Nicht gut genug

20.02.2022

Ich möchte mein Leben immer weiter verbessern, um das Gefühl zu haben gut genug zu sein. Fast alles was ich tue dient diesem Ziel. Ich habe mein komplettes Leben der Optimierung gewidmet. Immer besser werden und irgendwann das perfekte Leben führen und mein Potenzial voll auszuschöpfen.

Es scheint als würden viele meiner Handlungen darauf zurückzuführen zu sein, dass ich mich nicht gut genug fühle. Ich hatte erst das Gefühl, dass es mit Sicherheit, Freiheit und Unabhängigkeit zu tun hat. Ich vermute aber, dass das nur oberflächliche Ziele sind und der wahre Grund mein fehlendes/schwaches Selbstbewusstsein ist.

Die Idee war, wenn ich erfolgreich, unabhängig und frei bin, brauche ich die Bestätigung oder Hilfe von anderen nicht mehr, weil ich so viel erreicht habe, dass ich mich um alles selbst kümmern kann bzw. jemanden dafür bezahlen kann. Ich brauche keine anderen Menschen mehr.

Alle würden zu mir aufschauen, mich bewundern und alle meine Probleme wären gelöst.

Das ist aber ein Trugschluss. Freunde und Familie machen das Leben lebenswert. Sich auf andere einzulassen und gemeinsam etwas zu erleben sind die besten Erfahrungen im Leben.

Ich brauche immer mehr äußerlichen Erfolg (Geld, Körper, Fähigkeiten), weil ich verinnerlicht habe das es das Einzige ist, was meinen Wert bestimmt. Es geht immer darum, was ich anderen bieten kann.

Ich habe schon viel erreicht, es reicht aber nie. Es muss immer mehr sein. Es ist ein Fass ohne Boden. Es ist niemals genug.

Ich vermute, dass ich mich deshalb so sehr gegen ein normales Leben stelle und unbedingt etwas "besseres" erreichen will. Etwas, dass kein anderer hat. Erfolg in allen Bereichen. Etwas wert sein.

Ich muss den besten Job, die schönste Frau, das beste Leben haben, dann bin ich endlich wertvoll genug. Selbst das würde aber nicht reichen.

Nichts ist gut genug, um dieses Loch zu füllen. Ich möchte meinen inneren Wert erkennen und das es nicht so wichtig ist, was ich sonst erreicht habe.

Ich glaube nicht ohne diese Erfolge liebenswert zu sein. Ich habe nicht das Gefühl einen Wert zu haben, einfach weil ich ein netter, sympathischer Typ bin.

Es ist mir sogar in meiner Sprache aufgefallen. Ich sage Dinge wie

  • "Den Quatsch, den ich mir ausgedacht habe"
  • "Es war eh nicht wichtig"
  • "Es interessiert sowieso niemanden"

Ich mache mich selbst und meine Aktivitäten schlecht und klein.

Ich setze keine Grenzen und zeige nicht, wenn mir etwas nicht gefällt. Ich lasse mich einfach von den Aktionen von anderen herumschubsen.

Ich habe das Gefühl nicht beachtet oder wichtig zu sein. Das meine Ideen nicht gut genug sind und meine Meinung und Gedanken niemanden interessieren. Ich lasse Dinge einfach passieren, akzeptiere sie und mache weiter.

  • Termine kurzfristig absagen/vergessen
  • Zu spät kommen
  • Absprachen nicht einhalten

Ich rechtfertige das Verhalten immer und nehme die Personen in Schutz indem ich mir einrede, dass sie viel oder Wichtigeres zu tun haben. Und das ist genau das Problem. Ich gehe davon aus, dass die Dinge von anderen immer wichtiger und besser sind als meine. Meine Zeit ist nicht so wertvoll, meine Ideen sind nicht so gut, meine Meinung ist nicht so interessant.

Als wenn es ok ist, es mit mir zu machen. Ich lasse es mit mir machen, weil ich selbst glaube, dass es so ist. Dadurch erlaube ich anderen mich so zu behandeln. Ich fordere keinen Respekt ein und setze keine Grenzen.

Wenn ich zuhause alleine über mein Leben nachdenke, bin ich sehr zufrieden mit dem, was ich erreicht habe und denke viel zu bieten zu haben. Dieses Gefühl ist aber in konkreten Situationen wie weg geblasen. Ich halte mich für eine gute Partie, kann mir aber gleichzeitig nicht vorstellen, dass jemand Interesse an mir haben könnte.

Ich brauche ein Gefühl der Überlegenheit, um mich gut genug zu fühlen.

Ich möchte es schaffen mich selbst zu akzeptieren, Grenzen zu setzen und es anzusprechen, wenn mir etwas nicht gefällt.

Ich möchte gleichzeitig ehrgeizig und diszipliniert bleiben, meine Ziele erreichen und mein Leben weiter verbessern. Ich möchte es aber für mich tun, nicht für andere.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?