe.

Ich ziehe mich weiter zurück und verstärke die Mauern.

Dabei wäre ein besserer Ansatz die Tore eins nach dem anderen zu öffnen und anschließend die Mauern abzubauen.

Die Masken abzunehmen und mich wirklich auf das Leben einzulassen.

Um Hilfe und Unterstützung zu bitten und sie zuzulassen.

Anstatt nur ein materialistisches auch ein soziales Sicherheitsnetz aufzubauen.

Das gibt echten Halt und Sicherheit. Dadurch kann ich erkennen, dass ich gut genug bin.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?