Indentität

14.02.2022

Ich versuche meine Leben mit Kennzahlen zu managen, um meine Ziele zu erreichen und einen planbaren Ablauf zu haben. Ich möchte klare Zusammenhänge haben. Wenn ich X mache, passiert Y.

Es macht mir das Leben leichter und ich kann mich so gezielt verbessern. Am Anfang optimiere ich sie, alles wird effizienter und passt besser in meinen Tagesablauf. Irgendwann neige ich dann aber dazu die Kennzahlen nur noch zu maximieren, bis meine Lebensqualität darunter leidet. Ich verinnerliche die Kennzahlen oder Glaubenssätze dann so sehr, dass ich mich damit identifiziere.

Beispiele

  • Arbeitsstunden / Urlaubstage pro Jahr
  • Immer beim Training
  • Feste Zeit zum Aufstehen
  • Keine Serien/Filme gucken
  • Finanzielle Unabhängigkeit erreichen
  • No days off
  • Nie zu spät sein

Es fällt mir schwer diese Verhaltensweisen aufzugeben, selbst wenn sie mir nicht mehr dienen, weil ich sie so verinnerlicht und zu meiner Identität gemacht habe.

Etwas ähnliches merke ich bei Zielen, die ich irgendwann mal gesetzt habe und hinter denen ich nicht mehr wirklich stehe, aber das Gefühl habe sie trotzdem umsetzen zu müssen. Oft ist es etwas, das ich als Idee gut finde, aber es nicht wirklich machen möchte. Es schränkt mich ein, weil ich diese Ziele immer mit in meine Pläne aufnehme. Das macht alles komplizierter und schwerer.

Eines dieser Ziele ist den Hof zu erhalten. Ich möchte nicht derjenige sein, der die Landwirtschaft beendet, habe aber auch keine Lust Landwirt zu werden. Es gibt aber so viel Potenzial. Ich könnte vieles aus dem Hof machen und habe auch viele Idee. Ich möchte sie aber nicht selbst umsetzen. Es macht mir Spaß die Ideen zu planen und anzustoßen, möchte die Arbeit aber nicht machen. Ich brauche jemanden, der meine Ideen umsetzten möchte.

Das einfachste wäre alles zu verkaufen/verpachten und mit meinem Leben weiterzumachen. Das geht aber nicht. Der einzige Grund ist, dass ich es nicht möchte. Ich stehe mir also selbst im Weg.

Ich habe Angst es nachher zu bereuen. Ich arbeite sehr gerne im Garten. Auch das Halten der Hähnchen im Mobilstall hat mir gefallen.

Vielleicht möchte ich ja doch irgendwann auf dem Hof arbeiten und dann geht es nicht mehr, weil wir ihn aufgegeben haben.

Ich möchte mich noch nicht festlegen und mir möglichst viele Optionen offenhalten. Ich habe aber nichts von den ganzen Optionen, wenn ich keine nutze.

Außerdem möchte ich unbedingt ein Haus bauen, dass optimal, regenerativ mit Energie und Wärme versorgt wird, autark ist, sich selbst durch den Verkauf von Strom finanziert, sehr gut isoliert ist und eine optimale Wohnqualität bietet. Es kann kein normales Haus mehr sein. Es muss diese unrealistische Idee eines Hauses sein und die Idee wird immer größer.

Bei einer logischen Betrachtung könnte ich ein paar Dinge ändern. Es fällt mir aber schwer, weil zu viel daran hängt. Wer bin ich, wenn ich diese Dinge nicht mehr mache?

Ich habe es aber schon mal gemacht. Ich habe das Feiern aufgegeben und spiele kein Handball mehr. Beides waren Dinge für die ich bekannt war und es war im Prinzip meine Identität. Die große Katastrophe ist nach der Umstellung aber ausgeblieben und das Leben ging weiter.

Es ist mir besonders schwer gefallen mit dem Handballspielen aufzuhören. Ich habe mehrere Jahre mit mir gerungen. Ich wollte nicht Schuld daran sein, dass sie die Mannschaft auflöst. Ich habe so lange weitergespielt, bis es nicht mehr ging. Ich hatte schon lange vorher keinen Spaß beim Spielen. Es hat sich nur noch angefühlt wie eine Pflicht oder ein Job. Ich habe es immer so gemacht, also muss es auch so weitergehen.

Ich habe die Bedürfnisse der Mannschaft über meine eigenen gestellt und darunter gelitten und es damit auch schwerer für meine Mannschaftskameraden gemacht. Es ist mir immer schwerer gefallen meine Unzufriedenheit zu verstecken und habe es irgendwann aufgegeben.

Ich konnte auch nicht mehr die Leistung bringen, die ich von mir erwartet habe, was es noch schwerer gemacht hat.

Ich habe mir vorgestellt, dass es alles ändern würde, hat es aber nicht. Natürlich gibt es die Mannschaft noch. Sie haben auch gemerkt, dass es keinen Sinn mehr hatte, wenn ich weiter spiele. Sie waren wahrscheinlich etwas traurig, als ich aufgehört habe, es hören aber ständig Leute auf und es kommen neue dazu. Das ist völlig normal.

Die Welt wird sich also in jedem Fall weiterdrehen. Es fällt mir trotzdem schwer sie abzulegen.

Ich merke aber, dass ich in diesen Bereichen eingeschränkt bin und nicht so radikale Entscheidungen treffen kann, wie ich es in anderen Bereichen mache, wenn ich etwas Neues herausfinde.

Die Frage ist also, wie ich diese Glaubenssätze von meiner Identität löse und so wieder freie, logische Entscheidungen treffen kann, die mich weiter bringen.

Ich frage mich auch welche Glaubenssätze ich so verinnerlicht habe, dass ich gar nicht merke das es Glaubenssätze sind und denke es wäre wirklich meine Identität.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?