Vertrauen

20.11.2022

Es fällt mir schwer anderen wirklich zu vertrauen und mich fallen zu lassen. Es fällt mir schwer meine Schutzmauern abzubauen.

Deshalb versuche ich alles zu kontrollieren. Wenn ich die Kontrolle habe oder am längeren Hebel sitze, fühle ich mich sicher.

Ich versuche so unliebsame Überraschungen zu vermeiden und bilde mir ein, dass mir nichts passieren kann.

Ich kann die Entscheidungen von anderen nicht kontrollieren und kenne ihre wahren Absichten nicht. Ich würde gerne in ihren Kopf gucken und mir sicher sein.

Das ist aber das Gegenteil von Vertrauen.

Es war für mich beim Handball immer sehr schlimm den Entscheidungen eines Schiedsrichters "ausgeliefert" zu sein.

Wir können nichts gegen die Entscheidungen machen und wenn wir es doch tun, ist es kontraproduktiv. Er sitzt immer am längeren Hebel und das hat mir gar nicht gefallen.

Ich habe mich in diesen Situationen oft hilflos und verzweifelt gefühlt.

Selbst wenn ich alles richtig gemacht habe, konnte ein Schiedsrichter mir einen Strich durch die Rechnung machen.

Ich glaube deshalb ist mir meine Unabhängigkeit so wichtig. Wenn ich von niemandem abhängig bin, kann mich niemand verletzten oder mir in den Rücken fallen.

Ich wäre alleine für mein Leben und meine Entscheidungen verantwortlich. Nichts würde dazwischenkommen.

Ich möchte immer im Voraus wissen, was passiert und auf alles vorbereitet sein.

Ich habe das Gefühl, Garantien zu brauchen. Ich möchte die absolute Sicherheit.

Das funktioniert aber nicht. Ich kann nicht alles kontrollieren und völlig unabhängig sein. Menschen brauchen sich gegenseitig. Nicht nur zur Versorgung, sondern auch emotional.

Niemand ist eine Insel.

Wir brauchen unseren Tribe und dem müssen wir vertrauen können, sonst funktioniert es nicht.

Ich habe aber in den letzten Monaten immer wieder gemerkt, dass es mir sehr gut tut mich zu öffnen und andere an meinem Leben teilhaben zu lassen, trotzdem fällt es mir noch schwer wirklich zu vertrauen und die Kontrolle abzugeben.

Ich habe das Gefühl immer einen Ausweg mit Netz und Doppeltem Boden zu brauchen.

Ohne Verletzlichkeit und Risiko kann ich aber auch keine echten, tiefen Beziehungen eingehen. Dabei sind sie das Wichtigste im Leben.

Die Möglichkeit verletzt zu werden gehört dazu. Das eine geht nicht ohne das andere. Es sind zwei Seiten der selben Medaille. Ich muss mich öffnen und verletzlich machen, um eine echte Verbindung zu ermöglichen.

Ich kann es nicht nur von der anderen Person erwarten ohne es selbst zu tun.

Je höher das Risiko, desto größer die Belohnung gilt wohl auch hier.

Seit ich wieder offener auf Menschen zugehe, sprechen mich mehr Menschen an. Es scheint, als hätte sich meine Ausstrahlung verändert und ich wirke ansprechbarer.

Ich möchte wieder mit Menschen in Kontakt kommen und es funktioniert wie von alleine. Die Gespräche ergeben sich natürlich und es fühlt sich nicht erzwungen an.

Ich halte mich nicht mehr so sehr zurück und hoffe nicht mehr, dass ich in Ruhe gelassen werde. Das scheint zu funktionieren.

Durch die Gespräche bekomme ich viele Ideen und Blickwinkel, an die ich selbst nie gedacht hätte.

Als ich angefangen habe darüber nachzudenken, wie ich leben möchte habe ich mich immer weiter zurückgezogen und versucht die Lösung in mir zu finden. Ich habe mich dadurch aber irgendwann nur noch im Kreis gedreht, weil ich keine Rückmeldung von anderen bekommen habe. Ich habe versucht alles zu durchdenken, war aber in meinen Gedanken gefangen.

Mir haben andere Perspektiven gefehlt.

Ich habe zwar viel gelesen und mir Videos angeguckt, dass ich aber nicht das Gleiche. Außerdem bin ich so schnell in einer Blase gelandet und wurde in meinen Ansichten immer weiter gestärkt.

Es ist etwas völlig anderes sich mit anderen darüber zu unterhalten.

Anstatt zu versuchen es alleine herauszufinden, hätte ich mich eher öffnen und darüber sprechen können.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen gerne tiefgründige Gespräche führen wollen. Es kommt aber oft nicht dazu, weil wir uns nicht trauen diese Themen anzusprechen.

Diesen ersten Schritt zu machen ist vielleicht auch ein guter Weg für mich mehr Vertrauen zu fassen.

Ich möchte mich weiter öffnen und so wieder lernen Menschen zu vertrauen.

Ich möchte dabei in Kauf nehmen, dass es vielleicht nicht immer gut ausgeht. Es aber insgesamt mein Leben bereichert.

Ich möchte Menschen wirklich vertrauen können und davon ausgehen, dass die meisten es gut mit mir meinen.

Ich möchte nicht immer das Gefühl haben alles kontrollieren zu müssen.

Ich möchte davon ausgehen, dass ich aus allen Situationen etwas lernen und wachsen kann.

Ich möchte akzeptieren, dass positive und negative Ereignisse passieren, aber alle eine Chance darstellen.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?