Schwächen
Ich habe immer versucht meine Schwächen und Fehler zu verstecken und sie zu unterdrücken.
Seit ich sie auf diesem Blog veröffentliche kann ich viel besser mit ihnen umgehen.
Ich habe erkannt, dass alle Unsicherheiten mit sich herumtragen. Wir sie aber alles verstecken wollen.
Wir versuchen immer nur unsere beste Seite zu zeigen und überspielen unsere Schwächen.
Unsere eigenen Fehler sind uns so offensichtlich, weil wir alles mitbekommen, was wir tun und denken. Bei anderen sehen wir nur einen Teil, oft nur den Teil, den sie uns sehen lassen wollen.
Dadurch entsteht der Eindruck, dass wir die Einzigen sind, die Fehler haben und nicht wissen, was wir tun.
Wir vergleichen uns mit den besten Momenten von allen anderen.
Außerdem wirken unsere Unsicherheiten für uns viel schlimmer, als sie eigentlich sind. Vieles fällt anderen gar nicht auf.
Weil wir besonders darauf achten alles zu verstecken, wird die Unsicherheit immer größer.
Es gibt ein wirklich cooles YouTube Video (What Do Strangers Think Of You?), in dem Menschen vor einem Spiegel stehen und über sich selbst reden. Vieles davon ist negativ. Der Spiegel ist aber von der anderen Seite durchsichtig und eine andere Person beschreibt ihren Eindruck der Person vor dem Spiegel. Die Reaktionen waren immer positiv. Oft wurden die vermeidlichen Schwächen als etwas positives gesehen.
Wir sehen oft nur die negativen Dinge an uns und vernachlässigen die Positiven.
Anstatt uns vor dem Spiegel immer nur selbst runterzumachen, sollten wir uns auch sagen, was uns gefällt.
Wir können trotzdem an uns arbeiten und versuchen das zu ändern, was uns nicht so gut gefällt. Aber nicht aus dem Blickwinkel nicht gut zu sein bis es soweit ist, sondern um uns weiter zu verbessern.
Wir haben oft einen falschen Eindruck, wie wir von anderen wahrgenommen werden und brauchen Feedback. Deshalb ist es wichtig über solche Dinge zu reden.
Ich habe mir immer wieder eingeredet, wie schlimm etwas ist und dadurch ist es auch in meinen Augen auch dazu geworden. Ich war in einem Teufelskreis gefangen. Der einzige Ausweg ist mit jemandem darüber zu reden und eine neue Perspektive zu bekommen.
Sobald ich etwas ausgesprochen habe und es in der Welt war, hat es sich nicht mehr so schlimm angefühlt. Ich habe mich erleichtert gefühlt es endlich jemandem sagen zu können. Mir ist eine Last von den Schultern gefallen.
Ich habe mir vorgestellt, dass niemand mehr etwas mit mir zu tun haben möchte, wenn meine Fehler bekannt werden. Wer will schon etwas mit einem Verlierer zu tun haben.
Ich habe die Reaktionen aber vollkommen falsch eingeschätzt.
Anstatt verurteilt oder verlassen zu werden, habe ich Mitgefühl und Anteilnahme erfahren. Ich wurde unterstützt und mir wurde Hilfe angeboten.
Es hat mich der Person näher gebracht. Mich zu öffnen war eine gute Entscheidung und ich habe es nicht bereut.
Es hat eine neue Form von Vertrauen geschaffen. Die andere Person konnte sich mir dann auch leichter öffnen.
Es hilft mir auch mich selbst mehr zu akzeptieren.
Ich bekomme dadurch Feedback und kann meine Situation realistischer einschätzen. Wenn ich immer nur auf meine eigene Meinung höre, wird mein Eindruck stark verzerrt. Weil ich mich so stark darauf fokussiere wirkt das Problem größer, als es eigentlich ist.
Seit ich meine Gedanken um Internet veröffentliche fällt es mir auch leichter darüber zu sprechen. Ich muss nicht mehr so sehr aufpassen, was ich sage oder darauf achten wie ich wirke.
Es ist alles öffentlich, also muss ich mich nicht mehr (so sehr) verstecken.
Eine weitere Möglichkeit mit meinen Schwächen umzugehen ist mir zu überlegen, ob ich sie mit denen von anderen tauschen würde oder was sie mir positives gebracht haben.
Mein Gefühl nicht gut genug zu sein, hat mich zum Beispiel dazu gebracht mehr zu tun und mich dadurch zu verbessern. Ich wäre sonst nicht, wo ich heute bin.
Wenn wir unsere Kraft nicht mehr darauf verwenden müssen uns zu verstecken und zu verstellen, sondern zu unseren Fehlern stehen und sie akzeptieren, können wir die freigewordene Energie für positive Tätigkeiten nutzen.
Darüber zu sprechen hilft auch anderen, die denken, dass sie mit ihrem Problem alleine sind.
Wir erkennen, dass unsere Fehler oder Schwächen gar nicht so ungewöhnlich sind.
Sie machen uns menschlich und bedeuten nicht, dass wir eine schlechte Person sind.
Wenn sie ausgesprochen und in der Welt sind, haben sie nicht mehr so viel Macht über uns.
Mein wahres Ich zu unterdrücken und zu verstecken führt nur zu Leid und Schmerz. Es raubt mir die Möglichkeit einer echte Verbindung zu anderen Menschen.
Ich möchte weiter über meine Unsicherheiten reden und schreiben, sie akzeptieren, aber trotzdem weiter an mir arbeiten.
Ich möchte authentisch sein und keinen Filter benötigen. Ich möchte sagen, was ich fühle und mich nicht dafür schämen.