Beschweren

04.03.2022

Im Fitnessstudio ist ein alter Mann, der sich ständig beschwert und meckert. Er wirkt total unsympatisch und hat immer einen genervten Gesichtsausdruck. Vor ein paar Tagen sind wir aneinandergeraten, weil er sich unbedingt vor seinem Spind auf die Bank setzen musste. Dort saß ich aber. Anstatt mich nett zu fragen, ob ich ein bisschen rücken kann, hat er mich direkt angemeckert. Darauf hin habe ich natürlich auch negativ reagiert.

Er ist wahrscheinlich generell unzufrieden mit seinem Leben. Er versucht wahrscheinlich auch sein Bestes, sein Ansatz das Problem zu lösen ist allerdings zu meckern und sich zu beschweren. Was die Sache für niemanden besser macht.

Besonders bei Landwirten fällt mir das auf. Sie beschweren sich ständig über das Wetter, die Preise und die gesetzlichen Vorgaben. Alles Dinge auf die sie keinen Einfluss haben. Besser wäre es diese Zeit zu nutzen sich von diesen Umständen unabhängiger zu machen.

Es ist so sehr bekannt, dass man sagt: Erst wenn sich Landwirte nicht mehr beschweren ist es wirklich schlimm.

Der alte Mann hat den Tag für uns beide ein bisschen schlechter gemacht. Ich habe mich über ihn aufgeregt und war deswegen grundsätzlich etwas schlechter drauf. Negative Stimmung ist ansteckend und wird immer weiter getragen.

Ich hätte erkennen können, dass ich gerade das nächste war, was in seinem Leben nicht so läuft, wie er sich das vorgestellt hat und es nicht an mich heranlassen.

Anstatt mich über ihn aufzuregen hätte ich Mitleid mit ihm haben oder noch besser positiv reagieren können. Damit hätte er nicht gerechnet und ihn vielleicht auch in eine andere Stimmung versetzt. Ich hätte den Tag zumindest für mich etwas besser gemacht. Ich hätte meine gute Tat für den Tag verbracht, den Vorfall schnell abgehakt und mich nicht mehr damit beschäftigt.

Stattdessen schreibe ich jetzt sogar diesen Text. Aber auf diese Weise lerne ich etwas aus der Situation, überlege mir wie ich es besser machen kann und mache so doch noch etwas Gutes daraus.

Ich hätte ihn danach einfach weiter wie jeden anderen fremden Menschen behandeln sollen. Stattdessen ist eine Wut in mir hoch gekocht, jedes Mal wenn ich ihn gesehen habe. Ich habe ihn nicht mehr gegrüßt und überlegt wie ich es ihm heimzahlen kann.

Erst als ich erkannt habe wie bescheuert es ist und dass es nur negative Folgen für mich selbst hat, habe ich damit aufgehört. Es ist unglaublich sinnlos mich mit so etwas zu beschäftigen.

"An Ärger festzuhalten ist wie Gift zu trinken und erwarten, dass der andere dadurch stirbt."

Es hat mir gezeigt wie einfach mich irgendjemand mit etwas völlig Belanglosem aus der Ruhe bringen kann. Ich hätte keine Sekunde darauf verschwenden sollen. Ich möchte in Zukunft mehr auf solche Situationen achten und besser darauf reagieren.

Ich hätte es nicht an mich heran lassen sollen. Ich sollte mich nicht mit Dingen beschäftigen auf dich keinen Einfluss habe. Es hat keinen Sinn mich über sowas aufzuregen oder zu beschweren.

Ich sollte mich um mich selbst kümmern. Ich kann das Wetter, andere Menschen oder Gesetze nicht ändern. Ich kann aber meine Reaktionen darauf so anpassen, dass ich das Beste daraus mache.

Wenn ich mich über etwas beschwere, begebe ich mich selbst eine Opferrolle und gebe mein Leben aus der Hand. Ich lasse mein Leben von äußeren Umständen kontrollieren und gebe anderen die Macht über einen Teil meines Lebens zu bestimmen.

Durch das Beschweren und Aufregen verschwende ich Energie, die ich nutzen könnte, um meine Situation zu verbessern. Ich kann versuchen die schlechten Umstände zu einem Vorteil umzuwandeln.

Natürlich darf ich mir nicht alles gefallen lassen und muss Grenzen ziehen. Ich sollte mir aber vorher überlegen, ob es sich wirklich lohnt etwas dagegen zu tun, oder ob ich mich mit den Umständen abfinden sollte (z.B. Wetter, Steuern).

Das Gleiche gilt auch für Fehler. Ich kann mich kurz darüber ärgern, es aber nicht mehr ändern. Ich möchte meine Energie darauf verwenden den Fehler wieder gut zu machen und ihn in Zukunft nicht zu wiederholen.

Es nervt mich auch mir Beschwerden anhören zu müssen. Ich empfinde es als Zeitverschwendung und unangenehm. Ich kann und möchte nichts zu dem Gespräch beitragen.

Es bringt weder mir noch der anderen Person etwas.

Ich möchte lieber über positive Dinge reden, die uns weiter bringen.

Trotzdem erwische ich mich immer wieder dabei mich bei anderen zu beschweren, anstatt das Problem direkt anzugehen oder es mit der betroffenen Person zu besprechen.

Auch hier möchte ich mehr darauf achten und mich weniger beschweren.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?