Menschlicher Maßstab

24.05.2022

Ich denke immer wieder darüber nach, wie wir eine Stadt gestalten können, in der wir gerne leben.

Ich komme immer wieder zu dem gleichen Ergebnis. Es ist eine Stadt, in der wir alles zu Fuß erreichen können. Es gibt überall Grünflächen und wir kennen unsere Nachbarn. Alles ist im menschlichen Maßstab.

Studien bestätigen das auch immer wieder.

Ich beschäftige mich gerade mit dem Buch „A Pattern Laguage“ aus den 70er Jahren. Die Autoren haben versucht die Muster für eine gute Umgebung herauszuarbeiten und sind zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.

Ich finde es sehr spannend und inspirierend. Zuerst geht es um die Stadt, dann Nachbarschaften, Gebäude und schließlich Zimmer. Wenn Du ein Haus bauen möchtest, kann ich es dir nur empfehlen.

Die Umgebung hat eine großen Einfluss auf unser Leben. Das gilt nicht nur für die eigene Wohnung, sondern auch für die Stadt.

Die Arbeit, der Supermarkt und alle anderen Gebäude sind nur ein paar Minuten entfernt.

Wie entspannt dieses Leben wäre. Wir müssen unsere Fahrten nicht planen, sondern können einfach hingehen oder das Fahrrad nehmen. Keine Suche nach einem Parkplatz oder das aufregen über andere Autofahrer.

Es wird keine Fläche für Parkplätze oder große Straßen verschwendet. Stattdessen können Gärten, öffentliche Orte und Parks angelegt werden.

Es ist eine gesündere Art zu wohnen. Die Stadt bringt uns dazu uns mehr zu bewegen und an der frischen Lust zu sein.

Aber auch andere Kennzahlen sprechen dafür. Die Städte sind profitabler, haben eine bessere CO2 Bilanz und sind lebenswerter. Die Menschen sind dort einfach zufriedener.

Es gibt keine Staus, kein Feierabendverkehr und die Pendelei entfällt. Es ist viel ruhiger und entspannter.

Wir haben viel mehr Zeit für uns und wir können alle unsere Besorgungen auf einem gemütlichen Spaziergang erledigen. Unterwegs treffen wir ein paar Nachbarn und halten einen netten Plausch. Der Stress ist stark reduziert.

Der Verkäufer im Tante Emma Laden kennt uns und weiß schon, was wir brauchen.

Es ist die Art, wie alle Städte bis zur Erfindung des Autos gebaut wurden. Viele Altstädte haben diesen Charme noch. Deswegen fühlen wir uns von Ihnen so angezogen.

Es gibt viele kleine Geschäfte, anstatt weniger großer Ketten. Die Inhaber sind stolz auf ihre Produkte und kennen sich wirklich aus. Das Einkaufen ist ein völlig anderes Erlebnis.

In der Regel sind es Gebäude mit mehrfach Nutzung. Im Erdgeschoss ist ein Geschäft und die Inhaber wohnen darüber.

Sie teilen sich auch mehrere Wände und sparen so Energie- und Baukosten.

Die Häuser an sich sind auch viel schöner. Beim Bau wurde sich Mühe gegeben und nicht nur auf die Kosten geachtet. Die Schönheit war ein wichtiges Aspekt, nicht nur die Funktionalität. Jedes Haus hat Verzierungen und die Handwerker sind stolz auf ihre Arbeit.

Wir brauchen in der Wohnung nicht so viel Platz, weil wir alles schnell erreichen können. Es gibt viel mehr Alternativen. Wir können mehr Zeit draußen oder an anderen Orten, wie Cafés oder im Park, verbringen.

Durch die hohe Dichte an Bewohnern lohnen sich viele zusätzliche Angebote und Services, die in einem Vorort nicht vorstellbar wären.

Die Städte wurden im menschlichen Maßstab gebaut. In der Regel konnten wir in 10-15 Minuten durch die Stadt gehen. Die Häuser waren nicht höher als vier Stockwerke, weil wir nicht gerne noch mehr Treppen steigen.

Anstatt sich die Stadt ewig ausbreiten und wachsen zu lassen, haben wir eine neue gegründet. Es gab viele kleine Städte anstatt einer großen.

Zwischen den Städten könnte dann Platz für die Landwirtschaft sein, die sie mit frischen lokalen Lebensmitteln versorgt. Um jede Stadtherum gibt es eine „grüne Stadtmauer“, die als Erholungsgebiet dient.

Madrid möchte so etwas umsetzen. Unter anderem um die Temperaturen in der Stadt zu reduzieren und die Lebensqualität zu erhöhen.

Trotzdem sehen die meisten Städte anders aus. Man benötigt ein Auto für sein tägliches Leben und der Verkehr hat die höchste Priorität.

Es werden immer mehr Straßen gebaut, in dem Versuch ihn in den Griff zu bekommen. Dadurch wird aber immer mehr Verkehr erzeugt (Induced Demand).

Wir wählen die Art von Transport, die am Angenehmsten ist. Wenn wir den Verkehr reduzieren möchten, müssen wir die anderen Arten attraktiver machen.

Jeder möchte ein eigenes Haus mit Garten haben. In Amerika ist es besonders extrem.

Wie ist es dazu gekommen, wo doch so zu wohnen objektiv schlechter ist?

Es ist teurer, kostet mehr Energie, wir sind auf ein Auto angewiesen und alleine.

Immer mehr Städte haben das erkannt und fangen an Autos zu verbannen und sie wieder menschenfreundlicher zu gestalten. Paris wird zum Beispiel komplett umgebaut. Die Bürgermeisterin hat es zur Chefsache gemacht.

In Barcelona werden die Superblocks umgebaut und mehr Platz für die Menschen geschaffen.

In immer mehr Städten wird das Radfahren priorisiert. Je mehr Radwege es gibt und so sicherer es wird, desto mehr Menschen entscheiden sich dafür.

Wie können wir es wieder erstrebenswert machen diese kleinen Städte zu bauen?

Der Verein Strongtowns in den USA versucht Werbung dafür zu machen. Sie erstellen Studien und helfen Städten beim Umbau. Sie veröffentlichen auch Artikel zu dem Thema.

In Berlin werden Wettbewerbe abgehalten, was mit Baugrundstücken passieren soll. So können die Menschen selbst entscheiden, wie sie leben wollen. Es gibt Seminare zur Stadtplanung, damit sie bessere Entscheidungen treffen können und lernen, wie man so etwas in der Gruppe umsetzen kann.

Es gibt auch viele unabhängige Bewegungen, die ihre Städte ändern wollen. Sie verändern ihre Straßen kurzzeitig mit mobilen Sitzplätzen, Pflanzen und anderen Attraktionen, um den Menschen zu zeigen, wie es sein könnte und dass ein Leben ohne Auto möglich ist.

Überall werden Experimente durchgeführt und vieles ausprobiert.

Das macht mir alles Mut. Ich hoffe, dass es immer mehr Städte werden.

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