Unsicherheiten

10.11.2022

Mein Gefühl nicht gut genug zu sein hat sich in den letzten Wochen verbessert. Ich weiß nicht genau woran es lag.

Es gab nichts, was ich einmal gemacht habe und alles war anders. Es war ein schleichender Prozess und auf einmal ist mir aufgefallen, dass das Gefühl nicht mehr so präsent in meinem Kopf ist.

Ich habe Schritte unternommen, um für ein paar Dinge vorzusorgen.

Ich hatte immer Angst meinen Job zu verlieren und nicht für mich selbst Sorgen zu können. Mein Depot ist noch nicht groß genug, als das es für meine geringen Ausgaben reichen würde. Ich habe mich immer wieder gefragt, was ich machen würde, wenn es eintritt.

Ich habe meinen Sparplan auf einen Welt ETF mit höherer Dividendenrendite geändert und komme so der finanziellen Unabhängigkeit schneller näher. Die Entscheidung und die Umsetzung alleine haben mir ein Gefühl der Sicherheit gegeben.

Ich habe die Kontrolle übernommen und unternehme etwas, um mich abzusichern. Ich habe mir selbst gezeigt, dass ich etwas dagegen tun kann.

Auch wenn das Problem noch nicht gelöst ist, ist es ein Schritt in die richtige Richtung und besänftigt meine Sorgen etwas.

Ich habe aufgehört den ganzen Tag Self-Improvment Videos zu gucken und Artikel zu lesen. Sie haben mir am Anfang zwar geholfen, mit der Zeit ist es aber kontraproduktiv geworden. Ich hatte den Eindruck immer mehr machen zu müssen. Sie haben mir unterschwellig das Gefühl vermittelt nicht gut genug zu sein.

Ich habe meine Bildschirmzeit generell nochmal stark reduziert. Ich versuche das Handy und das Tablet in meiner Freizeit so wenig wie möglich zu nutzen.

Ich habe versucht mich selbst nicht mehr zu zensieren. Wenn ich etwas sagen wollte, habe ich es auch gemacht. Erst war es sehr gewöhnungsbedürftig es ist aber immer leichter geworden. Ich frage mich immer seltener, ob ich etwas sagen sollte, sondern mache es einfach.

In der Regel bekomme ich eine positive Reaktion, selten eine neutral aber nie eine negative, wie ich es immer befürchtet habe.

Es fühlt sich gut an mich mehr zu beteiligen und meine Meinung beizutragen. Ich führe Gespräche über Dinge, die mich wirklich interessieren und nicht nur über Oberflächlichkeiten.

Ich hatte auch deutlich mehr kurze Gespräche mit Fremden. Wenn ich etwas wissen wollte, habe ich einfach gefragt oder es ausgesprochen, wenn mir etwas (Positives) aufgefallen ist.

Am Anfang hat es viel Überwindung gekostet ich war aber jedes Mal froh es gemacht zu haben.

Dadurch, dass ich über meine Unsicherheiten gesprochen habe, ist mir bewusst geworden, dass es oft nicht so schlimm ist, wie ich es mir vorgestellt habe und ich eigentlich keinen Grund haben muss unsicher zu sein.

Ich habe mich auch nicht mehr alleine mit dem Problem gefühlt. Mir ist eine riesige Last von den Schultern gefallen als ich es ausgesprochen habe. Es hat sich angefühlt wie ein sehr schweres Gewicht, dass ich immer mit mir herum getragen habe.

Das erste Mal war es extrem schwer, es ist dann aber immer leichter geworden. Die Erleichterung war aber auch am größten. Es hat den Stein ins Rollen gebracht.

Das wichtigste, was ich daraus gelernt habe ist, dass die Zuhörer sich nicht abgestoßen gefühlt haben, sondern es hat uns verbunden. Es hat die Freundschaft auf ein anderes Level befördert. Wir konnten uns auf einmal über völlig andere Dinge unterhalten.

Ich habe immer gedacht, dass die anderen ihr Leben alle im Griff haben und ich der einzige bin, der sich ständig Sorgen um etwas macht, mit sich selbst hadert und unsicher ist. Es betrifft aber uns alle. Jeder hat etwas, dass ihm peinlich ist oder wofür er sich schämt.

In der Regel bilden wir uns das aber ein und messen dieser Sache zu viel Gewicht bei. Wir machen es schlimmer indem wir versuchen es zu verstecken. Wir unterdrücken es und versuchen es zu vergessen, das macht es aber immer schlimmer.

Wir vermeiden bestimmte Situationen und geben unseren Unsicherheiten so immer mehr Macht über unser leben. Sie bestimmen immer mehr wie wir uns verhalten.

Der Weg aus diesem Dilemma ist sie zu akzeptieren und nicht mehr verstecken zu wollen. Das gelingt indem wir darüber reden.

Natürlich sollten wir es nicht jedem auf die Nase binden. Ich habe lange gebraucht jemandem genug zu vertrauen, um darüber zu sprechen. Wir machen uns dadurch sehr verwundbar und sollten es, besonders am Anfang, langsam angehen.

Alle haben aber ihr Päckchen zu tragen. Indem wir uns darüber unterhalten, wird es ein bisschen leichter und wir können die Last gemeinsam tragen.

Ich fühle mich auch viel authentischer und habe das Gefühl, dass es andere auch spüren können.

Ich glaube wir können spüren, wenn jemand anderes uns etwas verheimlicht oder versucht etwas zu verstecken.

Wir wissen, wenn sich jemand nur meldet, weil er etwas von uns will und das nette Geplapper nur als Einleitung dient.

Wenn ich meine Fehler und Schwächen akzeptieren kann und sie nicht verstecken muss verändert sich meine Ausstrahlung und sie wirkt auf andere anziehender. Es fällt Menschen dann leichter mich anzusprechen.

Ich habe das letztens im Park gemerkt. Ich habe auf einer Bank gesessen und war insgesamt sehr zufrieden. Die Menschen, die an mir vorbei gegangen sind haben mich angelächelt und manche haben etwas nettes gesagt.

Eine Woche später war ich nicht so gut drauf und das hat sich auch bei den Personen bemerkbar gemacht, die ich getroffen habe. Sie haben mich eher ignoriert und waren nicht so offen, wie beim letzten Mal.

Menschen sind Resonanzwesen. Wir können die Stimmung von anderen einschätzen und verhalten uns entsprechend.

Wir können unsere Reaktion überspielen und mit Höflichkeiten überdecken. Ich habe aber auch eine ähnliche Erfahrung mit Tieren gemacht: Hunden, Schweine, Geflügel.

Wenn ich selbst ruhig war, waren sie viel entspannter. Wenn ich aufgebracht oder frustriert war haben sie das gespürt und alles war schwieriger. Wenn ich etwas erzwingen wollte, hat es in der Regel nicht geklappt

Es gab mal ein Pferd, das hieß der kluge Hans. Angeblich konnte es rechnen. Die Zuschauer konnten ihm Matheaufgaben stellen und er hat mit dem Stampfen von seinem Huf das Ergebnis mitgeteilt.

Natürlich konnte das Pferd nicht rechnen und hat nur die Anspannung des Publikums gespürt und dann zur rechten Zeit aufgehört. Es war damals ein ziemlicher Hit.

Ich glaube die Empathie der Pferde ist ein großer Teil, warum sie so beliebt sind. Sie spüren die Emotionen und reagieren darauf.

Das bedeutet ich kann beeinflussen und steuern wie Menschen auf mich reagieren. Wenn ich offen und positiv bin, reagieren die Menschen auch so auf mich.

Ich möchte versuchen meine Unsicherheiten nach und nach zu reduzieren und mit mir selbst ins Reine zu kommen.

Ich möchte authentisch sein und den Menschen das Gefühl vermitteln, dass sie sie selbst sein können.

Ich möchte mich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lassen, besonders nicht von Kleinigkeiten, die ich nach ein paar Stunden wieder vergessen habe.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?