Hierarchie

06.07.2022

Ich habe festgestellt, dass ich Menschen in den Gruppen in denen ich verkehre unterschiedlich behandle, je nachdem wie ich sie in der Hierarchie einordne.

Entweder sind sie über oder unter mir. Meine Reaktionen sind stark von dieser Rangfolge abhängig.

Ich verknüpfe es auch mit ihrem Wert. Entweder sind sie besser oder schlechter als ich.

Bei Fremden ist das (größtenteils) nicht der Fall.

Ich bewerte Menschen anhand ihres Standes in der Gruppe und der Nützlichkeit für mich.

Bei Menschen, bei denen ich das Gefühl habe, das sie in der Rangfolge über mir stehen und damit in meinen Augen etwas besseres sind, traue ich mich nicht zu widersprechen und meine Meinung zu sagen.

Ich mache, was mir gesagt wurde, selbst wenn ich es nicht für richtig halte. Ich mache meinen Mund aber nicht auf, sondern fresse meine Frustration in mich hinein.

Ich freue mich, wenn ich helfen kann, weil ich so eine Chance habe meinen Stand in der Gruppe zu verbessern.

Ich bilde mir ein respektiert zu werden, wenn ich genug für sie getan habe.

Ich möchte für alles, was ich tue eine Gegenleistung. Ich tue so als wäre es ein Geschenk, schließe aber ohne das Wissen des anderen eine Vertrag zwischen uns ab.

Ich manipuliere die Menschen so und bin enttäuscht, wenn ich nichts zurückbekomme.

Ich erwarte zwar eine Gegenleistung, spreche es aber nicht aus.

Es fällt mir schwer wirklich großzügig zu sein, etwas zu geben ohne auch etwas zu bekommen.

Ich traue mich nicht Entscheidungen zu treffen und brauche immer eine Rückmeldung.

Ich fühle mich wie ein kleines Kind, dass keine Ahnung hat und sauge alles auf, was mir die Erwachsenen erzählen.

Ich setze keine Grenzen und lasse alles mit mir machen. Es fällt mir sehr schwer "Nein" zu sagen.

Ich möchte sie nicht verärgern, um in ihren Augen besser dazustehen. Ich habe Angst ausgeschlossen zu werden, wenn ich das falsche mache oder sage.

Ich fühle mich wie ein Untergebener, der zu tun hat, was ihm gesagt wird.

Ich sehne mich nach Anerkennung und möchte von ihnen akzeptiert werden. Ich möchte mich als fester Bestandteil der Gruppe fühlen.

Ich habe das Gefühl das meine Probleme nicht wichtig genug sind, um sie anzusprechen weil alle besseres zu tun haben, als sich mit mir zu beschäftigen. Deshalb fällt es mir oft schwer nach Hilfe zu fragen. Ich sehe es als Zeichen der Schwäche.

Weil ich mich so verhalte, bekomme ich aber die Anerkennung und den Respekt nicht.

Den bekomme ich, wenn ich für mich einstehe, auch mal widerspreche und meine Meinung sage.

Ich zeige den Menschen wie ich behandelt werden möchte. Wenn ich mich selbst mehr respektiere, tun sie es auch.

Die Verhaltensänderung fällt mir besonders im Fitessstudio auf. Sobald jemand hereinkommt, der breiter/stärker ist als ich oder böse aussieht, verhalte ich mich anders. Ich fühle mich direkt unsicherer und möchte die Person nicht verärgern.

Es fällt mir schwerer aufrecht zu stehen und meine Schultern sinken nach vorne.

Dabei habe ich schon oft genug gemerkt, wie nett sie in der Regel sind. Sie sind meistens sehr hilfsbereit und geben gute Ratschläge.

Es ist als würde es die Hierarchie für sie nicht geben und sie existiert nur in meinem Kopf.

Von Menschen unter mir bin ich schnell genervt und fühle mich überlegen, was sich dann auf meine Reaktionen auswirkt.

Ich nehme ihre Meinung nicht ernst und halte alles, was sie tun, für die falsche Entscheidung.

Ich bemitleide sie und gebe Ratschläge, weil ich alles so viel besser weiß als sie. Ich möchte sie belehren und mit meiner Weisheit beglücken. Wenn sie die Dinge so machen würden wie ich, könnten sie es auf meine Stufe schaffen.

Wenn ich Aufgaben von ihnen bekomme bin ich schnell genervt. Nach dem Motto: "Was fällt ihnen ein mich mit ihren bedeutungslosen Anfragen zu nerven."

Ich fühle mich zu gut, um ihre Probleme zu lösen.

Ich mache dann alles unnötig kompliziert, fühle mich genervt, dass ich etwas tun muss und mache es unbewusst nicht ordentlich, sodass nachgearbeitet werden muss oder Fehler entstehen.

Ich hoffe so es nicht nochmal machen zu müssen, weil der Preis mich zu fragen zu hoch ist und es nur im absoluten Notfall vorkommt.

Ich bilde mir ein nichts davon zu haben ihnen einen Gefallen zu tun. Es ist Zeit, die ich anders nutzen könnte. Zum Beispiel um jemanden über mir zu helfen.

Ich nehme ihre Bedenken auch nicht ernst und halte sie für Ausreden oder Schwächen.

Ich fühle mich hier wie der Erwachsene und alle anderen sind wie Kinder.

Ich gebe den Druck, der entsteht, weil ich mich nicht traue Grenzen zu setzen, nach unten weiter. Ich muss mich selbst als etwas besseres fühlen, weil ich mich immer klein mache, wenn jemand über mir steht.

Ich versuche mit meiner Handlungsweise klar zu machen, dass ich etwas besseres bin, in der Hoffnung anders behandelt zu werden. Anstatt mich klein zu fühlen, möchte ich der sein, der die Befehle gibt.

Weil ich mich selbst unterlegen fühle, möchte ich das sich andere auch so fühlen, damit ich mich besser fühle.

Weil ich diese Hierarchie in meinem Kopf aufgebaut habe, denke ich, dass ich umso besser bin je mehr Menschen unter mir sind.

Das ist aber nicht richtig. Alle Menschen sind gleich viel Wert und so möchte ich sie auch behandeln.

Beim Handball hat es sich nicht so angefühlt. Ich hatte zumindest in der Jugend immer das Gefühl, dass alle auf einer Ebene sind.

Es gab natürlich auch eine Hierarchie, es hat sich aber anders angefühlt. Ich habe den Druck andere klein zu halten, um selbst besser zu sein, nicht verspürt.

Ich habe mich sicher gefühlt. Vielleicht lag es daran, dass ich immer ein wichtiger Teil der Mannschaft war und an der Spitze stand.

Ich musste nie Angst haben ausgeschlossen zu werden.

Ich habe immer alles gegeben und mehr trainiert als nötig, um der Mannschaft bestmöglich zu helfen.

Ich möchte Menschen alle gleich behandeln und klare Grenzen setzen. Ich möchte meine Meinung sagen und nicht alles für mich behalten.

Ich möchte Menschen nicht mehr nach ihrer "Nützlichkeit" bewerten.

Ich möchte mich einbringen und meine Ideen und Bedenken teilen.

Ich möchte mich nicht mehr klein machen, sondern für mich einstehen.

Ich möchte Menschen wirklich helfen, wenn sie mich darum bitten und sie nicht abweisen oder bemitleiden.

Es ist keine Schwäche andere um Hilfe zu bitten. Viele freuen sich helfen zu können. Wenn ich alles alleine mache, nehme ich anderen das gute Gefühl jemandem geholfen zuhaben.

Ich möchte klar kommunizieren, was ich möchte und brauche.

Wenn ich eine Aufgabe bekomme, möchte ich sie gewissenhaft umsetzen und der Ausführung keine Steine in den Weg legen.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?