Ehrgeiz
Beim Handball hätte ich immer etwas besser machen können, egal wie gut das Spiel lief und wie sehr ich mich angesträngt habe. In der Schule war ich der Streber und wurde für gute Leistungen so durch meine Mitschüler "bestraft".
Ich habe also zwei unterschiedliche Signale zu meiner Leistung bekommen. Irgendwann habe ich dann aufgehört alles zu geben, weil es sich scheinbar nicht gelohnt hat. Egal, was ich gemacht habe, es hat entweder nicht gereicht oder war zu viel.
Zusätzlich habe ich mich mit meinen Talenten identifiziert. Ich war der gute Handballer und Schüler. Ich habe gedacht, das talentierten Menschen alles leicht fällt und nichts schwierig ist. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ich nicht talentiert bin, wenn ich mich anstrengen muss.
Immer wenn ich mich anstrengen musste, um etwas zu erreichen, hat es mir vermittelt, dass ich doch nicht talentiert war. Es hat also meine Identität gefährdet.
Ich habe dann die Einstellung übernommen, dass ein kluges Pferd nur so hoch springt, wie es muss. Ich habe alles vermieden, was meine Fähigkeiten in Frage stellen konnte.
Ich habe meinen Ehrgeiz verloren. Es hat ja auch so alles geklappt und ich hatte immer die Ausrede, dass ich noch Reserven habe, die ich nutzen könnte.
Ich habe mir eingeredet, dass ich alles schaffen könnte, wenn ich es wirklich versuchen würde, ich habe es aber nie wirklich versucht. Mich anstrengen zu müssen würde ja bedeuten, dass ich nicht talentiert bin.
Das hätte dazu führen können, dass ich erkenne doch nicht so schlau, stark oder schnell zu sein.
Ich habe mich dann als talentiert und faul betrachtet. Das war die perfekte Ausrede. Ich musste dann nie alles geben, weil es ja auch so reicht hat und ich keine Lust hatte mehr zu tun.
Ich habe es dann aber immer weiter vermieden mich in Situationen zu begeben, in denen ich alles hätte geben müssen, um mein Selbstbild und das für alle anderen aufrecht zu erhalten.
Ich habe mich keinen echten Herausforderungen mehr gestellt. Ich hatte Angst zu scheitern und dadurch in den Augen der anderen an Ansehen zu verlieren.
Ich wollte ein bestimmtes Bild von mir vermitteln und habe nichts mehr getan, was es gefährden könnte.
Ich habe immer Ausreden gefunden, warum etwas nicht geklappt hat und natürlich war ich nie selbst Schuld, sondern immer etwas anders.
Dadurch habe ich aufgehört Risiken einzugehen, Neues auszuprobieren und nur Dinge versucht, die ich auf jeden Fall schaffe.
Anstatt meine Identität auszuweiten habe ich sie immer weiter eingeengt und war so noch abhängiger von meinen Vorstellungen von mir selbst.
Ich hatte Angst, was es über mich aussagt, wenn ich alles gebe und es nicht schaffe.
Das steht natürlich in krassem Gegensatz zu meinem Gefühl immer besser werden zu müssen und nicht gut genug zu sein.
Wahrscheinlich weiß ich tief in mir, dass ich noch sehr viel mehr Potenzial habe, es aber nicht nutze, weil meine Identität so sehr daran gebunden ist.
Ich nutze meine Fähigkeiten nicht so, wie ich könnte. Ich gebe nicht alles, was ich kann. Ich halte mich zurück und sabotiere mich so selbst.
Vielleicht möchte das Gefühl nicht gut genug zu sein mich darauf hinweisen. Es zeigt mir, dass ich so viel mehr erreichen könnte und hinter meinen eigenen Erwartungen zurückbleibe. Es möchte dass mich dazu anspornen mein Potenzial zu erreichen.
Ich habe eine Fassade aufgebaut, die ich aktuell nicht erreiche, es aber könnte, wenn ich es nur versuchen würde.
Ich habe ein falsches Bild von mir selbst, was dazu führt, dass ich mich nicht gut genug fühle und gleichzeitig möchte ich es nicht gefährden, weil ich so sehr daran hänge.
Ich möchte mich nicht mehr mit einem Bild von mir identifizieren, sondern ich selbst sein.
Ich möchte keine Fassade präsentieren, sondern authentisch sein.
Ich möchte mich weiter öffnen, Fehlschläge und Schwächen akzeptieren.
Ich möchte alles geben und so viel erreichen, wie möglich.