Zeitmanagement
Die Zeit vergeht, egal was wir damit machen. Es gibt über all Kreisläufe und es passiert immer wieder das Gleiche.
Auf die Nacht folgt der Tag, Die Wochen reihen sich zu Monaten und dann zu Jahren. Die Zeit vergeht unaufhaltsam.
Die Jahreszeiten kommen und gehen und auf einmal ist schon wieder Weihnachten.
Es ist ein unendlicher Kreislauf.
Vielleicht entwickelt sich das Leben so weit, dass es das Universum neu startet, wenn es alles erfahren hat und es sich dem Ende zuneigt.
Es ist unendlich lange immer wieder das Gleiche.
Gleichzeitig haben wir nur eine sehr begrenzte Zeitspanne für unser Leben. Wir bekommen nur einen kleinen Teil der Unendlichkeit mit.
Wir werden geboren, werden erwachsen, bekommen selbst Kinder, werden alt und sterben.
Die Frage ist, was wir mit unserer Zeit anfangen. Was ist der Sinn des Ganzen? Wie sollen wir unsere Zeit nutzen?
Wir wollen alles machen und haben Angst etwas zu verpassen. Dabei verpassen wir die ganze Zeit fast alles. Wir können uns nur für eine Sache und damit gegen alles andere entscheiden.
Ich habe versucht mir das optimale Leben aufzubauen, in dem ich alles schaffen kann.
Ich erkenne aber immer mehr, dass das nicht funktioniert.
In der Theorie klingt es immer so logisch. Je produktiver ich werde, desto mehr kann ich schaffen. So kann ich dann alles in meinem Tag unterbringen, was ich möchte.
Je effizienter ich meine Pflichten erledige, umso mehr Zeit habe ich für die wirklich wichtigen Dinge.
Leider klappt das in der Praxis nicht.
Ein Beispiel dafür ist die Energieeffizienz. Jedes Gerät verbraucht so zwar weniger Energie, sie werden aber insgesamt öfter genutzt und dadurch am Ende mehr Energie verbraucht.
Wenn eine Straße vergrößert wird, um Staus zu verhindern, wird sie schnell wieder verstopft sein.
Durch die Vergrößerung wird es für mehr Menschen attraktiver mit dem Auto zu fahren.
Das Phänomen wird als Induzierte Nachfrage bezeichnet. Je größer das Angebot, umso mehr Menschen nutzen es, weil die Kosten sinken.
Ein besserer Weg könnte sein andere Möglichkeiten des Transports, zum Beispiel Bus, Bahn oder Rad, attraktiver zu gestalten, damit weniger Menschen mit dem Auto fahren.
So können wir unsere Straßen entlasten und es für alle angenehmer machen.
Die Fixierung auf eine Lösung klappt in der Regel nicht. Es ist oft ein Zusammenspiel von mehreren Komponenten.
Viele Dinge, besonders in der Biologie, haben ein Optimum. Zum Beispiel beim Wachstum. Irgendwann ist ein optimaler Punkt erreicht. Ein mehr bringt dann keine Vorteile und potenzielle Nachteile mit sich.
Bis zu einem gewissen Punkt wird es besser. Die Steigerungen werden aber immer kleiner und aufwändiger. Danach führt ein Mehr zur Verschlechterung. Auf einmal kippt es und wir brauchen eine andere Lösung.
Mehr ist also nicht immer besser.
Ich fixiere mich auf eine Lösung und erwarte, dass sie zu einem perfekten Leben führt und mich glücklich macht. Immer nach dem Motto viel hilft viel.
Als die Haushaltsgeräte erfunden wurden waren alle froh, weil sie den Hausfrauen viel Zeit sparen sollte. Das hat aber nicht funktioniert.
Weil es einfacher war das Haus sauber zu halten, hat sich der Standard angepasst. Es wurde erwartet, dass immer alles sauber ist.
So haben sie mindestens genauso viel Zeit mit der Hausarbeit verbracht. Jede einzelne Tätigkeit war zwar einfacher, sie musste aber öfter erledigt werden.
John Maynard Keynes hat vor 100 Jahren vorhergesagt, dass wir nur noch 15 Stunden pro Woche für unseren Lebensunterhalt arbeiten müssen.
Das hat auch nicht funktioniert. Wir haben mehr Geld verdient und unsere Bedürfnisse haben sich angepasst.
Wir geben weiterhin unser gesamtes Gehalt aus und können unsere Arbeitszeit nicht reduzieren.
Auf einmal brauchen wir ein größeres Haus, ein schöneres Auto und müssen einmal im Jahr in den Urlaub fliegen. Wir brauchen jedes Jahr ein neues Handy und ständig neue Klamotten.
Wir haben nie genug. Es gibt immer noch etwas, dass wir unbedingt haben wollen.
Je produktiver wir werden, umso mehr Aufgaben fallen an.
Je besser wir im beantworten von E-Mails werden, umso mehr E-Mails bekommen wir, weil alle wissen, dass wir schnell antworten.
Das bedeutet wir haben nichts gewonnen und es hat kein Ende.
Je mehr Möglichkeiten wir haben, umso schwieriger fällt es uns eine Entscheidung zu treffen, weil wir alles andere verpassen.
Es wird immer schwieriger herauszufinden, was das "Richtige" ist.
Was heißt das jetzt für mein Leben?
Ich verlasse mich zu lange auf eine Lösung und maximiere sie, bis die Nachteile die Vorteile überwiegen. Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass es nicht mehr so funktioniert, obwohl es so lange gut gegangen ist. Ich erkenne zu spät, wann es kippt. Es fällt mir schwer loszulassen.
Ich möchte eine einfache Lösung, die ich beliebig skalieren kann, und nicht viele komplexe. Ich erwarte alles schaffen zu können, wenn ich nur die richtige Taktik anwende und weiß nicht wann genug ist.
Ich möchte alles machen und mich nicht festlegen müssen.
Ich möchte gesund sein, mich gut ernähren, den perfekten Job, der beste Freund und Partner sein, reisen, coole Hobbys haben, attraktiv, charismatisch, stark, weise und reich sein, die Welt retten und insgesamt ein interessanter Mensch sein, der immer gerade etwas spannendes erlebt hat.
Die Liste ist unendlich lang. Es ist kein Wunder, dass ich mich gestresst fühle.
Ich möchte alles und perfekt sein. Ich möchte keine Fehler machen und auf alles eine Antwort haben. Ich möchte in allem gut sein, selbst, wenn ich es zum ersten Mal mache.
Das ist viel zu viel. Niemand kann das alles erreichen. Nicht mal in mehreren Leben.
Deshalb fühle ich mich so gehetzt und setzte mich selbst unter Druck.
Je mehr ich erreicht habe, umso höher sind meine Erwartungen geworden. Alles muss immer besser werden. Immer höher, besser, weiter.
Dieser Ansatz ist also zum Scheitern verurteilt.
Ich glaube etwas besonderes sein zu müssen, um genug zu sein. Ich muss etwas leisten, um anerkannt zu werden.
Da mein Leben noch nicht perfekt ist, gehe ich davon aus, dass es etwas sehr negatives an mir gibt, dass alle meine Erfolge überschattet. Ich versuche also immer erfolgreicher zu werden, um es zu überwinden.
Aber wer sagt denn, dass es so etwas überhaupt gibt?
Was wäre, wenn ich akzeptieren könnte, dass ich auch so genug bin, ohne etwas leisten zu müssen?
Ich müsste nicht mehr alles gleichzeitig und so schnell wie möglich erreichen. Ich würde nicht mehr immer mehr von allem brauchen.
Anstatt alles auf eine Karte zu setzen, sollte ich mein Leben auf mehrere Standbeinen aufbauen und herausfinden was gut genug für mich bedeutet.
Ich kann nicht allem 100% meiner Zeit widmen um alles so gut wie möglich zu machen.
Anstatt alles zu wollen, möchte ich herausfinden, was mir wirklich wichtig ist und mich darauf konzentrieren.
Ich möchte akzeptieren, dass es das perfekte Leben nicht gibt und es ok ist Bereich zu vernachlässigen.
Ich möchte das Leben jetzt genießen und mich nicht immer so gehetzt fühlen.