Normalität
Wir passen uns an allem an und gewöhnen und an alle Umstände.
Jeder hat etwas, das ihn einzigartig macht, aber die meisten von uns sind trotzdem durchschnittlich.
Die meisten Tage sind zumindest für uns normal. Selbst wenn wir jeden Tag etwas Neues machen, wird es zur Gewohnheit und langweilig.
Auch wenn andere das eigene Leben als spannend empfinden, ist es etwas anderes es selbst zu führen. Wahrscheinlich wird es selbst normal jeden Abend vor tausenden Leuten ein Konzert zu geben.
Jede Entscheidung zufällig zu treffen, wird auch irgendwann normal.
Hin und wieder passiert etwas Extremes, was uns für eine Zeit auf Trapp hält, aber auch das ist irgendwann normal.
Ich möchte immer etwas besonderes. Jeder Tag soll fantastisch sein. Das funktioniert aber nicht. Es ist ein Spiel, dass ich nicht gewinnen kann.
Ich glaube eine große Veränderung wird alle meine Probleme lösen. Ich möchte dann alles sofort umwerfen und etwas komplett anderes probieren. Das ist aber nicht der Fall.
Der bessere Weg ist eine langsame aber kontinuierliche Veränderung.
Ich habe mich immer vor der Normalität gefürchtet. Ich wollte und will etwas besonderes sein und auf keinen Fall ein normales Leben führen. Aber wozu? Es ist nichts an einem normalen Leben auszusetzen. Fast alle führen ein normales Leben.
Trotzdem ist jedes Leben einzigartig. Alle führen ein durchschnittliches Leben, aber niemand ist der Durchschnitt. Jeder macht etwas besonderes.
Nur für einen selbst wirkt es nicht so.
Ich bin oft erstaunt welch gute Ideen andere haben und wir eloquent sie sie aufschreiben. Ich halte meine eigenen Texte für nicht sehr originell.
Das liegt aber wahrscheinlich daran, dass es meine Ideen und Gedanken sind, auch wenn sie mich manchmal selbst überraschen. Für andere kann es ganz anders wirken.
Das gleiche gilt wohl auch für die Aktivitäten und den Lebensstil. Wir sehen oft nur die aufregenden und interessanten Seiten der Leben von anderen.
Im Vergleich dazu wirkt das eigene Leben langweilig und trist.
Ich verliere oft aus den Augen, wie gut es mir eigentlich geht und möchte immer mehr. Deshalb sehe ich nicht, was ich schon alles habe.
Ich finde den Gedanken, dass Menschen zum Urlaub machen nach Minden fahren sehr gut. Es hilft mir zu erkennen, dass es hier sehr schön ist und ich dankbar dafür sein kann hier zu wohnen.
Ich muss nicht alles ändern oder umziehen. Überall gibt es schöne Ecken, ich muss sie nur entdecken.
So ist es wahrscheinlich mit vielen Dingen im Leben. Viele wünschen sie das, was ich habe und als normal ansehe. Ich weiß vieles nicht mehr zu schätzen, weil es einfach da ist.
Ich möchte versuchen mir dessen bewusster zu werden.
Vielleicht kann ich den Urlaubsgedanken auch auf die anderen Bereiche ausweiten.
Ich denke oft über die Welt, in der ich leben möchte, nach und möchte sie so schnell wie möglich umsetzen.
Dafür hätte ich am liebsten ein weißes Blatt und würde komplett von vorne anfangen. Ich stelle mir vor die perfekte Umgebung aufzubauen. Wie ich aber im letzten Test schon erkannt habe, ist das nicht möglich, trotzdem erwische ich mich immer wieder dabei.
Ich habe mir eingeredet, dass ich glücklich bin, wenn ich das Ziel erreicht habe. Deshalb fehlt mir die Geduld. Es fällt mir schwer den Weg dorthin zu genießen. Deshalb muss alles sofort passieren.
Ich möchte verinnerlichen, dass das nicht der Fall ist und erkennen, dass es besser ist sich die Dinge entwickeln zu lassen. So können wir besser auf Probleme reagieren und verbauen uns keine Möglichkeiten. Etwas zu erzwingen ist selten die beste Lösung.
Auf diese Weise arbeite ich und gehe mein Leben an. Ich mache kleine Änderungen und passe sie immer weiter an. Ich nähere mich so stetig dem Ziel.
Trotzdem möchte ich, dass es schneller geht. Manchmal wünsche ich mir meine Leben vorspulen zu können, damit ich an dem Punkt bin an dem ich alle Probleme gelöst habe.
Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass er niemals kommen wird und dass das Hier und Jetzt meine Leben ist. Ich sollte das beste aus diesem Moment machen, anstatt auf eine bessere Zukunft zu warten.
Es gibt noch sehr viele Probleme auf der Welt, aber im Grunde geht es uns ganz gut. Wir sind auch auf einem guten Weg, immer mehr Probleme zu lösen. Es dauert halt alles seine Zeit. Es gibt viele verschiedene Perspektiven, Meinungen und Interessen, die in Betracht gezogen werden müssen.
Ich hatte vor ein paar Tagen einen Chart von einem ETF vor Augen. Kurzfristig geht es ständig hoch und runter, wenn wir aber herauszoomen können wir erkennen, dass er langfristig steigt. Die kleinen Schwankungen sind kaum noch zu sehen. Auch von den großen Rückschlägen hat er sich erholt.
Ich glaube so ist es mit vielen Dingen. Im Moment wirkt alles total wichtig. Im Großen Ganzen macht es aber keinen wirklichen Unterschied. Wahrscheinlich können wir uns an die meisten dieser Dinge nicht mehr erinnern.
Das erinnert mich an die Schulzeit. Zuerst waren Klassenarbeiten super aufregend und stressig. Dann kamen die Klausuren und die Klassenarbeiten waren im Vergleich unbedeutend. So ging es immer weiter bis zum Beruf.
Ich bin froh vor dem Studium eine Ausbildung gemacht zu haben. Dadurch habe ich mich von der Prüfungsphase nicht stressen lassen. Für viele, die direkt aus der Schule gekommen sind, war die Zeit eine riesige Herausforderung.
Es kommt immer auf die Perspektive an.
Es ist ein bisschen wie beim Krafttraining. Je mehr wir trainiert haben, umso größere Gewichte können wir bewegen. Trotzdem ist es für alle anstrengend. Wir suchen uns die Gewichte, die uns fordern. Für den einen sind es 20kg für den anderen 100kg.
Nur weil das Gewicht für einen leicht ist, heißt es nicht, dass es für alle so ist.
Das zeigt mir, dass es keinen Sinn macht mich mit den Kleinigkeiten mehr als nötig auseinanderzusetzen. Mir Sorgen zu machen oder mich darüber aufzuregen verändert nichts und ich mache mir das Leben dadurch nur selbst schwerer.
Die meisten Trainingseinheiten sind durchschnittlich. Es ist nicht möglich jedes mal unser bestes Training zu machen. Wenn wir uns jedes Mal steigern, wird auch das normal und wir erwarten, dass es ewig so weitergeht. Wir sind dann enttäuscht, wenn wir ein Plateau erreichen.
Manchmal haben wir einen schlechten Tag. Wir können es akzeptieren und es abhaken. Es kommen auch wieder bessere.
Das ist alles völlig normal und ok. Solange wir langfristig auf dem Weg zu unseren Zielen sind, macht jeder einzelne Tag keinen großen Unterschied. Die Beständigkeit ist das Wichtige.
Anstatt darauf zu hoffen, dass mich etwas von außen glücklich macht, kann ich dafür sorgen, dass meine Zufriedenheit von innen kommt.
Ich glaube der Schlüssel dazu ist geringe bzw. keine Erwartungen zu haben und Situationen nicht zu bewerten. Ich kann alles als Möglichkeit sehen. Alles ist eine Gelegenheit etwas zu lernen und zu erfahren.
Wir können nur das beste aus jeder Situation machen.
Wenn ich schlapp und müde bin, kann ich ein lockeres Training einlegen oder eine Pause machen und das ist ok.
Es muss nicht immer alles jedes Mal besser werden.
Ich habe in einem Artikel gelesen, dass das Leben weder ein Sprint noch ein Marathon ist. Wir sollten es stattdessen als ein Tagebuch sehen. Jeder Tag ist dabei ein eigener Eintrag.
Mir gefällt die Vorstellung sehr gut. Es fällt mir so leichter Aufs und Abs zu akzeptieren. Jeder Tag steht dabei für sich und alle fügen sich zu einer Geschichte zusammen. Der Weg wird es im Rückblick deutlich.
Wer weiß schon was eine Situation für eine Auswirkung hat. Vielleicht verändert eine Begegnung heute mein Leben in 5 Jahren völlig.
Ich möchte versuchen meine Erwartungen zu senken und Situationen nicht zu bewerten.
Ich möchte einen Schritt nach dem anderen gehen und jeden Tag nehmen, wie er kommt.
Das bedeutet nicht, dass ich keine Ziele mehr setzen möchte, ich möchte aber alles etwas entspannter angesehen. Es hat keinen Sinn etwas zu erzwingen oder etwas zu erreichen, dass ich nicht wirklich möchte.
Ich möchte mehr Geduld aufbringen und nicht mehr erwarten, dass alles sofort passieren muss.
Ich möchte verinnerlichen, dass im Leben der Weg das Ziel ist und nicht mehr auf eine perfekte Zukunft warten.