Geld zum Leben

18.01.2023

Ich habe das Buch "Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens" gelesen. Ich bin mich noch nicht sicher, ob es mir gefällt, finde die Kernaussage aber sehr gut.

Es geht darum, dass Geld dazu da ist uns das "gute Leben" zu ermöglichen. Nicht mehr und nicht weniger. Es wäre verrückt Geld nur seiner selbst willen anzuhäufen.

Sie identifizieren zwei Probleme. Zum einen, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird und das unsere Wünsche relativ und nicht absolut sind. Dadurch sind sie unersättlich und wir brauchen immer mehr. Es gibt keine Genug.

Dadurch müssen wir immer mehr Geld verdienen, obwohl wir längst genug Reichtum hätten, um das gute Leben zu genießen.

Sie haben mehrere Basisgüter identifiziert, die als Grundlage des guten Lebens dienen: Gesundheit, Sicherheit, Respekt, Persönlichkeit, Harmonie mit der Natur, Freundschaft und Muße.

Ihnen ist die Muße besonders wichtig. Sie wollen aber, dass wir sie wieder aktiv nutzen anstatt uns passiv unterhalten zu lassen.

Wir sollten wieder Dinge um ihrer selbst willen tun und nicht, um damit etwas anderes zu erreichen. Wir sollten zum Beispiel Sport machen, weil wir wirklich Spaß daran haben und nicht um abzunehmen.

Sie wollen, dass der Staat uns das gute Leben ermöglicht und uns Anreize bietet es auch zu leben.

Sie plädieren dafür die Arbeitszeit für alle zu reduzieren und Werbung einzuschränken, damit wir das gute Leben führen können.

Außerdem glauben sie, dass wir in der Schule etwas über das gute Leben lernen sollten.

Sie möchten den Fokus auf ein gutes Leben legen und nicht auf Wachstum. Sie sind nicht dagegen, wollen aber dass es einen Zweck erfüllt.

Ich habe mal von den Problemen von Arbeitgebern in Afrika gehört. Die Menschen kommen wohl nicht regelmäßig zur Arbeit, sondern nur dann, wenn sie auch Geld benötigen. Erst habe ich das für sehr merkwürdig gehalten. Im Sinne dieses Buches ist es wohl die rationalere Entscheidung.

Ich glaube das ist es auch, was mich am aktuellen System so stört. Der Sinn und der Anstand sind verloren gegangen. Es geht nur noch um immer mehr, egal um welchen Preis. Hauptsache Wachstum. Es ist auch egal was wächst. Ob es sinnvoll ist oder nicht. Das Wichtigste ist, dass das Bruttoinlandsprodukt steigt.

Ich fühle mich etwas verzweifelt, weil ich das Gefühl habe, dass wir viel mehr aus unseren Möglichkeiten machen könnten. Ich weiß aber nicht wie und habe nicht das Gefühl es ändern zu können, selbst wenn ich den perfekten Plan hätte.

Ich bin sehr für den Kapitalismus. Aktuell ist er mir aber zu extrem.

Die Wirtschaftswissenschaftler, wie Keynes, haben ihn als notwendiges Übel betrachtet, um den Wohlstand zu erreichen, um allen ein gutes Leben zu ermöglichen.

Sie sind davon ausgegangen, dass die Menschen immer weniger abreiten, je mehr sie verdienen. Dadurch würde sich das System dann von alleine überflüssig machen.

Das ist aber nicht passiert. Sie haben übersehen, dass es keine absoluten Limits für unsere Wünsche gibt. Wir vergleichen uns mit anderen und wollen immer mehr als sie. Es ist ein Spiel, dass wir nicht gewinnen können. Wir schaukeln uns gegenseitig immer weiter hoch.

Nationen, die noch nicht so viel Wohlstand haben wie wir, sollten laut dem Buch weiter auf Wachstum setzen, um allen Bewohnern ein gutes Leben ermöglichen zu können. Das sollte das Ziel des Staates sein.

Ich habe in dem Zusammenhang auch das Gefühl, dass meine Ideen zur Zukunft oft falsch verstanden werden.

Ich möchte nicht in einem Hippie-Kommunismus oder in einer Kommune leben.

Ich könnte als Lebenskünstler kein entspanntes, gutes Leben führen. Ich würde mir viel zu viele Sorgen machen und wäre immer gestresst. Nicht zu wissen, wie ich meine Rechnungen bezahlen soll ist pures Gift für meine Zufriedenheit.

Ich liebe Technologie und möchte, dass es immer weitergeht. Ich möchte sehen, was möglich ist. Wir sollten uns immer weiterentwickeln und auf keinen Fall stehenbleiben.

Wir sollten alles erforschen und das Universum besiedeln.

Ich möchte nicht zurück zur guten alten Zeit. Ich möchte in eine großartige Zukunft.

Es sollte sich aber nicht alles nur um immer noch mehr drehen.

Das gute Leben sollte im Mittelpunkt stehen.

Der ganze Eifer sollte einen Sinn und ein Ziel haben.

Ich habe das Gefühl, dass wir unsere Energie in die falsche Richtung lenken. Ich denke wir sollten mehr erfinden, erforschen und gutes Tun und sie nicht in Gadgets oder Trends stecken.

Das ist etwas, was mir dieses Buch deutlich aufgezeigt hat. Mir ist schwergefallen mit dem Finger drauf zu zeigen, was mir fehlt. Ich glaube aber, dass es diese Einsicht ist.

Wir sollten unsere Kapazitäten nutzen, um das Leben zu verbessern.

Sie machen mehrfach darauf aufmerksam, wie unnötig es ist Geld zu verdienen, um Geld zu verdienen und kein anderes Ziel zu haben.

Geld ist ein Werkzeug und kein Ziel an sich. Es ist potentielle Energie. Es stellt Optionen und Möglichkeiten dar. Es ist ein Mittel des Austausches und des Wertspeichers. Nicht mehr und nicht weniger.

Es fällt mir sehr schwer das zu akzeptieren, auch wenn ich weiß, dass es so ist. Es ist so verlockend immer mehr Geld zu verdienen. Ich sehe all die Möglichkeiten, ohne sie je wahrzunehmen, weil ich dafür Geld ausgeben müsste. Ich möchte immer mehr. Ich weiß nicht, wo das Ende ist.

Ich finde es interessant, dass das Buch gerade jetzt auf meinem Radar erschienen ist, wo sich meine Gedanken in eine ähnlich Richtung entwickeln. Ich habe es völlig zufällig entdeckt und mir direkt gekauft, weil mich die Idee so angesprochen hat.

Ich stimme in vielen Dingen mit ihnen überein. Ich bin auch an dem Punkt angekommen an dem ich denke ich sollte das Leben genießen und dass das nicht viel kosten muss.

Viele Dinge, die uns glücklich machen sind kostenlos oder sehr günstig. Teuer wird es, wenn wir mehr oder etwas Besonderes wollen.

Ich habe in den letzten Wochen oft nur Haferflocken mit Milch, Quark und sehr viel Obst gegessen. Viel einfacher aber gleichzeitig gesünder können wir uns glaube ich nicht ernähren und es hat mir gereicht.

Ich habe wieder gemerkt, dass ich nichts besonderes brauche und auch die einfachen Dinge reichen.

Das gute Leben spielt im Kopf und hängt nicht von Dingen ab, die wir nicht unbedingt zum Leben benötigen.

Auf der anderen Seite bin ich einiges angegangen, was Geld gekostet hat, ich aber schon lange vor mir hergeschoben habe. Ich habe in den letzten beiden Monaten deutlich mehr Geld ausgegeben und habe weniger auf mein Budget geachtet.

Das war auch ein befreiendes Gefühl, ich merke aber, dass ich jetzt die Sachen habe, die ich brauche und werde wahrscheinlich wieder weniger Geld ausgeben.

Die Definition vom guten Leben der Autoren wurde unter andrem von den griechischen Philosophen inspiriert.

Ihnen fehlen moderne Ideen zu dem guten Leben. Wir beschäftigen uns anscheinend nicht mehr mit dem Thema.

Mich erinnert es sehr an Epikur. Bei ihm geht es auch um Grundbedürfnisse, deren Erfüllung in einer Gemeinschaft recht leicht sein sollte und die ausreichen, um ein gutes Leben zu führen. Er setzt viel auf Freundschaften und gegenseitige Unterstützung.

Dazu gibt es Luxusbedürfnisse, die wir uns gönnen können, aber nicht darauf angewiesen sein sollten. Wir können sie genießen, sollten sie aber nicht erwarten.

Schädliche Abhängigkeiten wie das Streben nach Geld, Ruhm und Macht sollten vermieden werden, da sie kein Ende haben. Sie führen zu Furcht, Schmerz und Begierden.

Epikur glaubt, dass wir Lebensfreude erreichen, wenn wir Furcht, Schmerz und Begierden überwinden können. Ein klarer und sorgenfreier Verstand führt zu einem glücklichen Leben.

Ich habe das aktuell auch wieder gemerkt. Wenn ich wirklich zur Ruhe komme und mich entspannen kann, fühle ich mich glücklich. Ich brauche dann nichts anderes mehr. Alles fällt mir leichter und alles zusätzliche fühlt sich wie ein Bonus an.

Ich fühle mich motivierter und habe viel mehr Spaß an Tätigkeiten. Ich werde aktiver und habe wieder mehr Ideen.

Meine Aufgaben haben sich natürlich ergeben und sich nicht nach Pflichten, sondern nach dem nächsten sinnvollen Schritt angefühlt.

Meine Gedanken fühlen sich freier und nicht so eingeschränkt an. Ich bin nicht mehr nur auf die Probleme fokussiert, sondern habe den Eindruck das große Ganze wahrzunehmen. Ich kann wieder den Wald sehen und nicht nur einzelne Bäume.

Es ist als wären meine Gedanken nicht mehr eingesperrt, sondern könnten sich frei bewegen. Das ist ein sehr angenehmes Gefühl.

Da es die letzten Wochen immer geregnet hat ist mir klar geworden, wie sehr ich eine Beschäftigung brauche, die nicht draußen stattfindet.

Ich nutze die Zeit normalerweise um zur Ruhe zu kommen. Das fehlt mir aktuell. Ich gehe wenn überhaupt nur kurz raus, weil das Wetter so unangenehm ist und ich mich dadurch nicht entspannen kann.

Ich fühle mich wieder unruhiger und gehetzter. Ich lasse mich leichter stressen und dadurch schlafe ich schlechter. Das steigert dann alles andere und eine neue Abwärtsspirale beginnt.

Ich bin schneller gereizt und habe mehr negative Gedanken.

Es fällt mir aktuell schwer zuhause nichts zu tun und mich zu entspannen. Ich versuche verzweifelt die negativen Gefühle der Müdigkeit und der Unruhe loszuwerden indem ich etwas tue, zum Beispiel Essen oder mich unterhalten lassen. Ich merke auch, dass ich wieder YouTube Videos gucken möchte. Hauptsache ich bin abgelenkt und merke nicht, wie ich mich fühle. Ich möchte wieder weglaufen anstatt mich ihnen zu stellen. Damit bekämpfe ich aber nur die Symptome.

Ich gehe nicht die Ursache an. Ich brauche Erholung und sollte mich einfach mal hinlegen und ausruhen. Das fällt mir aber schwer, weil ich das Gefühl habe etwas tun zu müssen, um die negativen Gefühle zu verdrängen. Zusätzlich mache ich mir mehr Sorgen und Gedanken und schlafe so nochmal schlechter und weniger.

Ich kann jetzt aber gegensteuern, weil ich es erkannt habe und weiß was mir fehlt. Ich glaube ich habe es noch nie so früh gemerkt. Ich bin gerade erst am Anfang der Abwärtsspirale. Das ist ein großer Fortschritt.

Letzte Woche Montag habe ich mir sehr gut gefühlt, ohne einen besonderen Grund. Ich habe mich einfach zufrieden gefühlt.

Ab Dienstag ist es dann jeden Tag etwas schlechter geworden. Ich habe mir nicht mehr genug Zeit für mich genommen. So ist die Abwärtsspirale gestartet.

Ich sehne mich nach einem dritten Ort. Einen Platz an den ich gehen und meine Freizeit verbringen kann. Ich komme immer wieder bei dem Ort der Persönlichkeitsentwicklung an. Ich würde mich wirklich darüber freuen, wenn es so etwas geben würde.

Ein öffentliches Gebäude für die Muße und Entspannung.

In Helsinki gibt es die "Oodi" Bibliothek. Sie kommt dem schon recht nahe.

Ich habe mir vorgenommen meine Wohnung erstmal so zu gestalten, dass ich sie zu diesem Ort für mich mache.

Ich bin aber lieber draußen in der Natur und freue mich schon sehr auf den Frühling, wenn es wärmer und grüner wird.

Trotzdem brauche ich eine Alternative, falls das Wetter nicht mitspielt.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?